Seminarfachbörse im Bürgerhaus

Auf Tuchfühlung mit Wissenschaft und Arbeitsalltag

Donnerstag
08.02.2024, 15:00 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Das Seminarfach gehört seit über 20 Jahren fest zum Lehrplan an Thüringens Gymnasien. Vermittelt werden soll wissenschaftliches Arbeiten, die Themenfindung ist aber nicht immer ganz leicht. In Nordhausen gab es dazu heute die zweite „Seminarfachbörse“ und die nutzt nicht nur den Schülern…

Seminarfachbörse im Bürgerhaus (Foto: agl) Seminarfachbörse im Bürgerhaus (Foto: agl)

Ein Thema finden, Thesen aufstellen, Literatur wälzen und recherchieren, empirische Untersuchungen, Modelle und Experimente aus- und einarbeiten, Ergebnisse interpretieren, Rückschlüsse ziehen, be- und widerlegen - seit über 20 Jahren werden diese Fähigkeiten an den Gymnasien des Freistaates im „Seminarfach“ vermittelt. Von den Grundlagen bis zu Verteidigung zieht sich die Gruppenarbeit bis zum Ende der 12. Klasse, ist Voraussetzung für das Abitur und kann bei Bedarf als Ersatz für eine mündliche Prüfung dienen.

Bis zum Kolloquium ist es aber ein weiter weg und der beginnt mit der Themenfindung. Dabei hilft in Nordhausen das Schülerforschungszentrum, welches in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek und den Schulen in dieser Woche die zweite „Seminarfachbörse“ durchführt. Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums sowie aus den Häusern Herder und Humboldt werden mit einer Reihe von Firmen, Einrichtungen und Trägern aus der Region zusammengebracht, die als Fachbetreuer für die Arbeit zum Schulabschluss Pate stehen können.

Der Bogen ist weit gespannt und reicht von der Hochschule, über den Bärenpark Worbis, das Theater, den Kreisjugendring, Nordbrand, der Abfallwirtschaft bis zu den Technikern der SEN System Entwicklung oder dem Fachbereich Gesundheit der Berufsschule. „Zum Seminarfach gehört natürlich das wissenschaftliche Prozedere, man muss zeigen dass man Theorie und Erkenntnis zusammenbringen kann.

Dr. Agnese Fazio vom Schülerforschungszentrum erläutert Grundlagen (Foto: agl) Dr. Agnese Fazio vom Schülerforschungszentrum erläutert Grundlagen (Foto: agl)


Über die Börse schaffen wir aber noch etwas ganz anderes. Unsere Schülerinnen und Schüler erhalten einen Einblick in das, was die Region zu bieten hat und was im Alltag oft nicht zu sehen ist.“, sagt Lehrerin Heike Roeder aus dem Herder-Gymnasium, die heute morgen mit ihren Schülertross im Bürgerhaus weilte.

Mindestens vier Konsultationen pro Jahr müssen die Seminarfach’ler mit ihren Betreuern durchführen, dank digitalisiertem Alltag sei der Austausch heute aber einfacher und damit auch häufiger möglich, berichtet Roeder. Der Vorteil für die Aussteller - man kann nachhaltig Kontakte und langfristige Bande mit potentiellen Nachwuchskräften knüpfen. Idealerweise führt der Weg von der Schule direkt in den Betrieb. Graue Theorie ist das nicht, eine junge Dame, die vor zwei Jahren noch über ihrer Seminarfacharbeit brütete, hat inzwischen ihren Weg zu Nordbrand gefunden und saß heute bereits auf der anderen Seite des Tisches.

Etwa eine Schulstunde haben beide Seiten Zeit, einander kennen zu lernen. Für manche Gruppen wird das zum Speeddating, andere wüssten schon sehr genau, in welcher Richtung sie mit wem arbeiten wollen, berichtet Gesa Schloen, die die Börse für das Schülerforschungszentrum der Hochschule begleitet. Neben dem Kennenlern-Angebot bietet das Zentrum außerdem zwei Workshops zur allgemeinen Themenfindung und zum wissenschaftlichen Arbeiten.
Ist das Thema einmal gefunden, geht es an die weiteren Schritte, die schließlich in der Verteidigung münden. Die sind in der Regel öffentlich und können besucht werden.
Angelo Glashagel