Am 27. Januar 2024 in Nordhausen

Gedenken den Opfern des Nationalsozialismus

Dienstag
16.01.2024, 15:52 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Am 27. Januar 2024 wird die die Stadt Nordhausen im Rahmen einer Gedenkveranstaltung den Opfern des Nationalsozialismus gedenken. Dazu wird die Stadtverwaltun um 10 Uhr einen Kranz vor dem Gedenkstein der ehemaligen Boelcke-Kaserne niederlegen...

Opfer in der Boelcke-Kaserne nach Bombardierung 1945 (Foto: Stadtarchiv Nordhausen) Opfer in der Boelcke-Kaserne nach Bombardierung 1945 (Foto: Stadtarchiv Nordhausen)

Die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.
Das städtische Erinnern zum Holocaust-Gedenktag fand bislang auf dem Ehrenfriedhof statt. Da dieser derzeit wegen Umbaumaßnahmen nicht betreten werden kann, rückt in diesem Jahr die Boelcke-Kaserne als ehemaliges KZ-Außenlager und Zwangsarbeiterlager in den Mittelpunkt des Gedenkens.

Der Gedenkstein befindet sich in der Rathsfelder Straße, Ecke Rothenburgstraße. Auf dem Gelände der ehemaligen Boelcke-Kaserne mitten in der Stadt Nordhausen waren seit 1943 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter untergebracht. Ihre Zahl wuchs 1944 auf über 6.000. Im Januar 1945 richtete die SS in zwei Fahrzeughallen ein
Außenlager des KZ Mittelbau-Dora ein.
Schon bald wurde es zum zentralen Sterbelager vom Hauptlager Mittelbau-Dora. Besonders durch Zwangsarbeit und schlechte Versorgung ausgezehrte Häftlinge der anderen Lager, der zugehörigen Außenlager und Kommandos, schob die SS in die Boelcke-Kaserne ab. Unter ihnen waren viele jüdische Häftlinge, die aus den Konzentrationslagern Auschwitz und Groß-Rosen (ab Januar 1945) weiter nach Nordhausen verschleppt worden waren. In nur drei Monaten starben in der Boelcke- Kaserne etwa 3.000 der Häftlinge – fast jeder zweite. Die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten ließ diese Menschen an den Folgen von Hunger, Krankheit und organisierter Vernachlässigung zugrunde gehen.

Am 3. und 4. April 1945 bombardierte die britische Royal Air Force die Stadt Nordhausen. Die Angriffe, deren Hauptziel auch die Boelcke–Kaserne war, trafen die Boelcke-Kaserne stark. Die Briten wussten nicht, dass die Kaserne mittlerweile als Konzentrationslager genutzt wurde. Der Bombenangriff richtete große Zerstörungen an und tötete Hunderte KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter. Die SS hatte den Häftlingen im Gegensatz zu ihren deutschen Bewachern den Zutritt zu den Luftschutzräumen verwehrt. Den Bombenangriffen waren Häftlinge und Zwangsarbeiter schutzlos ausgeliefert, Zutritt zu Einrichtungen des Luftschutzes blieben ihnen verwehrt.

Als amerikanische Soldaten am 11. April 1945 das KZ-Außenlager Boelcke-Kaserne in Nordhausen erreichten, fanden sie dort tote Häftlinge vor. Unmittelbar nach der Bergung der Leichen auf dem Gelände der Boelcke-Kaserne ordnete die US- amerikanische Militäradministration die Einrichtung eines Ortes zur Beerdigung der Toten an. Die Beerdigung sollte nicht nur aus moralisch-ethischen Gründen schnell erfolgen, sondern auch um eine drohende Seuchengefahr einzudämmen. Deswegen wurde anfangs auf eine Identifizierung der Toten verzichtet und die Bestattung erfolgte anonym, ihre Beerdigung erfolgte in 16 Massengräbern. Für die Durchführung der Bergung und Beerdigung wurden 1000 Nordhäuser zur Arbeit herangezogen. In den Folgewochen kam es zu zahlreichen Nachbestattungen auf dem Friedhof weiterer nach der Befreiung im KZ Mittelbau-Dora verstorbener Häftlinge und geborgener Leichen.

Ende 1945 wurde durch die sowjetische Militäradministration die Einrichtung einer zusätzlichen Grabstätte auf dem Friedhof für die Beerdigung von in Nordhausen und Umgebung ums Leben gekommene Menschen sowjetischer Staatsangehörigkeit angeordnet.

Schwerpunkt der Neugestaltung des Nordhäuser Ehrenfriedhofs ist die Sichtbarmachung der Sammelgräber, da die Grabreihen der über 2.300 bestatteten Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge nicht mehr erkennbar sind. Außerdem soll ein neues Informations-/Besucherleitsystem den Ehrenfriedhof als überregional bedeutenden Friedhof, Kriegsgräberstätte und Gedenkort nach Außen und im Gelände besser kennzeichnen. Ein weiteres Ziel ist die Wiederherstellung der Sichtachse zwischen Ehrenfriedhof und der ehemaligen Boelcke-Kaserne.