Das Nordhäuser Schulwesen feiert dieser Tage 500. Geburtstag. Am Humboldt-Gymnasium hat man der langen Geschichte heute zwei weitere historische Momente hinzugefügt…
Vergangenheit und Gegenwart vereint - vor dem Humboldt-Gymnasium erinnert seit heute eine Zahl an die lange Geschichte des Nordhäuser Schulwesens (Foto: agl)
Seit zehn Jahren wird an der Grunderneuerung des Humboldt-Gymnasiums gearbeitet, erst mit dem Bau des neuen Oberstufengebäudes im alten Gewand, aktuell mit dem Neubau der dazugehörigen Turnhalle und in nicht allzu ferner Zukunft mit der Ergänzung durch eine Mensa für beide Schulteile.
Über die Höhen und Tiefen dieser Dekade am Gymnasium und auf den Baustellen wurden schon viele Worte niedergeschrieben und auch der Dank an alle Beteiligten, der heute auf dem neu gestalteten Schulhof in der Blasii-Straße noch einmal ausgesprochen wurde, fand hier schon mehrfach seinen Niederschlag. Das ist kommunale Kraft die hier steht, ließ sich Gunnar Reuter, der Leiter der Service-Gesellschaft des Kreises vernehmen, man habe Fleiß, Ehrgeiz, Mut und Unverdrossenheit bewiesen, sekundierte Landtagspräsidentin Birgit Pommer, die als Infrastrukturministerin ihren ganz eigenen Anteil am Geschehen hatte und Landrat Jendricke erinnerte an die bürokratischen Hürden und die anderen Schulbauprojekte des Kreises.
Um Worte ist die Politik selten verlegen, im Zentrum der Aufmerksamkeit sollten heute aber zwei Symbole stehen - ein ganz neues und ein sehr altes, beide tief verankert in der Geschichte. Symbol Nummer Eins ist eine Zahl: 500. So viele Jahren reichen die Wurzeln der Nordhäuser Gymnasien schon zurück, bis ins Jahr 1524, als Pfarrer Johannes Spangenberg in der Blasii-Kirche seine Latein-Schule gründete.
Zur Einweihung erinnerten die Beteiligten heute auch an Höhen und Tiefen der letzten zehn Jahre reger Bautätigkeit (Foto: agl)
Die Türme der Kirche spiegeln sich heute in der Fassade des Neubaus des Humboldt-Gymnasiums und davor prankt, ideal in Szene gesetzt, nun die große 500 in Erinnerung an die Ursprünge des Nordhäuser Bildungswesens. Nach der feierlichen Enthüllung des neuen Denkmals ging es in den Rohbau der Turnhalle, um sich mit einem historischen Artefakt zu befassen. Während der Bauarbeiten fand sich im Schutt der Jahrhunderte ein Reliefstein, der einst die Turnhalle der Königin-Luisen-Schule zierte. Neben zwei Putten hat der Steinmetz damals vier F in den Quader geschlagen, die das Turnerkreuz und das Motto der Turnbewegung um Vater Jahn abbilden - Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei.
Damit der alte Wahlspruch der ersten neuzeitlichen Turner zukünftige Schülergenerationen inspirieren mag, wurde der massive Quader heute in den Neubau eingefügt und zeigt hier nicht an der Fassade nach außen, sondern nach innen, in den neuen Turnraum.
Der alte Quader aus dem 19. Jahrhundert wurde durch Steinmetz Jan Fehling aufgearbeitet (Foto: agl)
Man sei derTradition verpflichtet, sagte Schulleiter Volker Vogt und zu der gehöre, dass man für Freiheit, Demokratie und Toleranz eintrete. Gerade in diesen Tagen und gerade in der Bildung müsse man darauf achtgeben, diese nicht zu verlieren. Die Gelder, die man in den letzten Jahren in die Schulen gesteckt hat, seien insofern gut angelegt - nicht nur für Lehrer und Schüler heute, sondern für die Zukunft.
Vergangenheit und Zukunft hätte man gerne mit einer ordentlichen Festwoche gefeiert, da das Schuljahr in diesem Jahr aber ausnehmend kurz ist und bereits Mitte Juni endet, hat man sich am Humboldt-Gymnasium für drei Events entschieden. Mit der Besuch des Kiewer Orchesters Anfang des Monats und der heutigen Enthüllung hat man zwei davon bereits absolviert. Das Finale wird für den 16. August, zu Beginn des neuen Schuljahres geplant. Gemeinsam mit dem evangelischen Kirchenkreis und der Blasii-Kirche wird es dann zunächst im Gotteshaus einen zentralen Festakt geben, auf den eine dem großen Jubiläum gebührende Party auf dem Schulhof folgen soll.
Angelo Glashagel