ÖFFENTLICH RECHTLICHER RUNDFUNK (ÖRR)

Gebühren könnten gesenkt werden

Sonntag
14.01.2024, 16:04 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Beim ÖRR scheint man mehrere Schüsse nicht gehört zu haben. Kaum gerät der Skandal beim rbb langsam in die Vergangenheit, da träumt man wieder mal von Gebührenerhöhung im nächsten Jahr, anstatt endlich zu erkennen, dass man sparen muss und vor allem auch in Größenordnungen kann, ohne den Gebührenzahler zu verärgern oder am Empfang seiner Lieblingssender zu hindern. Eine Wortmeldung dazu von Jürgen Wiethoff...


Hier eine Liste der möglichen Sparmaßnahmen:
1. Reduzierung der Verbreitungswege
2. Abschaltung der Wiederholungssender
3. Minderwertige Programme streichen
4. Mehr Zusammenarbeit bei Sportveranstaltungen und anderen größeren Ereignissen
5. Kurzfristig Abschaltung aller großen UKW-Sender

zu 1.:
Der Fernsehteilnehmer kann wählen zwischen 4 Verbreitungswegen um seine ÖRR-Lieblingssender zu empfangen: SAT-Empfang, Kabel, DVB-T2(terrestrisches digitales TV) und Internet. Europaweit möglich ist der SAT-Empfang und teilweise das Internet. Hier muss endlich ein geeignetes Konzept gefunden werden. Der technische Fortschritt macht es möglich. Allein über den hier regional überall zu empfangenden Senderstandort Brocken sind 18 Fernsehprogramme in ausgezeichneter Qualität bei vergleichsweise zu früher sehr geringem Antennenaufwand verfügbar.

Rundfunkhörer können sogar zwischen 5 Verbreitungswegen wählen: SAT-Empfang, Kabel, Internet, UKW (FM) und DAB+. Zu DAB+ wird unter 5. das Notwendige geschrieben.

Das Radioprogramm MDR Thüringen kann man in Nordhausen über 4 UKW-Sender, mindestens 3 DAB+-Bouquets, Astra und das Internet empfangen.

Zu 2.:
Wiederholungen von Fernsehsendungen brauchen heute nur noch sehr wenig Zuschauer. Die meisten modernen Geräte besitzen eine Videorecorderfunktion. Zur Nutzung notwendige Festplatten oder USB-Sticks gibt es für vergleichsweise zum „guten, alten“ Videorecorder kleines Geld. Zusätzlich gibt es die Mediatheken im Internet.

Zu 3.:
Es gibt Sendungen, die braucht kein Mensch. Welche das sind, kann man die Zuschauer und Zuhörer entscheiden lassen. Eine problemlose Quotenermittlung über das Internet sollte heute möglich sein und so dem Zuschauer die Möglichkeit bieten, dem ÖRR dazu aussagefähiges Material für die Streichliste zu geben.

Zu 4.:
Bei sportlichen Großveranstaltungen (aber auch bei Ereignissen von großem politischem Interesse) entsenden ARD und ZDF große Teams, die in täglichem Wechsel davon berichten. Es gibt auf beiden Seiten hervorragende Journalisten, so dass eine Zusammenarbeit nur eine Frage der Organisation sein sollte. Bei einigen Magazinsendungen gibt es diese ja auch schon über viele Jahre.

Zu 5.:
Hier wird das meiste Geld verbrannt und das mindestens schon seit 2011. Das Schlimme ist, dass der ÖRR den Hörern massiv einredet, DAB+ sei UKW technisch unterlegen. Rufen Sie mal die Internetseite des Deutschlandfunk auf, wählen Sie die Suchbegriffe UKW oder DAB+ aus und staunen Sie über die Rechenkünste der Verfasser einiger Beiträge.

Da wird Ihnen suggeriert, dass beim DAB+-Empfang der Energieverbrauch vom Senderbetreiber auf die Hörer umverteilt wird. Ja, ein DAB+-Empfänger verbraucht je nach Baujahr ein paar Milliampere mehr für den Betrieb der DA(Digital-Analog)-Wandler. Hier die Rechnung für Schüler ab der 5. Klasse: Ein starker UKW-Sender (100 kW Strahlungsleistung) verbraucht je nach seinem Umfeld und dem sogenannten Antennengewinn 30 bis 40 kW pro Stunde, um ein einziges Rundfunkprogramm auszustrahlen. Ein starker DAB+-Sender (In Thüringen und vielen anderen Bundesländern max. 10 kW Strahlungsleistung) verbraucht je nach seinem Umfeld 5 bis 10 kW pro Stunde, um bis zu 10 Rundfunkprogramme in sehr guter Qualität auszustrahlen.

