ideale Bedingungen für kleine Plagegeister
Neue Zeckenplage zeichnet sich ab
Sonntag
25.02.2024, 08:34 Uhr
Autor
red
Ein milder, nasser Winter und dazu noch jede Menge Nahrung: 2024 droht zu einem extremen Zecken-Jahr zu werden. Bereits jetzt sind die Tiere in größerer Zahl zu finden, als zu dieser Jahreszeit üblich sein sollte...
Wer Dr. Karsten Brandt vom Wetterdienst Donnerwetter.de beim Zählen der Zecken in einem Waldgebiet zuschaut, könnte auf die Idee kommen, ihm Hilfe anzubieten und ihn nach Hause zu geleiten. Warum jemand auf die Idee kommt, ein Betttuch über den Waldboden zu ziehen, erschließt sich vielleicht nicht auf den ersten Blick.
Ich werde wirklich regelmäßig schräg angeschaut, Leute kommen breit grinsend auf mich zu und fragen, ob ich den Wald putzen will, lacht Karsten Brandt.
Der Meteorloge zieht ein Zeckentuch über Gräser oder eben auch durch den Wald und sammelt so die Zecken ein. Tatsächlich ist das die übliche Zählmethode. Wir machen regelmäßig Stichproben und zählen, wie viele Zecken innerhalb von 15 Minuten auf unserem Tuch landen.
In dieser Woche hatte Dr. Brandt die erste Zecke schon nach etwa 20 Sekunden gesichtet. So schnell geht es sonst nur zu Spitzenzeiten im Sommer, noch nie im Winter, wenn die Zecken erst gerade aus ihrer Winterstarre erwachen. Im Rheinland wäre zu dieser Jahreszeit 1 Zecke pro 15 Minuten normal, dieses Jahr gingen den Donnerwetter.de-Meteorologen schon 10 in die Falle. Sogar in deutlich kälteren Regionen wie auf dem 700 Meter hoch gelegenen Weißen Stein in der Eifel waren es 3-5 Zecken pro Viertelstunde.
Ein Grund, warum die Zecken in diesem Jahr schon so früh so zahlreich unterwegs sind, ist der milde Winter: Schon in den letzten Jahren erwachten die Zecken wegen der hohen Temperaturen immer früher aus ihrer Winterstarre. Dazu kommt, dass dieser Winter bei uns so nass war wie kein anderer Winter seit Beginn der Aufzeichnungen war. Beides passt den kleinen Biestern hervorragend.
Und: Im vergangenen Jahr sind besonders viele Zecken in den Winter gegangen. Schon 2023 war ein extrem starkes Zeckenjahr, auch da schon begünstigt durch den vorherigen Winterverlauf und vor allem auch das das sogenannte Mast-Jahr bei Eichen und Buchen. 2022 war ein Jahr, in dem die Bäume besonders viele Früchte trugen und damit viel Nahrung für Wild- und Nagetiere abwarfen. Diese vermehrten sich stärker und damit gab es auch wieder mehr Nahrung für die blutsaugenden Zecken.
Nach zwei starken Jahren startet 2024 also mit noch mehr Zecken. Für Haustierhalter ist das lästig, für einige Menschen kann es auch gefährlich werden. Da Zecken schwere Krankheiten wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen können, empfehlen Experten, sich auf das höhere Risiko in diesem Jahr einzustellen und zum Beispiel auch den FSME-Impfstatus zu überprüfen. Im Zeckenjahr 2024 sicherlich noch viel wichtiger als in anderen Jahren.