Ein Blick in die Geschichte

Das Sachswerfer Riesenhaupt und das Oktagon

Sonnabend
30.03.2024, 17:42 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Schön, wenn Gemeinde Harztor und Ortschaft Niedersachswerfen auch die Heimatgeschichte unterstützen. So wird mit einer Infotafel, einem Lichtpunkt und einem Oktagon das Riesenhaupt aus dem Schatten der Geschichte geholt, doch warum ein Oktagon? Tim Schäfer kennt die Antwort...

Das Riesenhaupt (Foto: privat) Das Riesenhaupt (Foto: privat)
Das Riesenhaupt liegt heute mitten in der Ortschaft Niedersachswerfen. Vor vielen Jahrhunderten entstand dieser offenbar durch Menschenhände künstlich aufgeworfene Hügel. Ein Aufwurf oder Hügel, der wohl schon in altheidnischer Zeit eine Kultus- und Gerichtsstätte gewesen ist, auf der Opfer dargebracht worden sein sollen. Die Denkmalpfleger seitens des Landesamtes führen das Riesenhaupt als Denkmal, hier soll eine kleine Herrenburg gestanden haben, eine Motte.

Die Verzeichnisse Harzer Burgen führen auch das Riesenhaupt auf, ein Beleg soll Anno 1187 auf die Herren von Sachswerfen als Burgherren verweisen. Weitere historische Erwähnungen finden sich: Hochmotte und Honsteiner Gerichtsplatz bis 1502, danach offenbar wüst/ landwirtschaftliche Nutzung, Gehöft nebenan, 18./19. Jahrhundert Schuppen und Fabrikation, u.a. Streichholzfabrik, im 20. Jahrhundert schließlich Druschplatz, Festplatz (u.a. 750 Jahre Niedersachswerfen, 1958), im 20./ 21. Jahrhundert Bodendenkmal, geschützt in Thüringen.

Heute sagen wir Riesenhaupt, viel früher war die Bezeichnung ja eher Riewenheiwet oder Riewenhaupt. Jedenfalls. Es gab die „von Sachswerfen“ über Jahrhunderte hinweg tatsächlich, die im Schild das achtspeichige Rad führten, welches noch heute im Wappen von Niedersachswerfen auftaucht. Eine Zuordnung, die uns weiterbringt, ist die Zuordnung zur alten Grafschaft Klettenberg. Dieses Achteck (Oktagon) kann eine alte Bedeutung haben, galt dies doch als Zeichen der Herrschaft, konnte für Eintracht und Freiheit stehen (Crodo) oder war im Wahrzeichen eines der alten deutschen Urfürstentümer (Mainz) ein Bestandteil.

Wie auch immer, gerade entsteht ein Oktagon als kleiner Aufenthaltsraum am Riesenhaupt, damit setzt die Ortschaft auch das alte Wappen wieder ins Licht. Übrigens, auf der Infotafel ist das achtspeichige Rad ebenso zu finden, sozusagen als Hommage an die alte Tradition. Haben Sie es schon entdeckt? Unterstützt hat die Gemeinde, die Ortschaftsbürgermeisterin Katrin Schönemann, der Rat hat sich eingebracht, auch Frau Witzel und Frau Schedwill und Radio ENNO haben mitgewirkt, Herr Baumgarten entwarf die Grafik, der Bauhof installierte Tafel und Lichtpunkt.

Das Riesenhaupt ist mit einer Volkssage verknüpft. Der Name Rie(v)wenhaupt stamme von einem Riesen (Riewe wie Rübezahl und Reifenstein), schrieb Karl Meyer in der Nordhäuser Zeitung vom 19. Okt. 1909, aber ob das so stimmt? Die Volkssage erzählt, der Hügel sei dadurch entstanden, dass in grauer Vorzeit ein Riese, der durch das Land geschlendert war, hier seine Schuhe ausgezogen und ausgeschüttelt habe. Weil er gespürt hat, dass in denselben einige Sandkörner drückten.

Die aus den Schuhen ausgeschüttelte Erde bildete den Hügel des Riesenhauptes. Die Sandkörner sollen die auf dem Hügel liegenden Steine gewesen sein… Die Sage vom Riesen und dem Riesenhaupt ist gewiss märchenhaft schön, bestimmt eine Folge der Christianisierung für die Bewohner entworfen, die einen kleinen Kern hat, dem Rieven, der eine besondere Beziehung zu diesem Hügel gehabt haben muss…
Tim Schäfer