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SS plante 1944 ein neues KZ bei Niedersachswerfen

Freitag
19.04.2024, 08:18 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Ab Juli 1944 gab es Planungen der Sonderinspektion der SS, auch KZ-Häftlingslager zu erschließen und sogar bei Niedersachswerfen ein weiteres, neues Konzentrationslager einzurichten. Im Landesarchiv Sachsen-Anhalt finden sich Informationen dazu, die Tim Schäfer zusammenfasst,…

Insbesondere die Baudirektion von Fa. Junkers aus Dessau gab Mitte 1944 Grundlagen für die Planungen auf, die von der SS Sonderinspektion bereits in Entwürfe umgesetzt waren. Junkers bekam innerhalb weniger Wochen eine enorme Bedeutung 1944 hier, sollten doch wesentliche Teile der Junkers Fertigung mittels „Jägerstab“ noch für Nazideutschland hier im Südharz „bombensicher“ weitgehend in riesige Stollen und Kammern verlagert werden. In der Logik des SS-Staates seinerzeit wahnhaft unter Nutzung und Ausbeutung von Sklavenarbeit grauenhafter Natur SS eigener Prägung, den KZ Häftlingen im Besonderen und in Masse. Für diese Vorhaben hatte die SS alle Planungen auszuführen. Die Wirtschaftsforschung Niedersachswerfen (WiFo) sollte eingesetzt werden, um die Genehmigungen dafür einzuholen und die Bauausführung auf Basis der SS- Entwürfe zu realisieren. Dies geht aus einem geheimen Vermerk hervor, welcher im Landesarchiv Sachsen-Anhalt überliefert ist.

Für den Betrieb der im Bereich Niedersachswerfen-Ellrich geplanten Werke und die Häftlingslager bei Woffleben und Ellrich und eines neuen KZ bei Niedersachswerfen, offenbar nordwestlich der Ortschaft gelegen, sollten so bspw. dringend -140.000 Kubikmeter Wasser täglich (100.000 cbm davon Kühl- und Brauchwasser) abgesichert werden. Es handelte sich um 3 KZ Lager, darunter Woffleben. Deren Belegschaft war mit 15.000, 10.000 und 3.000 Mann avisiert. Weitere 90.000 Arbeitskräfte, in 30 km Umgebung, waren zeitnah abgeschätzt, tatsächlich hier eingesetzt zu werden, was ein Reichsleiter Grimm umzusetzen hätte…
In Niedersachswerfen wäre demnach, für die neuen Rüstungswerke, eine gemeinsame Sammelkläranlage geschaffen worden. Diese sollte auf dem rechen Zorgeufer kurz vor dem Zusammenfluss der Zorge mit der Bere, gebaut werden und vollbiologisch sollten die gesamten Abwässer geklärt werden, was diskutiert wurde. Die enormen Wassermengen sollten via Hochbehälter Ellrich/Appenrode in Hochbehälter gepumpt werden und sozusagen bei Windehausen wieder versickert sein, um erneut gewonnen werden zu können.

Zusätzliche Bauten wurden erwogen, etwa die Erhöhung eines Wehres an der Lenzinmühle, die damals noch unterm Kohnstein bestand, vor der Kohnsteinmühle, der die Schnabelsmühle insbesondere räumlich folgte. Im 2. Teil (hier in Kürze) soll es um die Fragen der hier nicht näher ausgeführten Produktionswerke gehen.
Tim Schäfer

Quellen:
LASA Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Magdeburg, Akte C 20 IV, Nr. 82, Jens- Christian Wagner, Zwangsarbeit für den Endsieg, Das KZ Mittelbau-Dora 1943-1945, 2020, Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Erfurt, ISBN:978-3-948643-06-5, Tim Schäfer, Hitlers Mittelwerk und V-Waffen, Nordhausen/Harz, 2021, ISBN: 978-3-00-068076-2.