Das Wort zum Neuen Jahr

Auf der Schwelle

Freitag
29.12.2023, 12:24 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Für viele Menschen ist die Advents- und Weihnachtszeit, wie auch die Jahreswende eine Zeit des Erinnerns und des Nachdenkens über Früher, über Heute und über Morgen. Wie war das doch schön, als man selbst noch Kind war?

Welche Traditionen bewahre ich für mich? Was mache ich nächstes Jahr anders? Am Silvesterabend versucht so mancher mit Bleigießen eine Prognose für das neue Jahr zu entwerfen. Es wird überlegt, welche Vorsätze für das neue Jahr gefasst werden.
Für mich ist der Jahreswechsel vergleichbar mit dem Bild von A. Paul Weber. Ein kleiner Mensch sitzt in der sperrangelweit geöffneten Tür auf der Schwelle eines Hauses und............

Ja, was genau macht er?

Denkt nach? Spielt er? Tträumt er? Oder...? Wenn man ganz genau hinsieht, dann erkennt man zwei Bücher. Eines liegt neben ihm und ein weiteres hat er auf dem Schoß. Der Junge hat sich mit Büchern umgeben, aus denen er die Welt neu verstehen will. Er schaut nach vorne, möchte Schritte ins Offene tun, aber er ist noch nicht losgelaufen.  Was ihm den Weg in die Zukunft verstellt? Ist es das massive geschlossene Garten-tor, das sich fest in die Gartenmauer fügt? Oder kommt ihm sein Holzpferdchen, als Relikt aus früheren Kindertagen, in die Quere?

Auf der Schwelle zwischen Vergangenheit und Zukunft blickt das Kind zwar nach vorne, aber es wird mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Die Situation des Kindes ist die des Erwachsenen, der innehält und am Ende eines Kalenderjahres fragt, was Gott für ihn im neuen Jahr bereithält und vor die Füße legen wird. Auf der Schwelle muss ich mich entscheiden, ob ich ausharren oder weitergehen will. Ob ich bereit bin, den Gartenweg zu betreten oder auf der Schwelle des Hauses sitzen bleiben möchte. Der Blick nach vorne bewahrt die vergangenen Bilder in sich auf. Diese müssen sich nicht als Störung erweisen, als Hindernis, den Gartenweg zu betreten. Die Schwelle stellt in diesem Holzschnitt zwar eine Grenze dar, aber auf Zukunft hin. Im Vertrauen auf Gott fällt es leichter, loszugehen, sich auf den Weg zu machen, um dann das Gartentor zu öffnen und zu entdecken, was das Unbekannte für uns bereit hält. Welche Erlebnisse verbergen sich hinter der Tür? Welche Ereignisse möchte man lieber umgehen, wenn man wüßte, dass sie kommen? Auf welche kann man sich besonders freuen? Auf eines, das ist sicher kann man sich auch im nächsten Jahr verlassen, dass Gott uns begleiten, mit uns die neuen Wege geht und Räume entdeckt.

Die Vergangenheit mit all ihren Erfahrungen kann sich dabei als Hilfe zeigen, denn wir haben auch im vergangenen Jahr viel mit Gott erlebt. Nicht alles war immer nur einfach und leicht, aber am Ende haben wir Gottes Gegenwart und Nähe doch auf die eine oder andere Weise gespürt. Es bleibt, darauf zu vertrauen, dass mit der Erinnerung an die Geburt unseres Herrn auch wieder das Vertrauen in seine Verheißungen wächst, damit wir auch im neuen Kalenderjahr mit Gottes Gegenwart rechnen und uns auf ihn verlassen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen gesegneten Ausklang des alten und eine ebenso gesegneten Start in das neue Jahr.
Pastorin Steffi Wiegleb