SachsenTREND - infratest dimap

AfD stärkste Kraft, BSW verdrängt Linke

Freitag
26.01.2024, 12:56 Uhr
Autor:
psg
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Am 1. September findet in Sachsen die nächste Landtagswahl statt. Gut acht Monate vor dem Urnengang ist die AfD in der aktuellen landespolitischen Stimmung mit 35 Prozent die derzeit stärkste politische Kraft...

Grafik (Foto: infratest dimap) Grafik (Foto: infratest dimap)
Sie verbessert sich im Vergleich zum letzten SachsenTREND von vor zwei Jahren (+11 Prozentpunkte im Vgl. zu Februar 2022) und würde ihr Wahlergebnis der Landtagswahl 2019 (27,5 Prozent) deutlich übertreffen. Die CDU läge mit 30 Prozent derzeit auf Platz 2 und etwas besser als vor zwei Jahren, aber unter ihrem historischen Tief bei der letzten Landtagswahl (+ 3 Prozentpunkte; LTW 2019 32,1 Prozent).

Inwiefern es den Christdemokraten vergleichbar zu 2019 in den kommenden Monaten gelingen kann, mit ihrem populären Ministerpräsidenten zur AfD aufzuschließen, bleibt acht Monate vor der Wahl eine offene Frage.

Die Ansehenserosion der Berliner Ampel-Parteien hinterlässt auch Spuren in der landespolitischen Stimmung Sachsens. Die SPD könnte derzeit mit 7 Prozent rechnen. Die in Dresden mitregierenden Sozialdemokraten geben im Vergleich zu vor zwei Jahren 6 Prozentpunkte ab und würden nochmals knapp unter ihrem Landtagswahlergebnis von 2019 bleiben (7,7 Prozent), dem bislang schlechtesten Landtagswahlresultat der Partei in Deutschland. Die Grünen, die sich im Freistaat traditionell schwertun, blieben mit 7 Prozent ebenfalls hinter ihrem letzten Wahlergebnis zurück (-1 Prozentpunkt im Vgl. zu Februar 2022; LTW 2019 8,6 Prozent).

Die Linke müsste mit aktuell 4 Prozent erstmals um ihren Einzug in den Dresdener Landtag bangen und deutliche Verluste in Kauf nehmen (-6 Prozentpunkte im Vgl. zu Februar 2022; LTW 2019 10,4 Prozent). Die aus der Linken hervorgegangene neue Partei Bündnis Sahra Wagenknecht dagegen hätte aktuell 8 Prozent in Aussicht und läge damit aus dem Stand knapp vor SPD und Grünen. Alle anderen Parteien kämen zusammen auf 9 Prozent, darunter auch die bereits seit 2019 nicht mehr im Dresdener Landtag vertretene FDP. Bei einem Ausgang der Landtagswahl entsprechend der aktuellen Sonntagsfrage hätte die amtierende Koalition Aussicht auf eine hauchdünne Mehrheit.

AfD: Gewachsener Rückhalt für inhaltliche Positionen
Die AfD fungiert in Sachsen als Sammelbecken für politisch Unzufriedene. So sind vier Fünftel (81 Prozent) ihrer Anhänger der Ansicht, dass die AfD die einzige Partei sei, mit der man seinen Unmut gegenüber der vorherrschenden Politik zum Ausdruck bringen könne.

Gewachsen ist seit der letzten Landtagswahl der Rückhalt für die inhaltlichen Positionen der Partei in der Bevölkerung. Mehr als die Hälfte der Sachsen (57 Prozent; +6) findet es gut, dass die AfD den Zuzug von Ausländern und Flüchtlingen stärker begrenzen will als andere Parteien. Etwa die Hälfte (52 Prozent; +7) ist der Ansicht, dass die AfD ein gutes Gespür für die Probleme der Menschen in Sachsen hat. Zwar hält knapp jeder zweite Sachse (45 Prozent) die AfD für rechtsextrem, der Vorwurf, dass sich die AfD nicht genug von rechtsextremen Positionen distanziert, wird dennoch seltener erhoben als bei der letzten Landtagswahl 2019 (57 Prozent; -20). In Summe würden derzeit 42 Prozent eine Regierungsbeteiligung der AfD in Sachsen begrüßen.

Die Kritik der AfD-Anhänger an der bestehenden Politik zielt in erster Linie auf die Zuwanderung. Entsprechend begründet eine deutliche Mehrheit derer, die sich derzeit bei einer Landtagswahl für die AfD entscheiden würden, ihre aktuelle Parteipräferenz mit Fragen der Zuwanderungspolitik (64 Prozent).

Alle anderen Themen spielen für sie eine deutlich nachgelagerte Rolle. Wirtschaftsfragen folgen mit deutlichem Abstand auf Platz 2 und motivieren ein knappes Drittel der AfD-Wähler zur Stimmabgabe. Soziale Themen sowie Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik sind für gut jeden Fünften AfD-Wähler relevant. 13 Prozent begründen ihre Entscheidung mit der Energiepolitik, jeder Zehnte mit Steuern und Abgaben.

Bündnis Sahra Wagenknecht: ein Drittel kann sich BSW-Wahl grundsätzlich vorstellen
Mit der Gründung des Bündnisses Sahra Wagenknecht erweitert sich das Parteienangebot auch in Sachsen. Bei einer Landtagswahl zum aktuellen Zeitpunkt käme die Partei von Sahra Wagenknecht im Freistaat auf 8 Prozent. Insgesamt zeigt sich ein Drittel (34 Prozent) der sächsischen Wahlberechtigten offen für die Wahl der neuen Partei.

Größere grundsätzliche Affinitäten für eine Wahl des BSW besteht unter derzeitigen Anhängern von AfD (38 Prozent). Von den Anhängern der SPD können sich immerhin 28 Prozent prinzipiell vorstellen, ihre Stimme für die Partei von Sahra Wagenknecht abzugeben, in den Reihen der CDU jeder Fünfte (22 Prozent). Im Lager der Grünen gilt das für jeden siebten Anhänger (14 Prozent).

Die wichtigsten thematischen Gründe für eine mögliche BSW-Wahl bilden soziale Fragen (41 Prozent) sowie das Thema Zuwanderung (40 Prozent) und damit gleichzeitig sowohl sozioökonomisch wie soziokulturell gelagerte Aspekte.

Auch Wirtschaftsthemen (29 Prozent) und Fragen der Außen- und Sicherheitspolitik (22 Prozent) spielen bei einer möglichen Wahl des BSW eine Rolle. Bildungs-, energie- und umweltpolitische Fragen sind maßgeblich für etwa jeden zehnten derer, die eine Wahl des BSW grundsätzlich in Betracht ziehen.