ULF ZASPEL ERZÄHLT:

Die Sage vom Mädesüß

Dienstag
26.12.2023, 12:47 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Das Echte Mädesüß, auch Wiesenkönigin oder Mägdesüß genannt, war neben der Wasserminze und dem Eisenkraut, die wichtigste Heil- und Zauberpflanze der keltischen Druiden. Lange Zeit wurde sie als Heil und Duftpflanze genutzt. Niemand weiß mehr, dass das Echte Mädesüß auf die Nixe und Zauberin Mäde aus dem Harz zurück geht, eine große Heilerin und Kräuterkundige...

Mädesüss (Foto: privat) Mädesüss (Foto: privat)
Die Nixe Mäde war die Tochter eines sterblichen Druiden, eines großen Zauberers und einer Wassernixe und Kräuterkundigen. Mäde hatte hellblondes Haar, welches man heute noch in den Blüten des echten Mädesüß erkennen kann. Im Wasser war Mäde eine Nixe mit Fischschwanz, doch an Land konnte sie sich auf zwei Beinen, wie die Menschen, bewegen. Oft saß sie mit ihrer guten Freundin, der Prinzessin Ilse, auf dem Ilsestein und segnete die Umgebung.

Wer Ihre Hilfe benötigte konnte Sie mit folgendem Spruch herbei bitten: „Das Wasser ist dein Reich, dem Fische bist du gleich, im Harz bist du zu Haus, mit Kräutern kennst dich aus. Bitte steh mir zur Seit – kein Weg sei zu weit.“ Wenn ein guter Mensch sie rief, erschien sie sogleich und heilte manche Krankheit, oder half mit guten Kräutertipps.

Dereinst wollte das Böse, die Wilde Jagd, Teufel und Hexen in den Rauhnächten die Gewalt über den Harz gewinnen. In den Rauhnächten zwischen der Wintersonnenwende und dem 6. Januar ist es dunkel und kalt und das Böse ist stark.

Hexen und Hexenmeister stellten sich an allen Grenzen des Harzes auf und bildeten einen Hexenring rund um den Harz. Ein dunkler Nebel bedeckte das Gebirge und kein freundliches Licht konnte die Wälder und Felder bescheinen. Wenn an drei Tagen die Sonne nicht scheinen konnte, wäre der Harz für immer in die Dunkelheit gestürzt worden.

Die dort lebenden Menschen, Tiere und Zauberwesen hätten für immer in kalter Finsternis leben müssen. Mäde, die in ihrem unterirdischen Quellreich schlief, bekam davon nichts mit. Die Menschen und Zwerge riefen den Zauberspruch: „Das Wasser ist dein Reich, dem Fische bist du gleich, im Harz bist du zu Haus, mit Kräutern kennst dich aus. Bitte steh mir zur Seit – kein Weg sei zu weit.“

Doch Mäde schlief fest und hörte nichts davon. Drei Mal sprachen sie den Zauberspruch, doch Mäde schlief. Eine alte weise Frau gab den Rat, zwei Kinder nicht über 10 Jahre alt, sollen zur Prinzessin Ilse an den Ilsestein gehen. Prinzessin Ilse wüsste sicher Rat. So geschah es, die zwei Kinder Gretel und Gunther wanderten zum Ilsestein.

Auf Ihr Bitten hin kam die Prinzessin Ilse heraus und hörte sich Ihre Geschichte an, denn auch sie war von Dunkelheit bedroht. Endlich sprach sie: „Ihr müsst die Nixe Mäde in ihrem unterirdischen Quellreich wecken, nur Ihr Kinder könnt das. Nehmt diesen Stein – das Brockenlicht. Es wird Euch voran fliegen und den Weg leuchten. Wenn es rot flackert und erlischt, sind böse Geister in der Nähe. Dann versteckt euch geschwind“.

So zogen die Kinder los gingen zur Höhle, die wir heute als Heimkehle kennen. Von hier gelangte man in das unterirdische Wasserreich der Nixe Mäde. Endlich fanden Sie die Nixe Mäde, welche fest schlief. Sie sagten den Zauberspruch auf, worauf Mäde sogleich erwachte.

„Mäde, ihr müsst sogleich zur Hilfe eilen – denn der ganze Harz ist von Dunkelheit bedroht. Der Teufel und die wilde Jagd wollen das Harzgebirge in ewige Dunkelheit stürzen und das Böse will hier herrschen.“

Mäde lud die Kinder auf Ihr Einhorn Minze und sogleich flogen Sie auf den höchsten Berg in der Umgebung, den Brocken. Bösen Geistern wich das Einhorn Minze geschickt aus. Als ihnen einmal ein pferdefüßiger Teufel zu nahe kam, gab Ihm das Einhorn Minze einen so gewaltigen Tritt, dass er die ersten Bremsversuche erst in der Nähe von der Stadt Thale machen konnte. Gewaltig schlug er mit einem Fuß in den Felsen ein. Den Abdruck kann man heute noch auf dem Felsen Roßtrappe sehen!

So erreichten Sie schließlich den Brocken. Mit Ihrer gewaltigen Zauberkraft, bat sie ihre gute Freundin, die Sonne herbei. Diese änderte ihren Lauf und stand direkt über dem Brockengipfel. Das Böse, welches das Licht und die Sonne fürchtet, flüchtete. Der Hexenring um den Harz zerbarst bis auf die Stelle, auf die Mäde und ihr Einhorn einen Schatten warfen, direkt auf dem Brockengipfel.

Deshalb haben der Teufel und die Hexen bis heute hier die Macht und feiern einmal im Jahr die Walpurgisnacht. Die heiße Sonne hatte Mäde und ihr Einhorn Minze stark verbrannt und ihre weißen Glieder wurden rot. Der Kampf mit dem Bösen hatte ihnen alle Kraft genommen. Sie konnten nicht länger leben, denn sie waren Wesen des Zwielichtes.

„Begrabt mich und mein treues Einhorn Minze neben einer reinen Quelle am Harz. Wir werden immer bei euch sein und später in anderer Form wieder auf erstehen.“

So geschah es. Ob es die Salzaquelle bei Nordhausen war oder die Rhumequelle, ist heute nicht mehr bekannt. Nach einigen Jahren geschah das Wunder. Plötzlich gab es im Harz zwei neue Pflanzen. Beide wuchsen direkt am Wasser. Die eine, welche angenehm duftete und vielerlei Heilwirkung hatte, nannten die Menschen nach dem Einhorn Minze oder auch Wasserminze.

Die andere aber, welche mit ihren großen cremefarbenen Doldenblüten an das Haar der Nixe Mäde erinnerte, süß schmeckte und sehr gut roch sowie bei Erkältungen und Schmerzen gut half, nannten sie Mädesüß. Die roten Stängel des Mädesüß erinnern an die Sonne. Das Mädesüß wurde eine der bekanntesten Pflanzen für Heilkundige und Druiden, auch in der Küche wird es noch heute benutzt.

Die Wasserminze und das Mädesüß sind das Vermächtnis der guten Nixe Mäde und ihres Einhornes Minze, welche den Harz vor dem Bösen retteten.
Ulf Zaspel