ULF ZASPEL ERZÄHLT:

Die Sage von der Steinernen Renne

Montag
20.05.2024, 08:49 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Die Steinerne Renne oder auch Steinerne Rutsche oder Rinne, welche direkt am Fuße des sagenhaften Brockens im Harz liegt, war in grauer Vorzeit eine Kegelbahn des Teufels und der Götter. Nicht immer war sie so tief und steinig wie heute, dies passierte erst, als der Teufel und der nordische Gott Odin hier Ihre Kräfte messen wollten...


Der Wurmberg war früher höher als der Brocken, bis der mächtige Gott Odin ihm seine Spitze abriss. In alter Zeit spielte man das Kegelspiel nicht so wie heute, es kam nur darauf an einen gewaltigen Felsen möglichst weit zu rollen. Wer dies schaffte war Sieger, denn er hatte seine Kräfte bewiesen. Die vielen Felsen im Harz sind Folgen dieses Spieles der höheren Mächte.

Oft trafen sich auf dem Brockengipfel mächtige Geisterwesen, um vom hier aus Felsbrocken so weit wie möglich zu schleudern. Dies waren meist der Teufel, Gewitterich, der König der Riesen und auch Rübezahl, der Herr der Berge kam manchmal aus dem Riesengebirge in den Harz, um mit mächtigen Felsen zu kegeln. Zu Zeiten soll auch der Zwergenkönig Rammbold, Gebieter der Zwerge im Harz, hier gewesen sein.

Nun begab es sich, dass diesen gewaltigen Geisterwesen mal wieder zum Kegeln zusammen kamen und dem Teufel ein besonders weiter Wurf gelang. Freudig rief er aus: „ Selbst Odin – der Gott des Nordens könnte nicht so weit schleudern!“ Die Raben des Odins Hugin und Munin hörten diesen Satz und überbrachten ihn unverzüglich Ihrem Herrn Odin, zu seinem Göttersitz Asgard tief im finsteren Norden. Auf seinen gewaltigen achtbeinigen Pferd Sleipnir kam Odin zum Brocken geflogen, begleitet von seinen zwei Raben und seinen 4 Windzwergen. Er sagte zum Teufel:

„Nun Gevatter – ihr glaubt, ihr habt größere Kräfte als ich, nun schaut! “

Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung riss Odin die Spitze des Wurmberges ab, welcher seitdem niedriger ist als der Brocken. Er warf den Felsen Richtung Osten und dieser zerbarst in viele kleine Stücke, welche heute die „Steinerne Renne“ bildeten. Anfangs nannte man den Ort Steinerne Rutsche – doch im Laufe der Zeit wurde daraus „Steinerne Renne“. Ein großes Bruchstück ist auch der Felsen, welchen wir heute als den Ottofelsen kennen, ursprünglich hieß er Odins Felsen. Das größte Teilstück aber ist der Berg, auf dem heute das Schloss Wernigerode steht. Dies Felsstück rollte am weitesten, die Steinerne Renne hinab. Odin hatte seine vier Windzwerge dabei, Nordri, Westri, Austri, Sudri, welche für die vier Himmelsrichtungen stehen.

Der Windzwerg Westri, welcher für den Westen steht, war an diesem Tage besonders ausgelassen, ob er sich an den Kräutern und Pilzen des Harzes berauscht hatte oder bei einer Kräuterhexe in der Gegend des heutigen Nordhausen halt gemacht hatte, wissen wir heute nicht mehr.

Vor lauter Freude, dass sein göttlicher Gebieter Odin gewonnen hatte, rutschte er auf einem gewaltigen Felsstück die steinerne Renne hinunter das es nur so krachte und die Funken spritzten. Dieser Ritt auf dem Felsen ging als "Westris Rutsche" in die Sagenwelt des Harzes ein. Als sich später Menschen am Fuße des Harzes an siedelten, nannten sie Ihren Ort nach diesen Ereignis „Westris Rutsche“, daraus wurde später Wernigerode.

Auf dem größten Teilstück von Odins Felsen errichteten die Menschen später eine befestigte Ansiedlung und viel später entstand hier das schöne Schloss Wernigerode und erinnert so an den Windzwerg Westri. Der Ottofelsen, welcher ursprünglich Odins Felsen hieß, die Steinerne Renne und die Stadt Wernigerode sind die Folge des Kräftemessens von Odin und dem Teufel.
Ulf Zaspel