Thüringer HC

Außenseiter im Gipfeltreffen in Bietigheim

Freitag
23.02.2024, 08:33 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Am Samstag kommt es in der Sporthalle am Viadukt in Bissingen um 19:30 Uhr zum Spitzenspiel der 1. Handball Bundesliga der Frauen zwischen dem Deutschen Meister und Ligaspitzenreiter SG BBM Bietigheim und dem Verfolger Thüringer HC...

Die Brisanz dieses Spieles liegt darin, dass beide Teams nach der Länderspielpause wegen der Qualifikationsspiele zur Europameisterschaft 2024 schon am 9. März im Halbfinale des HBF-Haushahn FINAL4 in Stuttgart erneut aufeinandertreffen.

Zum Spiel:
Die SG BBM Bietigheim steht einsam wie ein Leuchtturm an der Spitze der Tabelle und hat den fünften Titelgewinn, bereits den dritten in Folge, für die Deutsche Meisterschaft 2024 fest im Visier. Seit der Spielzeit 2016/17 hat sich die SG BBM Bietigheim die Spitzenstellung im Frauenhandball in Deutschland erworben.

In der Saison 2017/18 unterbrach der Thüringer HC noch einmal die Erfolgskette und errang den Meistertitel. Eine Saison später unterlag der THC im Meisterschaftskampf nur durch die schlechtere Tordifferenz. Im Grunde hatte man gegen Bietigheim nur eine Halbzeit verloren, revanchierte sich dann in Stuttgart beim FINAL4 im Finale und wurde sensationell Pokalsieger. In der Saison 2020/21 wurde Borussia 09 Dortmund vor Bietigheim Deutscher Meister. Seitdem hat Bietigheim zweieinhalb Jahre kein Bundesligaspiel mehr verloren. Die Mannschaft hat das Glück, mit dem hohen Etat ein international, teilweise mit Weltklassespielerinnen besetztes Team, aufstellen zu können.

Es ist gut, dass es in Deutschland Sponsoren gibt, die ihr Geld in den Frauenhandball stecken. Im Fußball werden Millionen und Abermillionen “verbrannt”. Bietigheim vertritt als Deutscher Meister den Deutschen Handball Bund in der EHF Champions League und lässt dort die Handballwelt durch großartige Siege gegen Weltklasseklubs aufhorchen. Es fehlte leider über die gesamte Gruppenphase die Konstanz. In dieser Saison steht die SG in den Playoffs und spielt dort gegen Ikast Handbold aus Dänemark um den Einzug ins Viertelfinale. Auch der Thüringer HC vertritt den DHB international in der EHF European League und hat das Viertelfinale erreicht. Da trifft man auf Storhamar Elite aus Norwegen. Herbert Müller ist sehr stolz auf seine Mädels, die zum zweiten Male in Folge zu den besten acht Mannschaften in der European League zählen und nun versuchen, wieder ins Final4 in Graz einzuziehen.” Indes endet die Ära der SG BBM Bietigheim (gegründet 2008) zum Saisonende. Die Bundesliga GmbH wechselt nach Ludwigsburg und firmiert künftig als HB Ludwigsburg.

Erster gegen Dritter lautet die tabellarische Ansetzung dieses Spitzenspiels und dennoch ist es eher Goliath gegen David. Zu unterschiedlich sind die Voraussetzungen beider Vereine. Da haben wir den mit Weltklasse gespickten Kader mit: Gabriela Moreschi (BRA) und Melinda Szikora (HUN) im Tor, Kelly Dulfer (NED), Karolina Kudlacz Gloc (POL), Inger Smits (NED) und diezur Zeit beste deutsche Handballerin, Nationalspielerin Xenia Smits im Rückraum, Kaba Gassama (ESP) und Sofia Hverfell (SWE) am Kreis sowie Veronika Mala (CZE), Dorottya Faluvégi (HUN) und die deutschen Nationalspielerinnen Antje Döll und Jenny Behrend auf den Flügeln. Dieser Kader liest sich wie ein Who is Who europäischer Nationalmannschaften. Auch der THC stellte für die Saison ein großartiges Team auf, hat mit Annika Lott, Johanna Stockschläder, Dinah Eckerle und Nicole Roth deutsche Auswahlspielerinnen in seinen Reihen. Junge Talente entwickeln sich unter der Trainerregie von Herbert und Helfried Müller.

Die qualitativen Voraussetzungen und das finanzielle Fundament könnten dennoch nicht unterschiedlicher sein. In der Rangliste nach Positionen besetzten von Bietigheim nach der vergangenen Saison Veronika Mala, Xenia Smits, Trine Ostergaard, Kaba Gassama den 1. Rang, Gabriela Moreschi und Julia Maidhof wurden Zweite, Inger Smits Dritte. So viel zum Potenzial. Dennoch will und wird sich der THC nicht kampflos ergeben. “An einem guten Tag können wir jeden in der Bundesliga schlagen.”, sagt Herbert Müller seinen Mädels. Durch die Niederlage gegen Bensheim hat der THC im Kampf um die Meisterschaft zu viele Punkte verloren, der ist vorentschieden. Für den THC geht es nur noch um Rang zwei, den möchte man gern erreichen. Dafür lohnt es sich, in Bietigheim kämpferisch anzutreten. Schließlich könnte man der erste Klub sein, der Bietigheim in der Bundesliga mal wieder eine Niederlage beibringt. Herbert Müller sagt zu seinen Frauen: “Das ist das leichteste Spiel der Saison, niemand erwartet von Euch ein Wunder.” Dabei hat er im Hinterkopf, "dass wir an einem optimalen Tag auch Bietigheim ärgern können.“ Warum nicht?, meint er verschmitzt, “es gibt sicherlich auch Schnee zu Pfingsten oder 20 °C plus zu Weihnachten.”, um das Wunder nicht ganz auszuschließen und seine Mädels zu motivieren, die Bestleistung auf die Platte zu bringen. Da muss mehr als 100 % klappen, dennoch freut sich die Mannschaft auf das Spiel. “Bietigheim gehört mit dem Potenzial, was da drin steckt zur Weltklasse und man spielt schließlich Handball, um gegen solche Mannschaften zu spielen.”, schwärmte Herbert Müller.

Es steckt durchaus Brisanz in dem vorerst ungleichen Kampf, schauen wir mal. Der THC ist jedenfalls bereit. Nach zwei Niederlagen national wie international folgten zwei Siege mit einer beeindruckenden Deckungsleistung. Die Abwehr ist auch gegen Bietigheim gefragt, mal sehen, wie man gegen den Ligaprimus standhält. Im Hinspiel hat der THC eine Zeit lang gegengehalten, mit Tempohandball begeistert, war am Ende aber klar unterlegen. Lässt sich der Bock umstoßen?

Zum Kader:
Sarah Rønningen fehlt definitiv weiterhin. Die seit wenigen Tagen verheiratete Josefine (Huber) Hanfland, an den neuen Namen müssen wir uns erst gewöhnen, hat immer noch Knieprobleme und es ist zu hoffen, dass sie spielen kann. Annika Lott klagt über eine leichte Zerrung. Sonst bleibt alles beim Alten. Seit Mittwoch wissen wir zudem, dass wir uns eine weitere Saison lang auf Spiele mit Nathalie Hendrikse auf Rechtsaußen freuen dürfen.
HaJo Steinbach