Artenschützer suchen Mitstreiter

Mähen für Orchideen

Sonntag
28.01.2024, 20:19 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Das Blasse und das Stattliche Knabenkraut gehören zur basen- bzw. kalkgebundenen Orchideenflora des Landkreises Nordhausen. Insbesondere die Wiesenbestände der beiden Arten sind durch ungeeignete Bewirtschaftung bedroht...

So führt an zwei Wuchsorten des selteneren und in Thüringen stark gefährdeten Blassen Knabenkrautes (Orchis pallens) Rinderbeweidung zur Nährstoffanreicherung mit der Folge von Höherrasigkeit, Verfilzung und Gehölzentwicklung. Wohl nur der seit rund 15 Jahren jährlich und unentgeltlich durchgeführten „Weidepflege“ mittels handmaschineller Mahd durch uns ehrenamtliche Artenschützer dürfte es zu verdanken sein, dass es im Landkreis an beiden Wuchsorten noch mehrere Hundert Exemplare gibt.

Die blassgelben, im April erscheinende Blüten duften übrigens eindrucksvoll nach Schwarzer Johanisbeere.

Am gestrigen Sonnabend fand der 182. landschaftspflegerische Einsatz des BUND-Kreisverbandes Nordhausen statt, der die erwähnte Mahd zum Inhalt hatte. Diesmal mähten wir unter Verwendung eines Freischneiders zu zweit je einen Wuchsort des Blassen und des Stattlichen Knabenkrautes im Naturschutzgebiet Rüdigsdorfer Schweiz und beräumten anschließend die gemähte Fläche.

Auffallend waren die auf Grund des zunehmenden Nährstoffgehaltes im Boden zunehmende Vegetationshöhe (Halmlänge der Gräser), die Zunahme von Störzeigern wie Brombeerarten, und, nur im Sommer sichtbar, die Ausbreitung von Stickstoff-Zeigern wie Rainfarn und Rüben-Kälberkropf.

Das Stattliche Knabenkraut (Orchis mascula) ist häufiger und anpassungsfähiger, als das Blasse Knabenkraut. Jedoch leiden vor allem seine Wiesenbestände unter einem Umbau der Magerrasen als Folge ungeeigneter Bewirtschaftung, so dass es zurückgeht.  (Foto: Bodo Schwarzberg) Das Stattliche Knabenkraut (Orchis mascula) ist häufiger und anpassungsfähiger, als das Blasse Knabenkraut. Jedoch leiden vor allem seine Wiesenbestände unter einem Umbau der Magerrasen als Folge ungeeigneter Bewirtschaftung, so dass es zurückgeht. (Foto: Bodo Schwarzberg)


Durch die Mahd tragen wir die verfilzte, alte Pflanzendecke des vergangenen Jahres ab und stellen so lückige, kurzrasige Verhältnisse her, die die konkurrenzschwachen Orchideen für ihre Entwicklung im Frühjahr dringend benötigen. Außerdem sorgen wir so für eine gewisse, ebenso notwendige Aushagerung, Denn die heimischen Orchideenarten sind überwiegend an nährstoffarme Bedingungen angepasst.

Schon mehrfach machten wir die Untere Naturschutzbehörde und den Landschaftpflegeverband Südharz-Kyffhäuser vergeblich auf die Notwendigkeit aufmerksam, die Bewirtschaftung wenigstens an derartigen Hotspots entsprechend den in den Naturschutzgebietsverordnungen und in der FFH-Richtlinie festgeschriebenen Artenschutzanforderungen (Verschlechterungsverbot) zu gestalten. Nicht einmal im so genannten Hotspot 18 der Artenvielfalt, für den es zwischen 2018 und 2023 ein mit Millionen Euro Steuermitteln dotiertes LPV-Projekt gab, war dies hier offenbar möglich.

Somit bleiben wir als Ehrenamtler weiterhin gefordert, die an mehreren Stellen bestehenden Widersprüche zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei der Erhaltung bedrohter Arten mit unseren Einsätzen ausräumen zu helfen. Dass nicht einmal ein grün geführtes Umweltministerium in Erfurt in der Lage ist, auf die seit langem bekannten Probleme wirksam zu reagieren (zum Beispiel mit maßgeschneiderten, art- und vorkommensbezogenen Subventionen für Landwirte), sorgt nicht unbedingt für ein gesteigertes Vertrauen in die verantwortlichen Institutionen. Vor allem, wenn man die aktuellen deutschen Milliardeninvestitionen in eine zweifelhafte Aufrüstung dagegensetzt.

Wer uns bei unseren Einsätzen unterstützen möchte, kann sich jederzeit bei mir melden: bodo_schwarzberg@yahoo.de.

Die Fotos zeigen das Blasse und das Stattliche Knabenkraut im Naturschutzgebiet Rüdigsdorfer Schweiz, deren Bestände wie betreuen.
Bodo Schwarzberg