Kommunale Politik, regionale Unternehmen und Integration

Altes Problem, neuer Ansatz

Freitag
24.05.2024, 20:30 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Viel wurde an dieser Stelle bereits über die Flüchtlingssituation in Deutschland sowie deren Auswirkungen bis in diese Region berichtet. Meist waren die Nachrichten nicht gerade beruhigend. Jetzt gibt es in Bleicherode einen neuen Ansatz…

Das wäre das Ziel des Projektes (Foto:  Janno Nivergall auf Pixabay) Das wäre das Ziel des Projektes (Foto: Janno Nivergall auf Pixabay)
Bei dem gehen Arbeitgeber und die kommunale Politik zusammen vor. “Wir wollten nicht warten, bis sich die politischen und bürokratischen Mühlen in Bewegung setzen. Wir wollten selbst etwas anschieben, für die Menschen, die zu uns geflüchtet sind, und für die Unternehmen, die auch in und um Bleicherode herum dringend nach Arbeitskräften suchen”, beschreibt Bürgermeister Frank Rostek die Situation.

Rückblick: Ende Februar sickerte durch, dass sich sieben Unternehmen in Bleicherode einig waren, dass die zeitweise bis zu 100 Syrer, die in Bleicherode untergebracht wurden, nicht nur betreut werden, sondern vielleicht eine sinnvolle Beschäftigung finden könnten. “Es muss doch möglich sein, dass wir als Gesellschaft nicht nur geben, sondern auch nehmen können. Warum sollen die Syrer nur in ihrer Unterkunft rumhängen? Sie können doch arbeiten und sich auf diese Weise integrieren”, berichtete damals Andreas Schütze, Chef eines Unternehmens in Bleicherode, der nnz.

Jetzt soll aus den damaligen Überlegungen ein Projekt kreiert werden, dass diese zwei “Fliegen” mit einer Klappe geschlagen werden. Die Unternehmer holten die kommunale Politik, die Arbeitsagentur und das Jobcenter mit ins Boot. Auch das Landratsamt kam dazu. Eine koordinierende Funktion übernahm Bürgermeister Frank Rostek. “Wir mussten erst einmal konstatieren, dass die Menschen in der Unterkunft einen unterschiedlichen Status haben. Einige befinden sich noch im Verfahren, andere haben bereits eine Anerkennung ihres Asylersuchens.

Also wurden die Asylanten, die sozial vom Horizont-Verein betreut werden, in zwei Gruppen geteilt. Diejenigen, die anerkannt sind, die sollen - so das große Ziel - in Unternehmen integriert werden. Und so startet dieses Projekt am 1. Juli. Dazu werden die Männer sechs Wochen in der Bleicheröder Werkstatt des Horizont-Vereins mit den Grundlagen des Arbeitens in Deutschland vertraut gemacht. Die Werkstatt beschäftigt sich eigenen Angaben zufolge mit ökologischem Waldbau, Umfeldpflege, Hauswirtschaft, Werterhaltung der Objekte, Bastelarbeiten für soziale Einrichtungen, Nutzholzaufbereitung oder kommunale Dienstleistungen. Nach diesen “Schnupperkursen”, die unter anderem mit dem Erlernen der deutschen Sprache kombiniert werden, soll jeder Teilnehmer zwei Praktika in Unternehmen wie zum Beispiel die Bäckerei Panem, Windoor, Deusa International oder in einer Elektrofirma durchlaufen. Im Idealfall sollen so neue Mitarbeiter gewonnen werden, letztlich der einzige Weg zu einer Integration.

Der zweiten Gruppe, deren Asylstatus noch nicht anerkannt ist, wird sich die Kommune annehmen. Frank Rostek: “Wir haben zwei Projekte im Bereich der Arbeitsgelegenheiten vorbereitet. Hier werden die Flüchtlinge helfen, unsere Stadt sauberer zu machen. Sie können sich einbringen und haben das Gefühl, gebraucht zu werden. Diese Projekte sollen am 1. Juni starten.”

Das Neue an diesem weiteren Versuch einer erfolgreichen Integration in den Arbeitsmarkt ist die Tatsache, dass die Initiative nicht von der Politik, sondern aus der Wirtschaft kam. Ob sie den erhofften Erfolg bringt, wird sich zeigen. Bisherige Projekte verliefen irgendwo im Sande, kosteten Unmengen von Geld und hatten wenig gesellschaftliche Relevanz. Bleibt zu hoffen, dass es diesmal anders wird. An den Rahmenbedingungen soll es nicht scheitern, hoffen die beteiligten Firmen und die kommunale Politik.
Peter-Stefan Greiner