Bei den Borderline-Persönlichkeitsstörungen (BPS) hat es in den letzten Monaten einen Paradigmenwechsel gegeben und erstmals ist eine evidenzbasierte klinische Leitlinie für das deutsche Versorgungssystem verfügbar. Das diffizile Thema wird die Vortragsreihe am Südharz-Klinikum eröffnen...
Die Leitlinie empfiehlt die störungsspezifische Behandlung eines Patienten mit einer BPS ab dessen Alter von 14 Jahren, wobei der jeweilige individuelle Entwicklungsstand zu berücksichtigen ist. 95% der Patienten mit BPS berichteten über traumatische Erfahrungen in der Kindheit mit Vernachlässigung, physischer und/oder sexueller Gewalt. Auf die Kombination von BPS und Traumafolgestörungen wird speziell in diesem Vortrag eingegangen.
Zunächst werden die Empfehlungen zur Diagnostik der BPS vorgestellt, und in diesem Zusammenhang auch die bevorstehenden Änderungen in der ICD-11 erläutert. Im Anschluss werden die wichtigsten Empfehlungen zur leitliniengerechten psychotherapeutischen und medikamentösen Behandlung sowie geeignete Behandlungssettings dargestellt. Störungsspezifische, strukturierte Psychotherapieansätze oder -methoden sind die Behandlung der Wahl.
Diese sollte sowohl im Sinne einer Frühintervention (bei jungen Menschen mit Vollbild der BPS) als auch im Sinne der indizierten Prävention (bei jungen Menschen mit BPS-Symptomen unterhalb der diagnostischen Schwelle) durchgeführt werden. Grund für die Empfehlung zur indizierten Prävention ist die Tatsache, dass die Symptomatik der BPS im Jugendalter einen charakteristischen Anstieg bis ins junge Erwachsenenalter hin zeigt, und dass eine frühzeitige Intervention in der Lage ist, die Entwicklung des Vollbilds der BPS sowie der assoziierten
Funktionseinschränkungen frühzeitig zu verhindern. Beim Behandlungsfokus auf selbstverletzendes und/oder suizidales Verhalten wird die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) und Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT) dargestellt.
Der erste Vortrag im neuen Jahr findet am Mittwoch, dem 10. Januar 2024, um 17:00 Uhr in der Kantine des Südharz Klinikums statt. Die Veranstaltung ist für alle Interessierten kostenfrei zugänglich und es bedarf keiner vorherigen Anmeldung.