Nordhausen Indoor im Kugelstoßen mit Weltstars am Start

„Das größte Sport-Event, das es hier gibt“

Dienstag
12.12.2023, 11:00 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
Was vor elf Jahren in Nordhauern endete und im letzten Jahr als zartes, hoffnungsvolles Pflänzchen eine Renaissance erlebte, nimmt nun wieder richtig Fahrt auf: das internationale Kugelstoß-Indoor mit den besten Sportlern der Welt ist Ende Januar zurück in der Wiedigsburghalle. Zur Pressekonferenz stellte sich der Deutschen meister schon einmal den Fragen …

Organisator Werner Hütcher und Simon Bayer umrahmt von den Vertretern der Hauptsponsoren (Jana Zöller, EVN, links) und Thomas Seeber (Kreissparkasse, rechts) (Foto: oas) Organisator Werner Hütcher und Simon Bayer umrahmt von den Vertretern der Hauptsponsoren (Jana Zöller, EVN, links) und Thomas Seeber (Kreissparkasse, rechts) (Foto: oas)

„Das ist meine erste Pressekonferenz“, sagte Simon Bayer, amtierender Deutscher Meister im Kugelstoßen. Der in Amerika geborene Süddeutsche freute sich gestern zur Pressekonferenz in den Räumen der Kreissparkasse (neben der EVN einer der beiden Hauptsponsoren des Events), dass sie ausgerechnet in Nordhausen stattfand. Die Rolandstadt hat in seiner Vita einen festen Stellenwert, weil er schon vor elf Jahren beim damals letzten internationalen Hallen-Indoor teilnahm und als Juniorensportler seine großen Idole leibhaftig und hautnah im Wettkampf beobachten konnte. Später trainierte er in den USA ausgerechnet bei Ryan Whiting, einem der Sieger aus den damaligen Nordhäuser Indoor-Veranstaltungen. Es sei ihm eine große Ehre in Nordhausen bei diesem phantastischen und in Kugelstoßerkreisern legendären Indoor antreten zu dürfen. Und er wolle gern möglichst lange dabei bleiben, erklärte der 28-Jährige, der heute in Stuttgart trainiert und gerne seine bestweite von 20,53 Metern in der Wiedigsburghalle verbessern möchte. „Hier ist richtig was los, hier wird Kugelstoßen gelebt“, freute sich Bayer und hofft, so wie im letzten Jahr, als er in der Wiedigsburghalle Dritter wurde, einen Platz auf dem Podest zu ergattern.

Nordhausen hat es dank seiner weltberühmten Indoor-Vergangenheit und der Reanimation des sportlichen Großereignisses durch Werner Hütcher und seine vielen ehrenamtlichen Mitstreiter, die treuen Sponsoren und die tatkräftige Unterstützung der Verwaltungen in Kreis und Stadt geschafft, einer der wenigen Ranking-Wettbewerbe zu werden, die für alle Leistungssportler hoch interessant sind. Simon Bayer erläuterte den staunenden Anwesenden, dass beispielsweise der Titel eines deutschen Meisters nicht reicht, um Mitglied der Nationalmannschaft zu sein, die zu den großen globalen Meisterschaften startet. In einem ausgeklügelten Punktesystem müssen die Athleten ihre Leistungen bei internationalen Wettkämpfen bestätigen, die vorgegebene Weitennorm erfüllen und vordere Platzierungen erreichen, um Berücksichtigung zu finden. Die ranking-Wettbewerbe sollen sicherstellen, dass Bestweiten und Qualifizierungsweiten für große internationale Wettkämpfe unter besten Bedingungen und sichergestellter Kontrolle erzielt werden können.

