SWG-Chefin Klaan auf Investorenkonferenz ins Leipzig:

"Bezahlbarer Neubau muss wieder möglich sein"

Freitag
03.05.2024, 12:42 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Wie kann der Wohnungsbau in Zukunft wieder bezahlbar werden? Antworten auf diese Frage sollten auf der jüngsten Investorenkonferenz des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) und des Bundesbauministeriums in Leipzig gefunden werden...

SWG-Chefin Inge Klaan war als Podiumsgast bei der Veranstaltung Bündnis Investorenkonferenz geladen. Hier im Gespräch mit Guido Spas von der Bundesstiftung Bauakademie und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung. 
 (Foto: Christian Modla) SWG-Chefin Inge Klaan war als Podiumsgast bei der Veranstaltung Bündnis Investorenkonferenz geladen. Hier im Gespräch mit Guido Spas von der Bundesstiftung Bauakademie und Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung. 
 (Foto: Christian Modla)

Thema der Veranstaltung: serielles und modulares Bauen. Damit soll der Wohnungsbau in Deutschland, der wegen stark gestiegener Baupreise und höherer Bauzinsen ins Stocken geraten ist, wieder in Schwung gebracht werden.

Die Herausforderungen für die Wohnungswirtschaft sind groß: „Wir müssen es schaffen, in Anbetracht der Klimaschutzziele, den damit verbundenen starken Veränderungen der Bauvorschriften, steigenden Baupreisen und einem veränderten Energiemarkt weiterhin bezahlbaren Wohnraum anzubieten“, sagte Inge Klaan, Geschäftsführerin der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft (SWG) Nordhausen.
Die SWG-Chefin berichtete in Leipzig von den Erfahrungen, die das Wohnungsunternehmen mit seinem jüngsten Neubauprojekt im Gumpetal gemacht hat. Die beiden Mehrfamilienhäuser waren in nur knapp einem Jahr in serieller Bauweise entstanden – 2018 im Rahmen der GdW-Initiative Serielles und Modulares Bauen 1.0. Und damals noch zu 30 Prozent niedrigeren Baupreisen als heute - was eine Kaltmiete von 8,70 Euro pro Quadratmeter ermöglichte.

Konventionelle Neubauten mit den heute geforderten energetischen Standards seien auch in Nordhausen bei den gegenwärtigen Baupreisen kaum realisierbar, so Inge Klaan, weil sie sich über die aktuellen Mieten nicht refinanzieren ließen. Mit einer durchschnittlichen Kaltmiete von 5,23 Euro pro Quadratmeter in den knapp 5.000 Wohnungen der SWG liegt Nordhausen noch unter dem Thüringer Durchschnitt (7,77 Euro). Selbst in Nordhausen-Nord, im „teuersten“ Wohngebiet der SWG, bliebe man bei einer Durchschnittskaltmiete von 5,63 Euro noch immer unter Landesdurchschnitt, so Klaan.

Der Leerstand ist mit 3 Prozent gering, die Nachfrage nach Wohnraum aber groß. „In Anbetracht aller Umstände wollen wir dennoch 25 neue Wohnungen auf den Markt bringen und bereiten dafür derzeit einen Neubau in der Albert-Traeger-Straße in unserem Ossietzky-Hof vor. Dabei wollen wir wieder auf die Rahmenvereinbarung Serielles und Modulares Bauen 2.0 des GdW zurückgreifen“, so Klaan. In einem europaweiten Vergabeverfahren wurden 25 zukunftsweisende Konzepte für schnellen, kostengünstigen und qualitativ hochwertigen Wohnungsbau ausgewählt - eines davon wird die SWG umsetzen. Mit dem Neubau soll die Baulücke in der Albert-Träger-Straße geschlossen werden. Dort war 2021 das Schwesternwohnheim zurückgebaut worden, weil das aus 1-Zimmer-Wohnungen bestehende Gebäude nicht wirtschaftlich zu größeren Wohnungen umgebaut werden konnte.

In der gegenwärtigen Lage sei serielles Bauen eine Chance, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, so Klaan. Diese Art zu bauen habe mehrere Vorteile: Sie erlaubt nicht nur kostengünstigeres und schnelleres Bauen sondern durch die Vorfertigung in der Halle lassen sich auch Bauzeiten insgesamt verkürzen. Man ist wetterunabhängiger und die Arbeitsbedingungen für die Bauarbeiter seien auch besser - wichtig in der vom Fachkräftemangel gebeutelten Branche.

Wenn man über Neubau spreche, müsse man auch immer die demografische Entwicklung Nordhausens im Blick haben, so Klaan. Leben derzeit 42.542Menschen in Nordhausen, werden es laut Statistischem Landesamt im Jahr 2040 nur noch 35.470 sein. Aktuell wird der Bevölkerungsrückgang noch durch die Fluchtbewegung aus der Ukraine abgemildert. Wie sich diese Situation in den nächsten Jahren entwickeln wird, ist jedoch nicht absehbar.

Steigende Baupreise zwingen die SWG auch bei Investitionen in den Bestand die Nettokaltmieten zu erhöhen. „Unsere Prämisse ist aber, durch energetische Maßnahmen wie neue Fassaden und Fenster die steigenden Kaltmieten durch sinkende Betriebskosten abzufedern“, so Klaan abschließend.