Demonstrationen im Südharz

Bauer auf B243

Montag
08.01.2024, 15:34 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Bundesweit demonstrieren heute Landwirte, auch der Südharz macht da keine Ausnahme. Viele der Demonstranten haben sich auf den Weg in die Landeshauptstadt gemacht, an der Landesgrenze zu Niedersachsen wurde aber auch blockiert. Ein Vor-Ort Besuch…

Bauernprotest an der B243 (Foto: agl) Bauernprotest an der B243 (Foto: agl)


Die Autobahn ist kurz vor zehn Uhr nicht völlig verwaist aber dem Verkehrsaufkommen nach geht es hier heute deutlich weniger gedrängt von statten als üblich. Es ist Demo-Tag und bundesweit haben Landwirte angekündigt, Verkehrsknotenpunkte lahm zu legen. Alle Landwirte? Nein, nicht alle, auf dem Weg zur Landesgrenze sieht man auch noch Traktoren auf dem Acker.

Doch viele Bauern sind heute nicht auf ihren Feldern, auch an der B243 nahe Mackenrode hat man sich eingefunden, um an den Protesten teilzunehmen. „Blockieren tun wir hier noch nicht, wir geben einen Vorgeschmack auf das was kommt“, sagt Niklas Sieges, von Bad Sachsa bis Herzberg ist die Bundesstraße dicht. Sieben Stationen habe man überregional organisiert gekriegt und blockiere jede Auf- und Abfahrt.

Etwas unterkühlt aber entschlossen - die Demonstrationen an der Bundesstraße hat man über die Landesgrenzen hinweg organisiert (Foto: agl) Etwas unterkühlt aber entschlossen - die Demonstrationen an der Bundesstraße hat man über die Landesgrenzen hinweg organisiert (Foto: agl)


Man hätte sich angenehmere Umstände für die Aktion wünschen können, die Kohlen im Grill geben ein bisschen Wärme, ansonsten ist es trotz Sonnenschein klirrend kalt. Aber man will bis zum Nachmittag ausharren. „Wenn wir mehr Ausgaben haben, wird das direkt beim Verbraucher ankommen, Fleisch, Milch, Obst und Gemüse werden dann noch teurer“, sagt Juliana Schade, die heute zusammen mit Sieges als Ansprechpartnerin fungiert. Das Angebot der Regierung die Subventionen gestaffelt zurückzunehmen verschiebe das Problem nur in die Zukunft. Letztlich werde alles teurer, die Fahrzeuge - deutlich über 100.000 Euro an Wert hat man am Straßenrand geparkt, versichern die Bauern - Ersatzteile und Reparatur, Lohnkosten, Energie. Hinzu kommen stetig mehr Auflagen und das nicht erst seit der „Ampel“, schon vor Corona habe man Beschränkungen deutlich zu spüren bekommen. Stärkere Pflanzenschutzbestimmungen, mehr Grünbrache und andere Auflagen würden zum Wettbewerbsnachteil und man wäre gerne in der Lage, auf dem Weltmarkt mitzuhalten aber in Anbetracht der Standards im Ausland sei das kaum möglich. Treffen würde es vor allem die kleineren Bauern, die es schwer hätten, sich noch über Wasser zu halten, Landwirtschaft im Nebenerwerb betreibe kaum noch jemand und die übrig gebliebenen ließen sich auf den Dörfern oft an einer Hand abzählen.

Die Resonanz im eigenen Umfeld sei größtenteils positiv gewesen, man habe tatkräftige Unterstützung erhalten, heißt es auf der B243. Praktische Lösungsvorschläge für das allgemeine Agrardilemma hat man ad hoc keine, als Produzenten habe man wenig Einfluss, das obliegt eher dem Großhandel. Ausharren wollte man heute bis zum Nachmittag, mit den Blockaden sei dann aber zumindest am Südharzrand erst einmal Schluss. Man plane, auf Feldwegen am Straßenrand und auf Brücken auch für den Rest der Aktionswoche Flagge zu zeigen.
Angelo Glashagel