10.000 KILOMETER FÜR EINEN AUSBILDUNGSPLATZ (2)

Vermissen, lernen und wohlfühlen

Sonntag
17.03.2024, 09:00 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Fast exakt vor einem Jahr berichtete die nnz über eine junge Frau aus Peru, die sich für einen Ausbildungsplatz in der Nordhäuser Kreissparkasse beworben hatte. Was ist seitdem passiert? Wie geht es Naomi Betancourt? Wir haben die junge Frau am Nordhäuser Kornmarkt getroffen…

Naomi Betancourt (Foto: nnz) Naomi Betancourt (Foto: nnz)
Die erste große Hürde in ihrer Ausbildung hat Naomi genommen. “Ich habe ein wirklich sehr gutes Gefühl, dass ich nach rund eineinhalb Jahren den ersten Teil der Abschlussprüfung geschafft habe”, beschreibt die 20jährige ihre aktuelle Ausbildungssituation. Trotz des guten Gefühls bleibt aber immer noch ein Rest an Aufregung.

Die junge Peruanerin ist bereits mitten im zweiten Ausbildungsjahr. Sie hat nicht nur fachlich viel gelernt, sondern auch ihre Wahlheimat näher erkundet. Ihr Urteil über Nordhausen? “In der zurückliegenden Zeit habe ich Nordhausen besser kennengelernt und bin überrascht, dass es größer ist, als ich es mir vorgestellt habe. Nordhausen ist sehr schön, ich habe hier neue Orte entdeckt und ich finde es toll, dass es so gemütlich ist und dass sich viele Leute untereinander kennen, das macht es familiärer und das ist einfach sehr, sehr schön.” Zu ihren Lieblingsorten gehört zum Beispiel der Stadtpark, wo sie regelmäßig joggt. Gern sitzt sie in der Bibliothek oder probiert eine neue Eissorte bei Brehms in der Bahnhofstraße aus.

So schön sie es in Nordhausen auch findet, ihre Mutter im fernen Lima vermisst sie. “Ich trage sie immer bei mir im Herzen und es ist schön, wenn wir per Video miteinander reden und uns sehen können”, erzählt sie und ist froh, dass ihre drei Geschwister auch in Deutschland leben und man sich gegenseitig besuchen kann. So haben die Vier im vergangenen Jahr gemeinsam Weihnachten gefeiert.

In der Kreissparkasse Nordhausen hat Naomi Betancourt bislang sehr viel gelernt. Vor allem war sie in ihrer Ausbildung in der Hauptstelle am Kornmarkt eingesetzt, aber auch in den Filialen am Grimmel und in Salza. Aktuell lernt sie die Grundlagen der Wohnungsbaufinanzierung kennen. Trotz des Stresses, “es fühlt sich für mich wie eine große Familie an, in der man neben dem Fachlichen auch vieles andere kennenlernt. Hier habe ich das Thüringer gehackte Fleisch kennengelernt, das kannte ich vorher nicht! Oder neue Wörter wie Schickimicki oder Halligalli, das ist cool!”.

Mittlerweile ist die junge Frau umgezogen, wohnt nun in der Innenstadt, hatte sich Anfang Januar wieder über den vielen Schnee gefreut, der vom Himmel auf Nordhausen fiel. In ihrer Freizeit spielt sie Theater und ist Mitglied im Theaterjugendclub. Hier wurde in den zurückliegenden Wochen fleißig geprobt, unter anderem am Projekt “Swing again”, das Anfang April im Jugendclubhaus Premiere haben soll.

"Ich versuche immer, in der Gegenwart zu bleiben, in der das Leben stattfindet. Ich versuche, einen Tag nach dem anderen zu leben und bin für alle Erfahrungen und Lektionen dankbar, die ich gemacht habe. Ich denke, ich bin in dieser Zeit persönlich gewachsen und es ist schön, wunderbare Menschen um mich herum zu wissen. Da ist natürlich meine eigene Familie, aber da ist auch die große Familie hier in Nordhausen. Eine Familie, die man sich auf dem Lebensweg aufbaut. Ich bin sehr glücklich und dankbar, mit ihnen Hand in Hand weiter wachsen zu können”, sagt Naomi Betancourt.

Die Peruanerin weiß aber auch, dass die Ausbildung in der Nordhäuser Kreissparkasse noch viele Monate im Mittelpunkt ihres Lebens im Südharz stehen wird. “Ja, klar. Mein Blick geht deshalb in Richtung des dritten Lehrjahres und den dann stattfindenden Prüfungen. Und da muss ich noch viel üben…”
Peter-Stefan Greiner