Jahresabschlusskonzert in der JazzMangel

Kommet ihr Hirten... und lauschet

Sonnabend
16.12.2023, 10:30 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Weihnachten, Kirche und das traditionelle Oratorium - so läuft das in deutschen Landen seit Gedenken ab. Wie zu keinem anderen Fest ist die Adventszeit mit einem gemeinsamen Singen verbunden. Nicht so beim Nordhäuser Jazzclub...

Klavier und Saxophon - keine Worte (Foto: nnz) Klavier und Saxophon - keine Worte (Foto: nnz)
Der eigentliche Hotspot des Jazz in Nordhausen befindet sich in der Kurzen Meile. Dorthin luden die Jazzer der Rolandstadt nicht nur musikinteressierte Menschen ein, sondern auch musikmachende zu einem "Treffen" der besonderen Art ein.

Markus Burger (Klavier) und Jan von Klewitz (Saxophon) gaben sich die Ehre mit einem Programm, das eine unendlich schöne, gleichsam aber auch lehrreiche Reise durch die unendlichen Tiefen und Höhen jener Zeichen zwischen fünf Linien bot, die eine Verständigung unter musikalischen Menschen ohne Worte möglich macht. Vielleicht auch deshalb gaben Burger und von Klewitz ihrem Programm den Namen "Lieder ohne Worte".

Die Protagonisten des Abends (Foto: nnz) Die Protagonisten des Abends (Foto: nnz)
Die Zuhörer, die an jenem Freitagabend den Weg in die JazzMangel fanden, die ließen sich auf eine Reise durch den Barock, durch die Klassik ein und erfuhren so manch bedeutsame Dinge über Bach, Luther und die Südtiroler Lebensart. Über Orte in Alaska oder in Kalifornien.

Jan von Klewitz (Foto: S. Schröder) Jan von Klewitz (Foto: S. Schröder) Es war die Mischung zwischen einem swingenden Barock, Improvisationen, die auf dem Teppich der Spielstätte blieben und den coolen Moderationen von Markus Burger, die so authentisch rüberkamen als würden sie bei einer genüsslichen Runde Moselwein erzählt. Zwischen den Worten "verliebte" sich der Pianist in einen Klangteppich, den er selbst webte und auf dem noch viel Platz für die Passagiere des Abends war.

Mittendrin - für diejenigen die es wagten ihre Augen zu schließen - der andere Steuermann: Jan von Klewitz schien mit seinem Instrument verwoben zu sein. In den Phasen, da sein "Kollege" die Tasten des Klaviers streichelte, hielt er das Saxophon in seinen Armen, als müsse er es vor der "bösen Welt" da draußen bewahren und schützen. Und so schrie das Saxophon nicht, kreischte die Töne nicht heraus. Vielmehr legten sie sich wie ein Schleier über den Abend in der Jazzmangel.

Wer diese Art von musikalischen Darbietungen sich antut, der muss sich darauf einlassen. Muss sich mitgenommen fühlen. Muss mittendrin sein statt nur dabei. Gestern Abend war das Publikum Teil der Lieder ohne Worte. Für ein vorweihnachtliches Kunststück eine der besten Varianten, die "böse Welt da draußen" mal hinter sich zu lassen.
Peter-Stefan Greiner