Kassenärztliche Vereinigung Thüringen macht mobil

Ambulante Versorgung in den Fokus rücken

Sonnabend
01.06.2024, 13:35 Uhr
Autor:
red
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Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KVT) fordert ein politisches Umdenken, um die Zukunft der wohnortnahen Versorgung zu sichern...

Aktuelle Gesetzesvorhaben wie das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) oder die Ausblicke der Regierungskommission höhlen die ärztliche Selbstverwaltung aus, um das Gesundheitssystem stärker unter staatliche Kontrolle zu bringen. Die KVT-Vorsitzenden Dr. Annette Rommel und Dr. Thomas Schröter betonen die negativen Auswirkungen auf die ambulante Versorgung: „Aktuelle Gesetzesvorhaben versprechen Stärkungen und Verbesserungen im Gesundheitswesen. Für die ambulante Versorgung ist leider das Gegenteil der Fall: Es wird am Grundpfeiler der wohnortnahen Versorgung gerüttelt, der inhabergeführten Praxis. Geht es nach den Vorstellungen des Gesundheitsministers und seiner Expertenkommission, werden ambulante Behandlungen an immer weniger Standorten zentralisiert, auf Kosten der besonderen Nähe zwischen Patienten und ihren Ärzten, wie wir sie heute kennen“, erklärt der Vorstand.

Dr. Rommel und Dr. Schröter warnen eindringlich vor den Folgen einer Institutsversorgung: „In staatlich organisierten Gesundheitssystemen wie in England, den Niederlanden und Dänemark ist bereits sichtbar, zu welchen Engpässen und Wartezeiten für die Patienten dies führt. Unser Lösungskonzept zur Sicherung der ambulanten Versorgung umfasst zwei zentrale Maßnahmen: Erstens, die Ressourcenschonung durch eine effizientere Steuerung und den Abbau von Bürokratie. Zweitens, die Entbudgetierung der ambulanten Versorgung, um eine nachhaltige und bedarfsgerechte medizinische Betreuung zu gewährleisten.“

KBV-Kampagne machte Station in Thüringen
Die Selbstverwaltung der Ärzte garantiert Wohnortnähe zu den Patienten. Doch genau die sehen die Kassenärztlichen Vereinigungen in Gefahr. „Wir sind für Sie nah“, lautet das Motto der aktuellen KBV-Kampagne, mit dem die Selbstverwaltung der Vertragsärzte und -psychotherapeuten ihre lebenswichtige Rolle für die Gesellschaft unterstreichen möchte. Vom 24. bis zum 29. Mai machten mobile Plakate auf Fahrradanhängern in Erfurt und Weimar auf die Kampagne aufmerksam.

Eine der acht Ärztinnen und Psychotherapeutinnen, die der Kampagne ihr Gesicht verleihen, ist Dr. Denise Lundershausen. Die Hals-Nasen-Ohren-Ärztin praktiziert in eigener Praxis in Erfurt und engagiert sich seit vielen Jahren für die freiberufliche Zukunft ihres Berufsstandes. „Für die ambulante Versorgung ist es längst weit nach zwölf. In den vergangenen Jahren sind die Belastungen unaufhörlich gestiegen: Mehr Bürokratie, strengere Auflagen, die zu höheren Kosten führen, und zwar bei anhaltender Budgetierung für unsere Leistungen. Die ambulante Versorgung wird ausgezehrt. Schon heute entscheiden sich eigentlich interessierte junge Ärztinnen und Ärzte gegen eine Niederlassung, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Dieser Trend muss unbedingt umgekehrt werden – und deshalb kämpfe ich so vehement für die Zukunft unserer wohnortnahen Praxen“, sagt Dr. Lundershausen.