ULF ZASPEL ERZÄHLT:

Sage von den Sandhöhlen im Heers

Sonnabend
08.06.2024, 08:00 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Wenn man heute die Sandhöhlen im Heers besucht, fühlt man sich in eine andere Welt versetzt. Kaum noch jemand weiß, dass sich hier früher eine alte Stadt der Zwerge, Zwergenquarz, befand. Der Name Heers bezieht sich auf ein Heer von Riesen, welches die Stadt Zwergenquarz verwüstete. Dies ist die alte Sage dazu...


Auf dem Gebiet der Sandhöhlen im Heers lag früher die alte Stadt Zwergenquarz, die Hauptstadt der Zwerge im Harz. Die Zwerge waren fleißige Bergleute und geschickte Handwerker. Stollen aus dieser Zeit findet am noch heute überall im Harz.

Die Welt der Zwerge waren der Bergbau und die innere Erde, während oberirdisch die Riesen hausten, mit welchen die Zwerge Handel trieben. König der Riesen war Gewitterich, ein Riese wie ein Turm. Als er einmal einen besonders großen Baum hinter sich her zog, entstand das Bodetal und als er seine Stiefel aus schüttelte entstand der Brocken.

König der Zwerge war Rammbold, seine Frau hieß Gosine und hinterließ im Harz ein bekanntes und bekömmliches Getränk. In der Nähe der Zwergenstadt verlief der Goldbach, welchen man auch heute noch kennt. Dieser enthielt etwas Gold und gehörte zum oberirdischen Gebiet der Riesen. Einst fand ein Riese hier ein kleines Stück Gold, nicht größer als ein Weizenkorn. Als er sich aufrichtete um nach dem Wetter zu schauen, kam ein Zwerg des Weges und steckte das kleine Goldstück ein. Der Riese sah nur noch im Wald eine rote Zipfelmütze verschwinden.

Er ging in sein Dorf und erzählte dem Dorfvorsteher: " Ich habe ein Stück Gold gefunden, so groß wie eine Kirsche. Doch ein Zwerg hat es mir gestohlen". Bald liefen die Riesen aufgeregt umher und einer erzählte dem anderen: "Er fand Gold, so groß wie ein Apfel, aber die Zwerge haben es gestohlen". Die Geschichte kam dem König der Riesen Gewitterich zu Ohren, man erzählt Ihm:

"Die Zwerge haben uns Gold gestohlen, so groß wie ein Kürbis, der Goldbach ist unser Revier"! Wütend lief der Riesenkönig zur Zwergenstadt Zwergenquarz und rief zum Zwergenkönig Rammbold: " Ihr habt uns Gold aus dem Goldbach gestohlen, so groß wie der größte Kürbis, der je geerntet wurde"! "Gebt es wieder raus!"

Die Zwerge bestritten dies und ein Wort gab das andere. Gewitterich und seine Gesellen fingen an, große Felsbrocken auf die Stadt zu werfen.

Gewitterich war mit den bösen Mächten im Bunde. Blitze und Feuer hagelten auf Zwergenquarz nieder. Die Stadt wurde in feinen weißen Sand zermahlen, wie man ihn heute noch findet. Die Sandhöhlen im Heers, wie man sie heute kennt, sind Überreste der Kelleranlagen der Zwergenstadt.

Die Zwerge aber flohen und kamen in die Gegend der heutigen Stadt Goslar. Hier begründeten sie den Bergbau. Der Rammelsberg erinnert noch heute an den Zwergenkönig Rammbold. Seine Frau Gosine aber braute aus dem Weizen des fruchtbaren Harzvorlandes eine erfrischendes Getränk für die Bergleute, welches heute noch getrunken wird. Aus dem Bier der Gosine wurde das bekannte Gosebier. Auch die Stadt Goslar erinnert noch an sie.

Der durch die Zwerge begründete Bergbau dauerte viele Jahre. Die Sandhöhlen im Heers aber sind nichts als die tiefsten Kellerräume der berühmten einstigen schneeweißen Stadt Zwergenquarz, so schneeweiß wie ein Einhorn!
Ulf Zaspel