Jahresrückblick der IHK Nordthüringen

Es braucht Durchhaltevermögen

Donnerstag
04.01.2024, 13:22 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Die Nordthüringer Wirtschaft geht gebeutelt aus dem alten Jahr, summiert man bei der Industrie- und Handelskammer in Nordhausen, trotz aller Widrigkeiten habe sich aber gezeigt, dass man zu großen Anpassungsleistungen fähig sei…

Noch rauchen die Schlote - die Thüringer Wirtschaft hat mit den Folgen der Krisenjahre zu kämpfen (Foto: nnz-Archiv, Symbolbild) Noch rauchen die Schlote - die Thüringer Wirtschaft hat mit den Folgen der Krisenjahre zu kämpfen (Foto: nnz-Archiv, Symbolbild)


Corona, Krieg, Inflation und Zinsgefüge - das wirtschaftliche Gefüge der Region hat in den letzten Jahren einige Tiefschläge hinnehmen müssen, das war auch in 2023 nicht anders. Dennoch müsse man den Nordthüringer Unternehmen ein Kompliment machen, erklärt der Leiter der Industrie- und Handelskammer in der Region, Christian Böduel.

„Wir haben im vergangenen Jahr über 700 Betriebe besucht und immer wieder zeigt sich, dass trotz allem Innovation forciert wird, dass man kreative Wege gefunden hat Kosten einzusparen und das Investitionen auch in diesen schwierigen Zeiten stattfinden“, sagt Böduel zum Pressegespräch. „Das Überleben ist nicht einfach, das steht fest, gerade in der Gastronomie und im Baubereich hofft man auf bessere Zeiten. Gerade die Baubranche ist in unserer Region stark vertreten, sowohl mit großen Baufirmen wie auch mit Zulieferern. Der Sektor ist ein Indikator für das Gesamtgefüge und einer der Motoren in Nordthüringen. Wenn man sich hier berappelt wäre das ein gutes Signal.“

IHK Chef Christian Böduel: "Durchhaltevermögen ist gefragt" (Foto: agl) IHK Chef Christian Böduel: "Durchhaltevermögen ist gefragt" (Foto: agl) Als Verband habe man geholfen wo man konnte, vor allem durch Information und Wissenstransfer. „Wir erleben einen rapiden Wandel und eigentlich ist die Geschwindigkeit dieser Transformationsprozesse zu hoch. Wir tun was wir können um die Wirtschaft auf dem laufenden zu halten, im vergangenen Jahr ging es dabei allen voran um die Themen Energie, Steuern und Nachhaltigkeit.“, berichtet Böduel. Zudem hat man im gesamten Freistaat eine Standortanalyse durchgeführt und Unternehmen gefragt, was aus ihrer Sicht wichtig ist und wo dringender Handlungsbedarf besteht.
Zu den wichtigsten Faktoren zählen demnach die Breitbandversorgung, die öffentliche Sicherheit, die Energiepreise sowie der sichere Zugang zu Gas, Strom und Wasser. Letzteres wird insgesamt als gut bewertet, Handlungsbedarf sieht die Wirtschaft hingegen bei Energie, Breitbandausbau, der Verfügbarkeit von Fachkräften, der Qualität der schulischen Bildung, der Digitalisierung in den Verwaltungen und bei Dauer, Qualität und Transparenz von Genehmigungsverfahren. Die Ergebnisse im Detail finden sich hier.

Die Kammer verstehe sich auch als Mittler zwischen Wirtschaft und Politik. Zusammen mit regionalen Partner wie dem Nordthüringer Unternehmerverband und anderen Wirtschaftsinitiativen plane man in diesem Zusammenhang für das anstehende „Superwahljahr“ auch wieder eine Reihe an Podiumsdiskussionen. „Natürlich muss es unser Anspruch sein, auch Abseits der Wahlperioden zu vermitteln und da hat jeder Landkreis seine eigenen Bedingungen, Stärken und Chancen, auch solche die nicht immer gesehen werden. Aus der Standortanalyse wollen wir auch dazu entsprechende Ansätze ableiten“, sagt Böduel. Ein Beispiel das vor dem Jahresende in Nordhausen die Runde gemacht hatte war etwa das Baustellenmanagement. Die regionale Wirtschaft werde dabei nicht immer ausreichend berücksichtigt, mehr Weitsicht in der Planung, etwa wenn es um hohe Tonnagen geht, wäre hier wünschenswert.

Gute Nachrichten kann man beim bemühen um den Nachwuchs verkünden. Die Aktion „Tag in der Praxis“ konnte im letzten Jahr weiter ausgebaut werden, neben 23 Regelschulen der Region nehmen inzwischen 850 Ausbildungsbetriebe an dem etwas anderen Praktikumsansatz teil. Zum Vergleich: im Kreis Nordhausen gibt es derzeit 542 Betriebe, die mindestens einen Auszubildenden haben. „Unser Ziel ist es, die hohe Abbrecherquote in der Ausbildung nach unten zu drücken und in Nordhausen und dem Eichsfeld, wo 2022 mit dem „Tag in der Praxis“ begonnen wurde, deuten die ersten Zahlen darauf hin das genau das passiert, wir haben im Thüringer Vergleich Spitzenwerte.“, freut sich Böduel.

Die Fachkräfte- und Nachwuchsfrage bleibe in der jetzigen Situation zwar eine wichtiges Feld aber insgesamt noch eine mittelfristige Herausforderung. Der Ausbau der wirtschaftlichen Kraft sei nötig und machbar, brachliegende Flächen gebe es noch einige, hier werde steter Tropfen den Stein höhlen. Jedes Investment sei ein gutes Signal, aktuell sei aber vor allem Durchhaltevermögen gefragt.
Angelo Glashagel