Erste Einschätzung vom Wahlabend

Warten auf die Briefwähler

Montag
27.05.2024, 00:11 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Ein langer Wahlabend ist noch nicht ganz zu Ende, die Trends des kommunalen Urnengangs sprechen aber doch eine klare Sprache. Die nnz hat sich am Abend im politischen Nordhausen umgehört…

Galgenhumor bei der Linken, vorsichtige Hoffnung bei der SPD, Zufriedenheit bei der CDU, Euphorie bei der AfD - so ließen sich in aller Kürze die Stimmungen vom Wahlabend zusammenfassen. Die finalen Wahlergebnisse liegen da noch nicht vor, mit abschließenden Analysen halten sich die meisten noch zurück, ein paar erste Einschätzungen konnte man aber trotzdem schon zusammentragen.

Der große Verlierer des Abends dürfte wohl die Linke sein, klare Verluste hat man sowohl im Kreis wie auch in der Stadt zu verzeichnen. Vor dem Bürgerhaus kam die Nordhäuser Linke zusammen und nahm die ersten Ergebnisse mit einer gehörigen Prise Galgenhumor auf. Für kleine Erfolge am Rande gab es aus den eigenen Reihen Applaus, Christian Kowal ist in Klettenberg zum Ortschef gewählt worden, allerdings über die „WG Kultur- und Geschichtsverein“.

Bei der SPD rechnet man am Abend damit, dass man im Nordhäuser Stadtrat fünf bis sechs Sitze haben wird, was einem relativ stabilen Ergebniss gleich käme. Mit einer erstarkten AfD und dem Einzug einer neuen Gruppierung, der Bürgerliste Südharz, werde es im Stadtrat sicher nicht leichter, Mehrheiten zu finden, heißt es bei den Genossen. Der neue Stadtrat werde sicher konservativer, die spannende Frage sei dabei, wie sich die CDU verhalte. Der Wahlkampf sei ingesamt friedlich verlaufen, wobei auch spürbar geworden sei, dass der Wähler die Ampel-Regierung auch kommunal abstrafe.

Zu spüren bekommen haben das auch FDP und Grüne. Ein Sitz für die Liberalen, zwei für die Grünen im Nordhäuser Stadtrat standen kurz vor Mitternacht auf der Prognose, Fraktionsstatus hätte man damit nicht mehr. Das hätte ganz praktische Konsequenzen, in vielen Schlüsselpositionen, etwa in den Ausschüssen, wäre man dann nicht mehr automatisch vertreten. Auch im Kreistag sind die Verluste spürbar, wenn auch nicht so deutlich wie bei der Linken. Die Hoffnung lag für Ulrich Konschak von der FDP am Abend, wie für viele andere auch, auf den Briefwählern. Es sei von vornherein klar gewesen, das es nicht leicht werden würde, meint Konschak, der Unmut sei greifbar gewesen, in den Gesprächen mit den Bürgern sei es eher um Rentenpolitik, Bürgergeld, Ukrainekrieg und um die Flüchtlingsfrage gegangen, als um lokale Themen. Und wenn die zur Sprache kamen, dann ging es meistens um den Zwist zwischen Kreis und Stadt.

Das ausgegebene Ziel der CDU war es, die acht Sitze, die man im Stadtrat zuletzt hatte, zumindest zu halten und es sah am Abend so aus, als würde man das auch erreichen. Man werde sehen müssen, wer im Stadtrat wohin tendiere, das gelte für alle Neuzugänge, meinte der Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Steffen Iffland. Man pflege ohnehin „Schweizer Verhältnisse“, Themen würden sachlich und fachlich besprochen. Den Erfolg der AfD sieht man vor allem in der Bundes- und Landespolitik begründet. Lokale Themen könnten schon deswegen nicht ausschlaggebend gewesen sein, weil man die im Stadtrat ja regelmäßig gemeinsam beschlossen habe, also auch im zutun der AfD.

Die traf sich am Sonntagabend in der Schönen Aussicht in Nordhausen Nord. Die Stimmung hier sei euphorisch gewesen, sagt Andreas Leupold am Telefon. Man freue sich sowohl im Kreistag wie auch im Stadtrat die stärksten Fraktionen stellen zu können und habe die „desolaten“ Ergebnisse der anderen, allen voran der Linken, Grünen und der FDP mit Genugtuung verfolgt. „Die positive Stimmung, die wir schon im OB-Wahlkampf gespürt haben, konnten wir aufnehmen. Wir haben in Nordthüringen einen guten Wählerstamm“, sagt Leupold. Auch an den Wahlkampfständen der AfD habe man die Frustration gespürt, bei den kommunalen Themen sei auch hier der Rathauszwist oft zur Sprache gekommen. Man sei Nutznießer des Chaos gewesen, sagt Leupold, die guten Ergebnisse sehe man auch als Revanche und Retourkutsche, eine linke und rote Hochburg sei Nordhausen nun nicht mehr. Mit Genugtuung habe man hier ebenso festgestellt, das dass Bündnis „Nordhausen zusammen“ für die Kommunalwahl offenbar kein Mobilisierungspotential habe aufbringen können. Man strebe nun eine bürgerlich-konservative Mehrheit an - die stabilen CDU Ergebnisse wurden in der Schönen Aussicht positive aufgenommen - und wolle zum Wohle der. Bürger konstruktive Arbeit leisten.
Angelo Glashagel