Rückblicke und Ausblicke mit Inge Klaan in der SWG

"Große Herausforderungen verlangen Struktur"

Donnerstag
21.12.2023, 14:00 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
Zu einer Pressekonferenz lud gestern SWG-Chefin Inge Klaan, um Rückblicke und Ausblicke in die Aktivitäten ihres Unternehmens zu gewähren. Die Branche insgesamt und auch die Städtische Wohnungsbaugesellschaft (SWG) als kommunales Unternehmen stünden vor der Lösung großer Herausforderungen in den nächsten Jahren, die es zu bewältigen gebe …

Die SWG-Geschäftsführerin Inge Klaan vor der Karte mit den zu veräußernden Grundstücken im Gumpetal (Foto: oas) Die SWG-Geschäftsführerin Inge Klaan vor der Karte mit den zu veräußernden Grundstücken im Gumpetal (Foto: oas)

Die Stichworte Zuwanderung, Bezahlbarkeit der Wohnungen, Klimaschutz, Wohnqualität und Bindungsfaktor der Mieter an den Standort spielten dabei eine große Rolle. Von der aktuellen Politik im Bund wünschte sich die ehemalige CDU-Lokalpolitikerin mehr Verlässlichkeit. Es sei schwierig konstruktiv zu planen, wenn dauernd die eben erst gefassten Beschlüsse wieder umgeworfen würden.

Im Gumpetal werden neun SWG-Grundstücke für Ein- und Zweifamilienhäuser angeboten, die Erschließungsphase sei beendet, jetzt könnten die Parzellen verkauft werden. Es bestünde jedoch keine Bauverpflichtung für Käufer, vorerst handele es sich um reine Grundstücksveräußerungen. Selbst bauen will die SWG aber nicht.

In der Reminiszenz abgeschlossener Projekte verwies Inge Klaan auf die Konzentration ihres Unternehmens auf Bestandssanierung und Modernisierung. Eine genaue Auflistung haben wir in der. pdf-Datei am Ende des Artikels für Sie angehängt. Wichtiger Aspekt sei angesichts der steigenden Energiepreise die Einsparung von Betriebskosten, denn die Preiserhöhungen beträfen letztlich alle Dienstleister und die städtische Gesellschaft möchte gerne die durchschnittlichen Mietpreise um 5 Euro pro Quadratmeter erhalten. Für eine umfassende energetische Sanierung benötigen Vermieter zusätzliches Geld. Diese Herausforderungen würden begleitet von einer demographischen Entwicklung, die immer mehr barrierefreie Wohnungen erfordere. Im Moment aber sei die SWG dabei, die eigen CO2-Bilanz in ihren Objekten zu eruieren.

Über 80 Prozent der Heizungen der etwa 5.000 SWG-Mieter laufen über Fernwärme und die Frage der Versorgungsstruktur, sprich Quelle der Energie spielt eine immer größere Rolle. „Wenn der Gesetzgeber hier keinen Weg findet, die Akteure zu motivieren, wird die ganze derzeitige Entwicklung nicht funktionieren“, warnte Klaan, die mit dem Ossietzky-Hof in Nordhausen-Nord ein grünes Vorzeigeprojekt angeschoben hatte, das nur teilweise realisiert werden konnte. Zwar sollen im Sommer die ersten Mieter in die restaurierten Blöcke einziehen können, der angedachte Neubau mit modernster Heizungs- und Isolierungstechnik steht aber weiterhin in den Sternen und wird nun vom Bundesverband europaweit ausgeschrieben. Ausgang ungewiss.


Der Leerzug der Rautenstraße läuft planmäßig bis Ende Juni, dann könnten die Bauarbeiten beginnen, wobei besonders der rückwärtige Laubengang komplett erneuert werden und ein Fahrstuhl angebaut muss. In diesem Zuge werden aus den 40 Einraumwohnungen insgesamt 29 Mehrraumwohnungen entstehen. Hier wird die SWG eine Firma beauftragen, die Arbeiten zu übernehmen. Für kleinere Reparaturarbeiten steht der SWG auch ein eigenes Tochterunternehmen, die „SWG-Objektmanagement GmbH“ zur Verfügung, die 20 Mitarbeiter umfasst, die teilweise selbst ausgebildet wurden.

Auch in den nächsten Jahren will die SWG weiter qualifizierte Mitarbeiter ausbilden und diese Fachleute dann möglichst im Betrieb halten. „Für die zukünftigen personellen Anforderungen im Unternehmen müssen wir die Digitalisierung weiter voranbringen und sind wie alle Branchen auf Zuwanderung angewiesen“, weiß Inge Klaan, verlangt aber von der Politik auch, „das Thema Zuwanderung zu strukturieren.“ Sie sei eine Verfechterin der dezentralen Unterbringung von Flüchtlingen, fordere jedoch, dass endlich Prognosen erstellt und bessere Absprachen vorausschauend getroffen würden.

Nach Leerständen befragt gab sie zu Protokoll, dass es immer wieder zur Verfügung stehenden Wohnraum gäbe, die Frage sei nur wann wie viel davon verfügbar ist. An Neubauten werde derzeit nicht gedacht, eventueller Rückbau vorhandenen Wohnraums ist seit Jahren schon kein Thema mehr. „Für Neubauten müssen klare Finanzierungsangebote geschaffen werden, heute sehen wir für uns keinen Spielraum neu zu bauen und konzentrieren uns auf Bestandserhaltung“, sagte die SWG-Chefin. Bei anhaltendem Zuzug von Einwanderern müsse aber wieder neu gebaut werden, glaubt sie. Allerdings, so ihre Spitze gegen den Nordhäuser Landrat, halte sie nichts von Aktionismus bei der Unterbringung der ankommenden Neubürger.

Im Anhang lesen Sie die detaillierten Daten für den „Ausblick und Rückblick der Städtischen Wohnungsbaugesellschaft Nordhausen“ zum gestrigen Pressegespräch.
Olaf Schulze