Auch ist es für den nationalen Meister Bayer nicht möglich eine Bundesförderung über die Bundeswehr oder die Polizei zu erlangen. Zweimal, so erzählte er, sei seine Bewerbung darum schon abgelehnt worden. In sechs bis acht Indoor-Events mit dem diesjährigen Höhepunkt der Hallen-WM in Glasgow und zehn bis fünfzehn Wettkämpfen in der Sommersaison ist eine Qualifizierung für die ganz großen Ereignisse wie olympische Spiele möglich. Solche Meetings hier in Nordhausen sind deshalb eminent wichtig und der Stellenwert für die Kugelstoßer hoch, die sich in Nordhausen ungeteilter Aufmerksamkeit erfreuen können, was zusätzlich motivierend wirke. Weil eine Förderung nur schwer zu erreichen sei, habe er sich nebenher auf Beruf und Studium konzentriert, werde privat gesponsert und arbeite in allem was er unternimmt „lösungsorientiert“. Er wolle aber keine Kritik am Verband äußern, stellte Simon Bayer klar, vielmehr werbe er dafür, dass es mehr Zusammenarbeit zwischen Sport und Wirtschaft gäbe, damit einzelne Sportler angemessen unterstützt werden könnten.

Nordhausens Indoor-Direktor und Organisator Werner Hütcher war denn auch des Lobes voll über den sympathischen Sportler. „ Es ist beispielhaft, wie sich Simon nach Verletzungen immer wieder zurückgekämpft hat und er nimmt eine große Vorbildwirkung für alle Aktiven auch im Breitensport ein“, sagte Hütcher, der insgesamt 60 Kugelstoßer für den Wettkampf am 28. Januar ankündigte, darunter die komplette deutsche U-20-Nachwuchs-Elite, Deutsche Meister, die Weltmeisterin Auriol Sally Dongmo Mekemnang aus Portugal und andere Stars der Kugelstoßszene, zu denen auch einige 22-m-Stoßer in der Herren-Konkurrenz gehören sollen. Mit Nico Kappel hat sich zudem ein außergewöhnlich erfolgreicher kleinwüchsiger Sportler angesagt, der schon Weltmeister, Europameister und Paralympicssieger war und wohl mit Fug und Recht zu den stärksten Männern seiner Körpergröße weltweit gezählt werden darf.

Der deutsche Meister im Kugelstoßen Simon Bayer freut sich auf das Indoor im Januar (Foto: oas) Der deutsche Meister im Kugelstoßen Simon Bayer freut sich auf das Indoor im Januar (Foto: oas)

Das ehrgeizige Ziel ist ambitioniert und klar umrissen: Nordhausens Kugelstoß-Indoor soll wieder das beste der Welt werden. Werner Hütcher erhofft sich, dass im Januar einige der Hallenrekorde fallen könnten; wie beispielsweise der von Kugelstoß-Legende Astrid Kumbernuss im Damen-Wettbewerb. Von den Starteranmeldungen bis zur begleitenden PR, von Unterbringung der Sportler bis zum ehrenamtlichen Auf- und Abbau in der Wiedigsburghalle gibt s für das 13-köpfige Team jede Menge Arbeit zu leisten in den nächsten Wochen. Denn außer der Ehre, einen solchen Wettkampf ausrichten zu dürfen kommen auch jede Menge Verpflichtungen auf die Organisatoren zu.

Schließlich erwarten die Nordhäuser Indoor-Macher am 28. Januar um die 1.500 Zuschauer, die für kleines Geld einen großen Nachmittag des Sports erleben sollen. „Es ist das größte sportliche Event, das es hier gibt!“, postulierte Werner Hütcher und keiner kann ihm in Nordhausen und Umgebung widersprechen, nachdem die THC-Handballerinnen wieder ihre eigene Halle nutzen, die Fußballer auf Landesebene spielen und auch keine Boxnächte mehr stattfinden. Im Sog der wiederauflebenden Nordhäuser Indoors wird es auch im benachbarten Sondershausen zu einer Neuauflage der Leichtathletik-Meetings auf dem Göldner kommen. Doch zuerst zieht die Weltspitze des Kugelstoßens wieder in Nordhausen in der Wiedigsburghalle ein. Morgen wird der Vorverkauf (6 Euro pro Ticket) gestartet und wir werden hier weiter über die Vorbereitungen berichten.
Olaf Schulze