Sonntag
25.02.2024, 09:50 Uhr
Autor
psg
Der Thüringer HC entführt einen wichtigen Punkt aus dem Spitzenspiel der Handball Bundesliga gegen den Tabellenführer SG BBM Bietigheim. Nach einem starken Auftritt des THC in der zweiten Halbzeit trennten sich beide Mannschaften mit 27:27 (18:9)...
Schon zweieinhalb Minuten vor der Pause führten die Gastgeberinnen mit zehn Toren und hatten das Spiel eigentlich vorentschieden. Mit Kampfgeist, mannschaftlicher Geschlossenheit und dem unbedingten Willen, nicht unter die Räder zu kommen, motivierte sich das Team und hatte zum Ende sogar die Chance auf den Sieg.
Zwar reißt damit die Serie der SG BBM nicht, zeigt jedoch, dass der Ligaprimus nicht unschlagbar ist. Das Ergebnis und der Spielverlauf versprechen schon jetzt Spannung auf das nächste Aufeinandertreffen im Halbfinale im Haushahn Final4 um den DHB-Pokal am 9. März in Stuttgart. Beste Werferinnen für die Gastgeberinnen waren Antje Döll (6/5) und Karolina Kudlacz-Glock mit fünf Toren. Neun Treffer für den Thüringer HC gehen auf das Konto von Annika Lott.
Die SG BBM Bietigheim legte in der ersten Minute zum 1:0 vor. Die Gäste setzten mit hohem Tempo zum Gegenstoß an, den Kempa-Trick von Jennifer Rode auf Annika Lott kassierte Gabriela Moreschi und war damit Ausgangspunkt für die 2:0-Führung der Schwäbinnen. In der 3. Spielminute verkürzte Annika Lott und hielt so den Anschluss. Gerade in der Startphase zeigte der Thüringer HC einen konzentrierten Spielaufbau mit sehenswerten Aktionen, der Torerfolg hingegen blieb aus. Zu Beginn der sechsten Minute die erste Zeitstrafe gegen die Abwehrchefin der Gäste Anika Niederwieser, inzwischen betrug der Vorsprung 4:1.
Das Unterzahlspiel glich Herbert Müller mit der siebten Feldspielerin aus. Gut erkannt und routiniert netzte Karoline Kudlac-Gloc ins leere THC-Tor ein. Johanna Reichert markierte den zweiten Treffer für ihr Team (7. Minute). Bietigheim wurde von Beginn an seiner Favoritenrolle gerecht, setzte auf eine druckvolle Abwehr und hohes Tempo im Angriff. Dem konnte der THC nicht folgen, dazu kamen die in letzter Zeit deutlichen Abschlussschwächen der Thüringer Mannschaft. Nach neun Minuten beim Stand von 6:2 hatte der THC-Coach genug gesehen und Redebedarf.
Herbert Müller holte die Spielerinnen an die Seitenlinie. Johanna Stockschläder kam mit dem dritten Tor für die Gäste aus dem Team Timeout. Beim 9:4 der Wechsel im THC-Gehäuse, Nicole Roth ersetzte Dinah Eckerle, die mit den Würfen der SG-Spielerinnen nicht klar kam. Auf der Gegenseite glänzte Gabriela Moreschi über die gesamte erste Spielhälfte mit starken Paraden und verhinderte mehrere Treffer des Tabellendritten. Mitte der 17. Minute nahm Herbert Müller bereits die zweite Auszeit.
Nathalie Hendrikse setzte sich auf der rechten Außenbahn durch und verkürzte zum 11:5. Johanna Reichert im Pech. Stark zieht sie von der Strafwurflinie an Gabriela Moreschi vorbei, doch der Pfosten verhindert den Torerfolg. In der 27. Minute der Zehntorevorsprung des Tabellenführers - 17:7. Die Gäste fanden nicht die richtigen Mittel, vor allem gegen die starke Torfrau der SG BBM. Schon zum Ende der ersten Halbzeit ging es um Ergebniskosmetik. Beim Stand von 18:9 der Pausenpfiff. Beim THC gab es mit Sicherheit einiges zu besprechen.
