Deutscher spendenrat:

Bereitschaft geht zurück

Freitag
09.02.2024, 12:24 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Die Deutschen haben im abgelaufenen Kalenderjahr 2023 rund 5 Milliarden Euro gespendet. Das sind etwa 700 Millionen Euro bzw. 12 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Spendeneinnahmen entsprechen in etwa denen der guten Spendenjahre 2017 und 2019. Einzelheiten in Ihren Nordthüringer Online-Zeitungen...


Die Einnahmen gingen vor allem in der Not- und Katastrophenhilfe zurück, die in den beiden Vorjahren starke Zugewinne verzeichnen konnte. Mit 929 Mio. Euro sind hier die Einnahmen, trotz Rückgang, aber immer noch sehr hoch (Vergleich zu 2019: 576 Mio. Euro).

Im Rahmen der regionalen Betrachtung des Spendenverhaltens sticht das Ergebnis für Nordrhein-Westfalen heraus. Die Menschen im bevölkerungsreichsten Bundesland spendeten im vierten Jahr in Folge rund eine Milliarde Euro. Vorstehende Ergebnisse entstammen der Erhebung der Consumer Panel Germany GfK GmbH zur „Bilanz des Helfens“, die alljährlich im Auftrag des Deutschen Spendenrats erstellt wird.

Rund 17 Millionen Menschen haben im Jahr 2023 mindestens einmal Geld an gemeinnützige Organisationen oder Kirchen gespendet. Die Spenderzahl ist damit im Vergleich zum Jahr 2022 um 1,7 Millionen Menschen (minus 9%) gesunken. Erfreulich ist, dass diejenigen, die im Kalenderjahr 2023 gespendet haben, so häufig wie noch nie gespendet haben. Bei durchschnittlich 7,3 Spendenakten im Jahr 2023, spendeten die 17 Millionen Spendenden jeweils durchschnittlich 40,30€. Dieser Betrag stellt den dritthöchsten Betrag seit 2005 dar.

„Die Deutschen zeigten sich auch im vergangenen Jahr wieder überaus solidarisch und unterstützten die Projekte von Hilfsorganisationen mit beeindruckenden 5 Milliarden Euro. Die Normalisierung der Geldspendeneinnahmen auf das Niveau der Jahre 2017 oder 2019 war mit Blick auf die großartigen Unterstützungsleistungen im Zusammenhang mit der Ahrtal-Katastrophe und dem beginnenden Krieg gegen die Ukraine in den Jahren 2021 und 2022 zu erwarten. Zudem spürt jeder Mensch in unserem Land die Teuerung der vergangenen zwei Jahre und stellt sich darauf durch eine Fokussierung auf das persönlich Notwendige ein. Die Frage, ob man sich bestimmte Dinge noch leisten kann, mussten viele Menschen immer häufiger mit einem Nein beantwortet. Diesem Pragmatismus fallen in Teilen auch die Spenden an Hilfsorganisationen zum Opfer. Vor diesem Hintergrund sind die festgestellten Spendenleistungen umso bemerkenswerter.“ sagt Martin Wulff, Geschäftsführer des Deutschen Spendenrats.

Größte Spendenrückgänge bei Not- und Katastrophenhilfe
Die Humanitäre Hilfe stellt mit 75,2 Prozent (Vorjahr 76,4 Prozent) unverändert den Hauptanteil am Gesamtspendenvolumen. Nach Einnahmen in Höhe von 4,331 Milliarden Euro im Vorjahr, wurden im Jahr 2023 Einnahmen in Höhe von 3,753 Milliarden Euro verzeichnet (minus 578 Millionen Euro). Die sofortige Not- und Katastrophenhilfe hat die größten Rückgänge beim Spendenvolumen zu verzeichnen (minus 35 %). Hier wurde mit 929 Mio. Euro aber immer noch wesentlich mehr gespendet als im Jahr 2019 (2019: 576 Mio. Euro).

Der Bereich der Sonstigen humanitären Hilfe (Entwicklungshilfe; Bildung; Sonstige Hilfe) konnte sein Vorjahresergebnis von zuletzt 702 Millionen Euro bestätigen und erreichte im Jahr 2023 710 Millionen Euro. Besonders hervorzuheben ist der Bereich Krankheit/Behinderung, der seine Einnahmen gegen den Trend um 5% auf 373 Mio. Euro erhöhen konnte.

Spendeneinnahmen für Flüchtende
Die Spendeneinnahmen für Flüchtende normalisieren sich weiter, sie liegen aber mit 459 Millionen Euro immer noch knapp ein Drittel höher als 2019 (351 Millionen Euro). Zum Vergleich, im Jahr der beginnenden Ukraine-Invasion 2022 wurden 1,133 Milliarden Euro gespendet.

Spendenverhalten im Bereich der nicht humanitären Hilfe
Außerhalb der humanitären Hilfe (Kultur- und Denkmalpflege; Natur-, Umwelt- und Klimaschutz; Tierschutz; Sport; Sonstiges) haben die Deutschen 1,235 Milliarden Euro (minus 8%) gegenüber 1,341 Milliarden Euro im Vorjahr gespendet.

Der Blick auf Ostdeutschland zeigt, dass das Spendenverhalten im Jahr 2023 zwar niedriger ausfiel als in den Ahrtal- und Ukraine-Invasions-Jahren 2021 und 2022, aber immer noch höher ist als in den Jahren 2019 und 2020. Hier spendeten die Menschen insgesamt 696 Mio. Euro.