Nordhausen

Millionen für Digitalisierung und Forschung

Montag
22.01.2024, 13:42 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee hat heute in Nordhausen den Startschuss für den weiteren Breitbandausbau gegeben und den Forschern der Hochschule am ThIWert einen Besuch abgestattet...

Die ersten Kabel sind schon im Boden - in Niedersachswerfen und weiteren "weißen Flecken" des Kreises wird es bald schnelles Internet geben (Foto: agl) Die ersten Kabel sind schon im Boden - in Niedersachswerfen und weiteren "weißen Flecken" des Kreises wird es bald schnelles Internet geben (Foto: agl)


Ortstermin in Niedersachswerfen unter dem Motto „Was lange währt wird endlich gut“. Nach langen Rechtstreitigkeiten und Planungsphasen geht der Breitbandausbau im Landkreis endlich mit voller Kraft voran.

Die Telekom ist dabei rund 2.500 Haushalte, 30 Schulen und mehr als 400 Betriebe an das Glasfasernetz anzuschließen, Bund und Land fördern das Vorhaben mit insgesamt 22,3 Millionen Euro. Der Ausbau in Thüringen mache gute Fortschritte, man habe enorm aufgeholt, sagt Minister Tiefensee am morgen, die Abdeckung mit 50 Mbit liege im Freistaat inzwischen bei 95, bei 100 Mbit immerhin bei rund 90 Prozent.

Der Glasfasterausbau im Landkreis soll da noch eine ordentliche Schippe Geschwindigkeit drauf legen, vor allem dann, wenn die Leitung bis in die eigenen vier Wände gelegt wird. Dafür müssen sich Hauseigentümer und Vermieter bei der Telekom melden, die entsprechenden Informationen finden sich im Netz oder in den Telekom-Shops. Wie schon in Nordhausen hat die Telekom auch für den Ausbau auf dem flachen Land eine Firma engagiert, die im Auftrag für den Direktanschluss an der Haustür werben wird, die Mitarbeiter können sich entsprechend ausweisen, erklärt Axel Wenzke, der Beauftragte für die Region Ost bei der Telekom. Wie üblich fahren auch andere Anbieter auf den Leitungen mit, wer also nicht Telekom Kunde ist, kann trotzdem an das schnelle Netz angeschlossen werden. Für den Anschluss werden mit den Eigentümern dann konkrete Termine vereinbart, so Wenzke. Insgesamt 3240 Haushalte zählt die Statistik des Unternehmens im Landkreis, rund 1.100 hätten sich bereits für den Glasfaseranschluss entschieden.

Dem Landkreis ist vor allem daran gelegen, auch in die Schulen möglichst schnelles Internet zu bekommen, berichtet Landrat Matthias Jendricke. Vieles laufe heute über die hauseigenen Server, da seien stabile Verbindungen wichtig. „Gerade im ländlichen Raum ist der Glasfaserausbau ein wichtiger Beitrag für attraktive Lebens- und Arbeitsbedingungen“, so der Landrat. „Insofern freut es mich, dass neben unserem von Bund und Land geförderten Breitbandprojekt auch der Eigenausbau der Telekommunikationsunternehmen vorangeht.“ Entscheidend sei gewesen, dass Bund und Land die Eigenanteile der Gemeinden mit übernehmen, an dem Punkt hätten zuvor viele Kommunen gezögert in den Eigenausbau zu gehen.

„Der Anschluss Thüringens an das schnelle Internet geht an vielen Stellen sichtbar voran“, sagte Tiefensee. Er freue sich, dass nach einigen Verzögerungen im Planungs- und Vergabeprozess die Bagger auch in Nordhausen endlich rollen. „Das bringt zusätzlichen Rückenwind für die Entwicklung der Region.“

 Das Ausbaugebiet umfasst neben der Stadt Nordhausen u.a. die Gemeinden Ellrich, Harztor, Hohenstein, Werther und Heringen sowie verschiedene Industrie- und Gewerbegebiete in der Region. Die Bauarbeiten sollen bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein. Daneben findet in der Region rund um Bleicherode und Sollstedt ein eigenwirtschaftlicher Breitbandausbau durch die Thüringer Netkom statt.