Aus der Pause kam Ida Gullberg gleich mit dem ersten Treffer der Gäste - 18:10. Die SG BBM erlaubte sich den gerade mal fünften Fehlwurf der Partie. Dafür netzte Antje Döll von der Strafwurflinie ein, das 19. Tor. Die zweite Halbzeit schloss zunächst nahtlos an den Verlauf der 1. Spielhälfte an. Bietigheim bestrafte die Fehler im Spielaufbau der Thüringer sofort und legte mit 21:12 vor. Yuki Tanabe verkürzte zweimal von Linksaußen zum 21:15. Und so langsam schafften es die Gäste, die sich bietenden Chancen besser nutzen. Johanna Reichert verhinderte eine torlose Strafwurfserie und verkürzte zum 23:17.
Jakob Vestergaard zeigte sich deutlich unzufrieden mit der Leistung des Tabellenführers in den letzten Minuten, zog beim 23:18 die Reißleine und legte die grüne Timeout-Karte auf den Tisch des Kampfgerichts. Jennifer Rode bediente Annika Lott, die mit dem Kempa das 23:19 erzielte. Mit einer starken Leistung kämpfte sich der Thüringer HC von zehn auf vier Tore heran. Ida Gullberg verkürzte weiter. Mit so einem Aufbäumen hätte man wohl nicht mehr gerechnet. Die Abwehr stand stabiler und agierte deutlich offensiver. Nicole Roth hatte öfters die Hand am Ball und vorn passte es mit dem Verwerten der herausgespielten Möglichkeiten besser.
In der 46. Minute lagen die Gastgeberinnen nur noch mit zwei Toren vorn - 23:21. Ein starker Auftritt der Thüringerinnen in der zweiten Halbzeit. Jakob Vestergaard wechselte im Tor, Sarah Lønborg sollte es richten. Die Thüringerinnen ließen nicht locker, nach dem Auftritt in der ersten Halbzeit und den ersten Minuten der zweiten Spielhälfte stand es in der 51. Minute mehr als überraschend 24:24. Einen 1:9-Lauf präsentierten die Gäste und verteidigten clever gegen die anstürmende SG BBM. Mehrere Angriffe wurden erfolgreich abgewehrt, doch der 25:24-Führungstreffer von der Siebenmetermarke ließ sich nicht verhindern. Ende der 56. Minute der schon unerwartete erste Führungstreffer von Kathrin Pichlmeier für den THC - 25:26, doch die SG glich aus. Die letzten Minuten waren an Spannung kaum zu überbieten. Den Führungstreffern folgte der Ausgleich,
Der THC mit der Chance, die Siegesserie des Tabellenführers zu brechen. Es war alles möglich zu diesem Zeitpunkt. Jakob Vestergaard nahm nach 58:12 Minuten seine letzte Auszeit. Glück für den THC - Antje Döll vergab die Chance per Siebenmeter auszugleichen, der Ball ging an den Querbalken. Die Gäste waren 50 Sekunden vor Spielende im Ballbesitz und mit einem Tor in Führung. Nur noch 30 Sekunden standen auf der Uhr, der THC verwarf. Strafwurf auf der Gegenseite noch 15 Sekunden, Antje Döll glich aus. Herbert Müller nahm zwölf Sekunden vor dem Schlusspfiff die letzte Auszeit.
Der letzte Wurf landet bei Gabriela Moreschi, der letzte Treffer im THC-Tor zählt nicht mehr. Mit einem 27:27 trennten sich die beiden Ligakonkurrenten. Kaum auszudenken, wenn der THC von Beginn an so aufgetreten wäre. Hätte, Wenn und Aber. Der Thüringer HC gewinnt einen Punkt, nach einer starken Zehntoreführung verspielt die SG BBM Bietigheim einen Zähler.
Bernd Hohnstein/Andreas Hofmann