Neue Dauerausstellung im Schloss Heringen

Wenn diese Mauern reden könnten

Donnerstag
02.05.2024, 17:30 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Das Heringer Schloss hat in den letzten Jahrzehnten seine ganz eigene Renaissance erlebt. Heute wurde mit der Eröffnung der neuen Dauerausstellung dieser Geschichte ein neues Kapitel hinzugefügt. Im Fokus stehen Heringens Schutzherrin, Gräfin Clara, ihre Zeit und das „Amt Heringen“ von einst…

Die neue Dauerausstellung im Heringer Schloss widmet sich der Gräfin Clara und ihrer Zeit (Foto: agl) Die neue Dauerausstellung im Heringer Schloss widmet sich der Gräfin Clara und ihrer Zeit (Foto: agl)


Vor knapp 40 Jahren war im Heringer Schloss die Not groß. Das Land interessierte sich nicht für sein Erbe, schon gar nicht für Burgen und Schlösser des Adels aus alter Zeit. Aber in Heringen machte man sich auf, das alte Wahrzeichen der Stadt vor dem Verfall zu retten. „Wir waren damals eher bescheiden, das Dach musste gesichert werden und wir wollten einen Raum einrichten, in dem man zusammenkommen konnte“, erinnerte sich heute Dr. Klaus Moser.

Er steht heute im restaurierten Großen Saal, umgeben von schön in Szene gesetzten Artefakten der langen Schlossgeschichte. Es hat sich sehr viel getan im alten Gemäuer in den letzten Jahrzehnten. Das Dach ist schon lange dicht, notdürftige Stützbalken braucht man nicht mehr, im Erdgeschoss beherbergt man eine schmucke Ausstellung zu archäologischen Funden der Region, es gibt einen Aufzug für all jene, denen die sich windenden Treppenstufen zu viel werden und seit heute kann man auch die bekannteste Bewohnerin des Schlosses, Heringens Schutzherrin in schweren Zeiten, Gräfin Clara von Schwarzburg - Frankenhausen, angemessen würdigen.

Der neue Teil der Dauerausstellung ist allen voran ihr gewidmet. Anno Domini 1593 kommt sie aus Celle als neue Gemahlin des Fürsten Wilhelm I von Schwarzburg und Frankenhausen in die Region. Die Ehe währt nicht lange, der Graf stirbt schon 1598 und hinterlässt Clara unter anderem das „Amt Heringen“ als Witwengeschenk. Für die nächsten 60 Jahre wird das Schloss Claras neue Heimat und wer sich in den Geschichte etwas auskennt, weiß was Land und Leuten in dieser Zeit blüht.

Staatssekretärin Tina Beer, Museumsleiter Sophie Kamprad und Dr. Klaus Moser (Foto: agl) Staatssekretärin Tina Beer, Museumsleiter Sophie Kamprad und Dr. Klaus Moser (Foto: agl)


Clara erweist sich als resolute Dame, die zu wirtschaften weiß und dank guter Kontakte zu den adeligen Standesgenossen die größten Übel des 30jährigen Krieges von Heringen fern halten kann. Man hat es ihr in Heringen nicht vergessen, aber von ihrer langen Präsenz ist der Stadt nicht mehr viel geblieben. Zu oft wurde das Schloss nach ihrem Tode umgenutzt, zu viel ging verloren, erzählte Museumsleiterin Sophie Kamprad heute. Umso mehr freut man sich, dass man andernorts dem Haus vertraut und diverse Leihgaben nach Heringen gegeben wurden, unter anderem aus Sondershausen, Leipzig und Rudolstadt.

Das Team um Kamprad, Moser und die Interessengemeinschaft Schloss Heringen hat daraus eine sehenswerte und interaktive Schau zusammengestellt, die nicht nur mit allerlei Informationen rund um die Gräfin und das Leben auf dem Schloss aufwartet, sondern auch eine ganze Reihe kreativer Überraschungen bereit hält. Sowohl die kriegerischen Zeiten wie auch die zehn Dörfer des Amtes Heringen haben ihren Platz in der Ausstellung gefunden.

Die Ausstellung befasst sich nicht nur mit dem höfischen Leben sondern auch mit den unruhigen Zeiten des 17. Jahrhunderts (Foto: agl) Die Ausstellung befasst sich nicht nur mit dem höfischen Leben sondern auch mit den unruhigen Zeiten des 17. Jahrhunderts (Foto: agl)


Gefördert wurde das Unterfangen durch die Thüringer Staatskanzlei, für die heute Staatssekretärin Tina Beer der Eröffnung beiwohnte. Die Sanierung der letzten Jahre sei nur dank der gemeinsamen Kraft von EU, Bund, Land, Gemeinde und letztlich den ehrenamtlichen Schlossfreunden vor Ort möglich geworden, lobte Beer. Rund 1,4 Millionen Euro hat der Freistaat für den Aufbau der neuen Ausstellung bereitgestellt, um Kultur im ländlichen Raum nachhaltig zu etablieren, bedankte sich Kamprad.

Die Wiederauferstehung des alten Schlosses ist damit beinahe abgeschlossen, aber noch fehlt im Haus eine Etage, die noch Teil des Museums werden soll. Was man hier genau unterbringen wird, steht noch nicht fest, aber in Heringen hat man schon ein paar gute Ideen, wie es mit der Geschichte weitergehen könnte.

Wer sich selber ein Bild vom Schloss und der neuen Auststellung machen möchte hat ab sofort die Gelegenheit dazu. Und wer das am kommenden Sonntag tut und noch etwas länger im Ort bleibt, der kann ab 18 Uhr auch in den Genuss des nächsten Heringer Schlosskonzertes kommen. Das Loh-Orchester aus Sondershausen bringt im großen Saal Werke von Spohr und Janacek zu Gehör, ein Ereignis erster Güte, wie es sicher auch der Gräfin Clara gefallen hätte.
Angelo Glashagel