4,6 Millionen für Nordhäuser Forscher
Nach dem Besuch in Niedersachswerfen ging es für den Minister weiter zur Hochschule und dem „Thüringer Innovationszentrum für Wertstoffe“, dem „ThIWert“. Im Gepäck: ein Förderbescheid über 6,4 Millionen Euro.

„Recycling und Wertstoffrückgewinnung sind angesichts weltweit steigender Rohstoffpreise und der Rohstoffknappheit in vielen Technologiebereichen Megathemen für die Zukunft unserer Wirtschaft“, sagte Tiefensee. Gerade ein rohstoffarmes Industrieland wie Deutschland müsse sein Augenmerk verstärkt auf diese Herausforderung legen. Thüringen unterstütze daher die Initiative der Hochschule Nordhausen, rund um das ThIWert am Standort Helmestraße einen Wissenschafts- und Forschungscampus „Recycling und Erneuerbare Energien“ zu entwickeln. „Thüringen kann beim Thema Recyclingforschung und Recyclingwirtschaft in Zukunft bundesweit eine Schlüsselrolle einnehmen.“, so Tiefensee.

Das im Jahr 2018 gegründete ThIWert forscht zu Themen einer nachhaltigen Rohstoff- und Kreislaufwirtschaft und entwickelt neue Technologien und Verfahren im Bereich der Umwelt- und Recyclingtechnik. Dazu baut, testet und optimiert das Institut komplexe Recyclinganlagen und Anlagenkomponenten. Thematisch fokussiert sich das ThIWert auf die drei Forschungsbereiche „strategische Sekundärrohstoffe“, „nachhaltiges Bauen“ (Schwerpunkt Gips) und „Bioressourcenmanagement“.
Erst in diesem Jahr ist in Nordhausen die Forschungsgruppe seRo.inTech gestartet, die Verfahren zur Aufbereitung und Wiederverwertung von Sperrmüll, Baumischabfällen und Alttextilien entwickelt. Ein weiteres aktuelles Beispiel ist das Projektkonsortium ThüLiBaRec (Thüringer Lithium-Ionen-Batterierecycling), das sich mit der Rückgewinnung und Wiederverwendung des seltenen Metalls Lithium aus Batterien befasst. Daneben ist es dem ThIWert in den vergangenen Jahren auch gelungen, mehrere große Drittmittel Forschungsprojekte einzuwerben, so z.B. „WIR! – Gipsrecycling als Chance für den Südharz“ oder „BMBF Region.Innovativ – Regionale Kreislaufwirtschaft zur lokalen Wiederverwendung von Klärschlämmen und Biomasse mit optimierter CO2-Bilanz“). Die heute übergebene Förderung für das Innovationszentrum ThIWert fließt zum überwiegenden Teil in die Anschaffung von Forschungsgeräten und -infrastruktur sowie in die Finanzierung des technischen bzw. Verwaltungspersonals. Von den Mitteln entfallen 3,3 Millionen Euro auf die Hochschule Nordhausen sowie jeweils gut 1,5 Millionen Euro auf BUW und IAB. Als Teil des Bereiches „Nachhaltige Energie und Ressourcenverwendung“ sind Wertstoffrückgewinnung und Recyclingwirtschaft Schwerpunkte der Thüringer Innovationsstrategie.

Als Forschungspartner an dem Zentrum beteiligt sind neben der Hochschule Nordhausen auch die Bauhaus-Universität Weimar (BUW) und das Institut für Angewandte Bauforschung (IAB) in Weimar. Die Mittel dienen vor allem zur Anschaffung von Forschungsgeräten und zur Deckung von Personalkosten.