6. Sinfoniekonzert des Loh-Orchesters

Ein Ereignis der Superlative

Dienstag
23.04.2024, 08:51 Uhr
Autor:
red
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"Das 6. Sinfoniekonzert im Theater Nordhausen, das letzte in dieser Spielzeit, war ein Konzert der Superlative." So beginnt unsere Konzert-Rezension von Christel Laude...

Lang anhaltender Applaus während des 6. Sinfoniekonzerts (Foto: C.Laude) Lang anhaltender Applaus während des 6. Sinfoniekonzerts (Foto: C.Laude)

Das 6. Sinfoniekonzert im Theater Nordhausen, das letzte in dieser Spielzeit, war ein Konzert der Superlative. Abweichend von den sonst in einem Sinfoniekonzert üblichen drei Musikwerken erklangen fünf, deren Wege nach Frankreich in die Zeit des beginnenden Impressionismus, einer Musikrichtung in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, führte.
Ohne verbal ein Motto zu benennen, waren diese Werke musikalisch-inhaltlich miteinander verbunden, führten in impressionistische Klangwelten.
Auch das Programmheft kam noch pünktlich.
Dies hatten die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Musik der Klasse 11 des Humboldt- Gymnasiums mit viel Fleiß ideenreich, technisch aktuell und mit Erklärungen für das Publikum, erstellt. Nun saßen sie als Zuhörer mit im Theater.
Lilli Boulanger (1893-1918) war eine begabte Musikerin und anerkannte Komponistin. Sie erhielt als erste Frau den Prix de Rome, eine seinerzeit in Frankreich begehrte Auszeichnung, und konnte sich damit gegenüber der dominanten Männerwelt behaupten.

Das Loh-Orchester unter Leitung des jungen ungarischen Gastdirigenten Gabor Hontvari eröffnete mit der sehr farbenreichen Komposition „Frühlingsmorgen“ dieser Komponistin das Sinfoniekonzert.

Leicht sinnlich, mit einem schwebenden Thema, von der Querflöte sehr emotional gespielt und von zwei Harfen behutsam begleitet, beginnt sehr stimmungsvoll das „Vorspiel zum Nachmittag eines Faun“ von Claude Debussy (1862-1918). Er gilt als der eigentliche Gründer des Impressionismus und sein Werk ist wohl auch das bekannteste dieser Musikrichtung.

Für Debussy war Musik „Klang- und Farbkunst“, die das Orchester bestens zu vermitteln verstand.
Für die „Stargeiger“ Pablo de Sarasate und Rafael Diaz Albertini schrieb Camille Saint-Saens (1835- 1921) seinerzeit „Paradestücke der Geigenliteratur“, die von einem Interpreten das Höchste an spielerischem Können abverlangen. Bewundernswert, dass es eine Geigerin im Loh-Orchester gibt, die diese Anforderungen in hohem Maße erfüllt.

Aleksandra Zubova, Stimmführerin der zweiten Geigen, setzte mit ihrer Interpretation von Introduktion und Rondo für Violine und Orchester sowie Havanaise für Violine und Orchester Glanzpunkte im Konzert. Perfekt meisterte sie jede Schwierigkeit, beherrschte sämtliche Spieltechniken, gestaltete aber ebenso grandios im Piano, weich setzte sie den Bogen an, so dass man fast den Atem anhalten wollte.Perfekt aber auch das Zusammenspiel von Solistin und Orchester. Lang anhaltender Beifall war für die bescheidene Solistin verdienter Lohn.
Schön, dass unter den Zuhörern auch Töchterchen mit Papa saßen und applaudierten.

Die Interpretation des letzten Werkes, die Sinfonische Dichtung „Scheherazade“ von Nikolai Rimski-Korsakow (1844-1908), ein sehr anspruchsvolles Werk, setzte dem Konzert ein Sahnehäubchen auf. Dirigent und Orchester verschmolzen zu einem musikalischen Ganzen. Dynamisch abwechslungsreich und ausgewogen, der inhaltlichen Situation entsprechend und voller Spielfreude musizierte das Orchester. Die Orchestersoli kamen perfekt. Besonderer Dank an Anna Zeller von der Dresdner Philharmonie als Gast für die herausragenden Geigensoli. Die Begeisterung und Anerkennung der musikalischen Leistung des Orchesters und seines Dirigenten Gabor Hontvari zeigte das Publikum durch minutenlangen Beifall und Standing Ovations.
Vielleicht gibt es ein Wiedersehen.
Christel Laude