Bluthochdruck und Psyche: Anteil der Frauen größer

Mehr gestresste Herzpatienten in Thüringen

Sonnabend
16.12.2023, 09:34 Uhr
Autor:
red
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Immer mehr Menschen in Thüringen stehen unter Dauerstress. Das hat Folgen – vor allem für die Gesundheit von Herz und Kreislauf. Wie Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse zeigen, stieg dort der Anteil der Versicherten mit Bluthochdruck von 2012 auf 2022 um gut 23 Prozent...

Ein deutlich größeres Plus von rund 44 Prozent verzeichnet die Kasse allerdings bei Bluthochdruck in Kombination mit Stress-Erkrankungen. Dazu zählen akute Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen. 2022 erhielt durchschnittlich jeder elfte Bluthochdruckpatient*in in Thüringen eine oder mehrere dieser psychischen Stressdiagnosen. 2012 war es hingegen noch jeder 17.

Psychischer Druck geht besonders Frauen zu Herzen
Der Anteil der stressgeplagten Blutdruck-Patientinnen in Thüringen liegt mittlerweile bei fast elf Prozent (Männer: rund sechs Prozent). „Die Gründe dafür können vielfältig sein“, sagt KKH-Ärztin Dr. Sonja Hermeneit. Allerdings seien tiefergehende Analysen notwendig, um etwa beurteilen zu können, ob sich Stress bei Frauen stärker oder anders auf die Herzgesundheit auswirke als bei Männern.

Eine bundesweite forsa-Umfrage im Auftrag der KKH zeigt zumindest, dass sich Frauen häufiger unter Druck beziehungsweise hohen Belastungen ausgesetzt fühlen als Männer. So gibt die Hälfte der befragten Frauen an, häufig oder sehr häufig unter Stress zu stehen. Bei Männern ist der Anteil mit 37 Prozent deutlich geringer. Frauen sagen zudem eher als Männer, der Stress habe in den vergangenen ein bis zwei Jahren zugenommen (59 zu 49 Prozent). Als Gründe für Stress nennen Frauen häufiger als Männer hohe Ansprüche an sich selbst sowie aktuelle politische und gesellschaftliche Themen wie Klimawandel, Krieg und Inflation. Durch die eigene Ausbildung oder den Beruf hingegen fühlen sich beide Geschlechter gleichermaßen unter Druck gesetzt.


Stress oft als Alltagserscheinung verharmlost
„Chronischer Stress und enorme psychische Belastungen steigern das Risiko für einen hohen Blutdruck und die Entwicklung weiterer Herzerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Das gilt auch für Patienten ohne Vorerkrankungen“, erläutert KKH-Expertin Hermeneit. Das Tückische: Stress wird häufig als harmlose Begleiterscheinung des Alltags oder gar als Statussymbol in der heutigen Leistungsgesellschaft wahrgenommen. Dabei kann er ernste Folgen für die Gesundheit haben. „Dauerstress gehört neben Rauchen und zu hohem Alkoholkonsum zu den wichtigsten vermeidbaren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen“, betont Hermeneit. Doch man müsse auch die psychosoziale Situation im Blick behalten: „Während Ärzte ihre Patienten hinsichtlich zu wenig Bewegung, schlechter Ernährung, Alkohol und Rauchen als kardiovaskuläre Risikofaktoren häufig schon aktiv ansprechen, werden Stress und psychische Belastungen oft nicht in gleicher Weise berücksichtigt.“