Der finale Jahresrückblick

Spiel's noch einmal Winfried

Dienstag
12.12.2023, 20:14 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Das Jahr 2023 hatte für den Erdenbürger einiges zu bieten, auch für die Nordhäuser fiel das Programm üppig aus. Im Audimax der Hochschule schwang sich Prof. a. D. Winfried Schmitt noch einmal als „Zwanziger“ auf die Bühne, um auf das Geschehen in der weiten Welt und der kleinen Stadt zurückzublicken…

Winfried Schmitt gab zum Jahresabschluss noch einmal den Professor (Foto: agl) Winfried Schmitt gab zum Jahresabschluss noch einmal den Professor (Foto: agl)


Begonnen werden muss Eingangs mit dem gewichtigsten kulturellen Ereignis des Jahres in Nordhausen. Gemeint ist natürlich nicht die Eröffnung des Theateranbaus, sondern um die Übergabe eines Zylinders. Nach 40 Jahren in der Rolandgruppe hatte Winfried Schmitt denselbigen an Thomas Müller abgegeben und der Neue hat seinen ersten Auftritt auch schon absolivert.

Der Alte war aber mit dem Zwanziger noch nicht ganz fertig: noch ein letztes Mal gab Schmitt den schrulligen Professor, stilgerecht im Auditorium Maximum der Hochschule, zum Zwecke der vergnüglichen Retrospektive. Mit Krieg, Klimakrise und noch mehr Krieg hatte 2023 zwar nicht viel Erhebendes zu bieten, aber wozu hat man denn in Nordhausen schon den feinen Korn.

Mit dem hatte sich auch der ole Zwanziger gut versorgt, also ging es guten Gemüts in die Rückschau. Die Begann mit einem Blick auf die Ampel und die Feststellung das Lichtzeichenanlagen für den Verkehr besser taugen, als für das Regieren. Überhaupt Verkehr, statt immer nur von Krieg und Klima zu hören wäre es doch schön, mal wieder Verkehrsberichte auszustrahlen, wie den „7. Sinn“ sinnierte der Herr Professor, denn nirgendwo wird soviel gelogen, wie im Krieg. Da ist es leichter, sich über den Verkehr aufzuregen.

Aber im Land herrsche immerhin Gerechtigkeit, schließlich könne man auch ohne Leistung in höchste Höhen steigen, ähnlich den Feststoffen in der Klärgrube. Von erleuchtenden Momenten bei der Darmspiegelung bis zu abstrusen Bahnfahrten, der zielführenden und nachhaltigen Nutzung von Spirituosen in der DDR, Primasprit mit Fruchtsirup, hohen Festen und hohlen Reden in der Elbphilharmonie, über Antisemitismus, Integration und Fußball wurde ein weites, weites Feld beackert.

Weihnachtsvorlesung mit Prof. Zwanziger im Audimax (Foto: agl) Weihnachtsvorlesung mit Prof. Zwanziger im Audimax (Foto: agl)


Ai jei jei jei
Schließlich kehrte man auf vertrauten und heimischen Boden zurück, zum Jahr im Südharz. Was war also los in Nordhusen? Nüscht neues unter der Sonne erst einmal: Stritterri zwischen Landkreis und Stadt. Die gegenseitigen Beschuldigungen kamen wie das Armen in der Kirche, summierte der Professor, vielleicht liegt’s an der Alkoholunterversorgung in den Amtsstuben. Da war auch die Amtsenthebung des OB und die Rückkehr des Jedi-Ritters pünktlich zur Wahl, die laut Zwanziger bei all dem Zank am Ende auch 400 Meter Feldweg gewonnen hätten. Für den Figurenstreit am Rathaus hätte er auch einen Vorschlag - keine Gründerfiguren sollten an die Fassade sondern zwei Streithammel und ein Unschuldslamm. Passt besser zu Nordhausen.

Scheen sei aber wieder die Adventsausstellung in der Traditionsbrennerei, da geht es vor dem Jahresende um „Gold“. Passt auch, man müsste aber vielleicht auch mal ein anderes Thema machen: Schwieneduft. Ohne den geht’s in Nordhusen auch nicht. Und der hat die Stadt auch schon reich gemacht. Soll keiner sagen das man bei der Weihnachtsvorlesung nicht auch noch was lernt.

Schluss war damit noch nicht, zur Tradition gehört auch die Märchenstunde mit Zwanziger, auch die sollte es noch ein letztes mal geben. Die Bremer Stadtmusikanten wurden gegeben, ganz neu im Repertoire und so hat man das Märchen sicher noch nie gehört. Esel, Hund und Katze landen auf dem Weg nach Bremen im Südharz und treffen hier, begeistert und umschmeichelt vom Glockenklang höchster linguistischer Evolution, auf den Hahn. Und da in der Innenstadt von Sonnershusen weniger Leben ist als uff dem Friedhof zuggelt man nach Nordhusen. Mehr soll nicht verraten werden, schließlich ist das was zum hören, nicht zum niederschreiben. Und hören wird man Schmitt sicher noch das eine oder andere mal, wenn auch ohne Zylinder.
Angelo Glashagel