Rechnen wir mal mit den günstigsten Fällen: Ein UKW-Sender strahlt ein Programm mit einem Energieverbrauch von 30 kWh aus. Ein DAB+-Sender strahlt 10 Programme mit einem Energieverbrauch von 5 kWh aus. Bezogen auf ein Programm ergibt sich also ein Mehrverbrauch des UKW-Senders von 29,5 kWh. Das alles ist bezogen auf einen Senderstandort. Ein Sender läuft 24 h am Tag. Ein Empfänger wird normalerweise nur eingeschaltet, wenn man Radio hören will. Wenn jemand Lust dazu hat, kann er ausrechnen, wie viel Radios eingeschaltet werden müssen, um diese o.g. Behauptung auch nur annähernd zu rechtfertigen.

Über die Sendeleistung wird dem Hörer, der zwischen UKW und DAB+ vergleichen kann, suggeriert, UKW ist DAB+ in der Reichweite turmhoch überlegen. Konzentrieren wir uns auf den Standort Brocken: 6 UKW-Programme strahlen mit insgesamt 430 kW. 4 DAB+-Kanäle mit jeweils mindestens 7 Programmen strahlen mit 9,3 kW. Die höchste Strahlungsleistung verwendet der Kanal 6B (MDR S-A Programme) mit 2,8 kW. Hier wird also der Hörer ganz bewusst an der Nase herum geführt.

Auch wird vielfach dem ÖRR-Kunden suggeriert, dass durch die UKW-Abschaltung ein gigantischer Haufen Elektronikschrott entsteht. Das ist nicht wahr. Auch das älteste „UKW-Röhren-Dampfradio“ kann mit einem Zusatzgerät für 25 bis 100 € ohne Eingriffe weiter verwendet werden. Manche Zusatzgeräte können sogar mehrere UKW-Empfänger im Haushalt mit einem frei wählbaren DAB+-Programm versorgen. Auch Autoradios können ohne Eingriff ins Gerät weiter verwendet werden.

DAB+ wird immer mehr den Privaten überlassen. Die finanziell Stärksten unter ihnen haben das begeistert angenommen.

Der deutschlandweit empfangbare Kanal 5c, den Sendern von Deutschlandfunk und Deutschlandradio einst als „Trostpflaster“ für die Abschaltung der Mittelwellensender zugewiesen, wird außer deren Programmen auch noch 9 privaten Programmen überlassen, die vorher wahrscheinlich nur die Hörer kannten, die immer schon mal im Internet nach Radiosendern gesucht haben, die keiner kennt und die es nicht stört, sich dort auch Sendungen anzuhören, die weit unter dem Niveau einer CD abgestrahlt werden.

Fazit:
Langer Rede kurzer Sinn. Die Gebührenzahler werden mit Quantität überschüttet. Dass nach Ansicht vieler Zuschauer und Hörer die Qualität fehlt, kann man fast überall lesen, sehen und hören.

Die KEF (Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs), bestehend aus16 großenteils Professoren und Doktoren, muss davon abgehen, die Berechnungen der einzelnen Rundfunkanstalten zu kontrollieren und dazu übergehen, Gebührenverschwendungen aufzuzeigen und abzustellen. Sonst kann sie komplett durch ein bis zwei gute Buchhalter ersetzt werden.
Der Fall der ehemaligen Intendantin beim rbb hätte verhindert werden können, ja sogar müssen. Der Fernsehteilnehmer und Rundfunkhörer interessiert sich für technisch und inhaltlich gutes Programm. Die Paläste der einzelnen Anstalten sehen nur die Wenigsten, aber die fragen sich dann, wie aus einem so schönen Arbeitsumfeld so wenig Qualität kommen kann.

Vor allem und ganz dringend ist auch Energieverschwendung zu bekämpfen. An dieser Stelle muss, da leider offenbar nötig, die Regierungskoalition eingreifen, denn Energiewende ist ja eines ihrer zentralen Themen. Hier kann die Ampel zeigen, dass es ihr Ernst damit ist, massiv Energie zu sparen.

Gebühren müssen sinnvoll verwendet und nicht verschwendet werden. Das Gegenteil will kein einziger Gebührenzahler.

Wenn wir alle diese Fakten nicht ernst nehmen, werden wir möglicherweise das Niveau in Polen und damit die dortigen Massenproteste um den dortigen Rundfunk seit Anfang des Jahres erreichen. Dort geht es übrigens um eine Gebühr unter 7 Euro/Monat.
Jürgen Wiethoff