ThüringenForst

Herausforderung, aber auch Jahrhundertchance

Freitag
15.12.2023, 13:12 Uhr
Autor:
emw
veröffentlicht unter:
Herausforderung, aber auch Jahrhundertchance
Rund 110.000 Hektar, etwa ein Fünftel der Waldfläche im Freistaat ist klimageschädigt. Forstexperten sehen die Herkulesaufgabe des Waldumbaus und der Wiederbewaldung, aber auch die einmalige Chance für einen großflächigen naturnahen Waldbau hin zu klimastabilen Wäldern...


 
Thüringens Waldbesitzende stehen vor einer Herkulesaufgabe: Klimawandelbedingt sind in den letzten Jahren rund 110.000 Hektar Wald im Freistaat Dürre, Sturm und Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Experten schätzen, dass rund die Hälfte der Schadfläche zur Wiederbewaldung ein Zutun des Menschen durch Pflanzung oder Saat braucht, um klimastabile, und damit struktur- und artenreiche Mischwälder entstehen zu lassen. Auf den verbleibenden Schadflächen steht schon die neue Waldgeneration durch natürliche Verjüngung oder sie wird sicher entstehen.

In der Folge braucht es jedoch gerade dort umfangreiche Pflegemaßnahmen, damit ein artenreicher Mischwald entsteht. Diese Pflegephase muss außerdem durch eine intensive Jagd unterstützt werden, damit das Wild nicht die neue Waldgeneration durch Verbiss gefährdet. Thüringens Wälder stehen insgesamt vor einem Neubeginn, denn auch viele zehntausende Hektar noch stabil erscheinender Bestände müssen, zusätzlich zur Wiederbewaldung der Schadflächen, durch Waldumbau auf das sich ändernde Klima vorbereitet werden.

Dies nimmt, im Gegensatz zur Wiederbewaldung, Jahrzehnte in Anspruch. Jede Krise ist aber auch eine Chance: Die ThüringenForst-Experten sehen in der Wiederbewaldung und dem Waldumbau eine Jahrhundertchance, einen von vielen Waldbesitzenden bereits seit langen betriebenen naturnahen Waldbau nunmehr auf großer Fläche umzusetzen.
 
Naturnaher Waldbau erhält einen historischen nie gekannten Schub
„Der naturnahe Waldbau, zudem sich die ThüringenForst-AöR auf ihren rund 200.000 Hektar Waldeigentum seit langem bekennt, erhält einen in dieser Flächendimension nie gekannten historischen Schub. Es geht jetzt darum, aus der Krise eine Chance zu machen und mit einem naturnahen und klimastabilen Wald die Zukunft des „Grünen Herzens“ zu sichern“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand.

Dabei ist sich Gebhardt sicher, dass die Gleichrangigkeit der verschiedenen Waldfunktionen, namentlich die Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen, auch weiterhin sichergestellt werden können. Ziel dieser Multifunktionalität ist, dass der Wald bestmöglich dem Menschen dient. Dies bedeutet neben einer Ökologisierung der Waldwirtschaft ausdrücklich auch die wirtschaftliche Nutzung sowohl für die heimische Holz- wie auch die Tourismuswirtschaft und deren tausende Arbeitsplätze.
 
Naturnaher Waldbau stärkt die Multifunktionalität der Wälder
Mit einem naturnahen Waldbau wird, neben der erweiterten Klimaschutzwirkung, durch nachhaltige Bewirtschaftung nicht nur Holzproduktion und CO2-Speicherung erreicht, sondern gleichzeitig der Natur- und Artenschutz im Wald gefördert. „Der in den vergangenen Jahrzehnten im Staatswald immer stärker umgesetzte naturnahe Waldbau ist der Schlüssel, um eigentumsübergreifend und damit großflächig die heimischen Wälder klimastabil zu machen“, so Gebhardt abschließend. Gewinner sind die Generationen nach uns, denen nicht nur klimastabile Wälder übergeben werden, sondern auch deren wirtschaftliche Nutzung. Denn auch nachfolgende Generationen wollen auf heimisches Holz als nachwachsender Roh-, Bau- und Werkstoff sowie Energieträger vor der eigenen Haustüre nicht verzichten.