Natura 2000 hat Kleingewässer vorbereitet

Die Unkenrufe können kommen

Mittwoch
21.02.2024, 12:46 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Bei Gerstungen wurden in den letzten Jahren über fünfzig Kleingewässer für die Gelbbauchunke vorbereitet und nunwartet man gespannt darauf, wann die ersten Unken dort ankommen...

„Die Kleinstgewässer haben wir bereits in den Jahren 2021 und 2022 für die Gelbbauchunke angelegt. Im Herbst 2023 wurden die kleinen Tümpel mit einer Befahrung mittels Traktor und Radlader durch die Agrargenossenschaft Gerstungen für die Tiere wieder nutzbar gemacht“, erläutert Martin Burmeister, Projektleiter. „Die hübschen kleinen Unken sind scheinbar sehr bescheiden. Sie brauchen nur Pfützen, kleine Tümpel, Wagenspuren oder Gräben. Aber diese dürfen möglichst keine Pflanzen enthalten. Sie müssen ab und zu austrocknen und dann im richtigen Moment wieder Wasser führen. Wichtig ist, dass dort keine Fische und auch keine anderen Amphibien leben, denn diese fressen Laich und Kaulquappen“, so Burmeister weiter.

„Wir bewirtschaften große Teile der angrenzenden Flächen im Natura 2000 Gebiet „Grubenberg bei Gerstungen“. Es hat uns daher sehr gefreut, dass wir mit dem Projekt zusammenarbeiten und einen Beitrag zum Schutz der Gelbbauchunke leisten können“ fügt Herr Kraus, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft, hinzu.

Kleine, besonnte und vegetationsarme Gewässer sind fast vollkommen aus unserer Landschaft verschwunden. Hauptursachen dafür sind die Verbauung und Begradigung von Bächen und Flüssen, die Trockenlegung von Flächen und der Rückgang der extensiven Weidetierhaltung. Mit der Vernichtung ihres Lebensraums ist auch die Gelbbauchunke immer seltener geworden.



Sie gilt heute in Thüringen als „vom Aussterben bedroht“. Gebiete wie der Grubenberg bei Gerstungen sind letzte, mögliche Rückzugsorte für Arten wie die Gelbbauchunke. Leider konnte die Gelbbauchunke in den letzten Jahren nicht mehr in diesem Gebiet nachgewiesen werden. „Nun bleibt es spannend, ob die Gelbbauchunken aus benachbarten Gebieten selbst den Weg zum Grubenberg finden. Wir haben aber auch einen Plan B: seit 2023 werden Gelbbauchunken bei uns im Wildkatzendorf gezüchtet. Einen Teil der Nachzucht können wir im Sommer guten Gewissens zum Grubenberg bringen, denn der Lebensraum ist jetzt bestens vorbereitet“ freut sich Dr. Juliane Vogt, Leiterin der Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld.

Das ENL-Projekt „Management und Vernetzung der Gelbbauchunkenvorkommen in Westthüringen“ in Trägerschaft der Wildtierland Hainich gGmbH wird vom Freistaat Thüringen und der Europäischen Union gefördert. Im Rahmen des Projekts werden an vielen Standorten neue Gewässer anlegt und bestehende Gewässer gepflegt. Hier investieren Europa und der Freistaat Thüringen in die ländlichen Gebiete

Die Natura 2000-Station Unstrut-Hainich/Eichsfeld befindet sich in Trägerschaft der Wildtierland Hainich gGmbH, die auch das Wildkatzendorf Hütscheroda betreibt. In dem von der Station betreuten Gebiet im Nordwesten Thüringens (Landkreise Eichsfeld, Unstrut-Hainich und nördlicher Wartburgkreis) werden viele praktische Naturschutzprojekte initiiert und durchgeführt.

Natura 2000 ist das weltweit größte, grenzübergreifende Schutzgebietsnetz. Europaweit hat es den Schutz wildlebender Tiere und Pflanzen und ihrer Lebensräume zum Ziel. Neben dem behördlichen Naturschutz ist in Thüringen ein Netzwerk von zwölf Natura 2000-Stationen an dessen Umsetzung beteiligt. Ziel ist die Vermittlung zwischen behördlichem und ehrenamtlichem Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft und der Bevölkerung vor Ort.

Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) hat die Natura 2000-Stationen eingerichtet und fördert diese. Seit 2019 ist das Netzwerk der Natura 2000-Stationen im Thüringer Gesetz zur Neuordnung des Naturschutzrechts (vom 30. Juli 2019) gesetzlich verankert und somit fester Bestandteil des Naturschutzes in Thüringen. Informationen zum Netzwerk unter www.natura2000-thueringen.de.