Park Hohenrode fördert die Artenvielfalt

Weniger Mahd ist mehr

Donnerstag
30.05.2024, 08:55 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Im Park Hohenrode werden, zunächst begrenzt auf ein Jahr, drei Wiesen nur noch zweimal, Ende Juni und im September, gemäht. Warum das gut für Flora und Fauna ist, erklärt Bodo Schwarzberg...

Bisher sorgten die Aktiven des Parks meist für vier oder fünf Wiesenschnitte pro Jahr. Mit der Bewirtschaftungsänderung möchte der Förderverein des Parks auf Initiative des Botanikers und Naturschützers Bodo Schwarzberg beim Artenschutz und städtischen Klimaschutz in Nordhausen vorangehen.

Denn: Eine zweischürige Wiese ist bedeutend reicher an Pflanzen- und damit auch Tierarten. Schwarzberg zählte beispielsweise auf der parkeigenen Streuobstwiese erst kürzlich 44 Pflanzenspezies. Auf einer fünf bis siebenmal pro Jahr gemähten Wiese seien es hingegen manchmal weniger als zehn. Und: „Einige Forscher gehen davon aus, dass von einer Wiesenpflanzenart durchschnittlich sieben Insektenarten unmittelbar abhängen. Die Pflanzen sind Nahrungsquelle für die Insektenlarven oder Nektarquelle für die fertigen Käfer, Fliegen, Bienen und Schmetterlinge“, so der Nordhäuser. Man könne die Bedeutung von siedlungsnahen Parkanlagen für den Artenschutz gar nicht hoch genug bewerten.

Der zur Familie der Mohngewächse zählende Hohle Lerchensporn (Corydalis cava) macht einige Wiesen im Park Hohenrode alljährlich im Frühjahr zum bunten Blütenmeer, das zahlreiche Insekten (vor allem langrüsselige Bienen), aber auch viele zweibeinige Besucher in seinen Bann zieht. Die Aufnahme entstand im April 2021. (Foto: Bodo Schwarzberg) Der zur Familie der Mohngewächse zählende Hohle Lerchensporn (Corydalis cava) macht einige Wiesen im Park Hohenrode alljährlich im Frühjahr zum bunten Blütenmeer, das zahlreiche Insekten (vor allem langrüsselige Bienen), aber auch viele zweibeinige Besucher in seinen Bann zieht. Die Aufnahme entstand im April 2021. (Foto: Bodo Schwarzberg)


Und nicht nur das: Wiesen sind auch wichtige Speicher für Feuchtigkeit. Und Wasserspeicher werden in Zeiten zunehmender Dürreereignisse immer wichtiger; Stichwort: 'Schwammstadt':

So trocknet eine höherrasige, wenig gemähte Wiese langsamer aus. Sie bleibt länger grün und unterscheidet sich so auch optisch vom in Dürrezeiten schnell eintretenden Graubraun der „englischen Rasen“, unter denen der ausgedörrte Boden betonhart wird, zur Rissbildung neigt und über dem in der Sonne 60 oder 70 Grad genessen werden können.

Durch die allmähliche Verdunstung des gespeicherten Wassers in zweischürigen Wiesen hingegen sinkt in ihrem Umfeld die Lufttemperatur, - unter Umständen um mehrere Grad.

Aus der Tatsache heraus, dass während langer Hitzeperioden in Städten durch Wärmestau bis zu fünf Grad höhere Temperaturen als in der freien Landschaft herrschen können, erklärt sich die große Bedeutung dieser Temperaturabsenkung auch für die Volksgesundheit.

Und was ist bei Starkregen? - Eine höherrasige Wiese nimmt das Wasser auf, während es von einem ausgetrockneten englischen Rasen schnell abfließt und so mit zu einem möglichen Hochwasser beitragen kann.

Nicht zuletzt ist der Anblick einer grünen und von vielen Blüten bunten Wiese ein ästhetischer Genuss, der nachgewiesenermaßen auch unserem psychischen Wohlbefinden zugutekommt.

Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Bevölkerung, artenreichen, höherrasigen Blumenwiesen gegenüber kurzgehaltenen "englischen Parkasen" den Vorzug geben.

Aus all diesen Gründen sollten wir in Nordhausen nicht nur im Park Hohenrode, mehr Wiese wagen.
Bodo Schwarzberg
Bodo Schwarzberg