Unternehmensbefragung der IHK Erfurt

Landkreis Nordhausen schneidet unterdurchschnittlich ab

Mittwoch
06.12.2023, 16:32 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
Gute Standortbedingungen sind eine grundlegende Voraussetzung für Unternehmen, um wirtschaftlich erfolgreich agieren zu können. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt hat im Rahmen ihrer Standortanalyse 2023 rund 10.000 regionale Mitgliedsunternehmen zu ihren Einschätzungen hinsichtlich verschiedener Standortfaktoren befragt...

Im Ergebnis bewerten die Unternehmen in Nord-, Mittel- und Westthüringen die Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich mit anderen Regionen mit der Durchschnittsnote 3,0. Die Unternehmen am Wirtschaftsstandort Landkreis Nordhausen bewerteten die Wettbewerbsfähigkeit mit einem befriedigenden Ergebnis (Note 3,2). Trotz der angespannten Situation durch die multiplen Krisen, den Strukturwandel und die schwächelnde Konjunktur sehen die Unternehmen allerdings sogar Wachstumspotenziale hinsichtlich der personellen und räumlichen Expansion. Welche Bedingungen dafür vorherrschen müssen, zeigen die Ergebnisse der Studie.

Im Fokus der Befragung der IHK Erfurt stand die Einschätzung der Unternehmen hinsichtlich Zufriedenheit und Wichtigkeit von insgesamt 56 weichen und harten Standortfaktoren aus sechs Themenfeldern: Verkehr und Infrastruktur, Standortkosten, Standortattraktivität, wirtschaftspolitisches Klima, Bildung und Fachkräfte sowie Marktnähe und Netzwerke. Abschließend wurden die Unternehmen zu Ihren Zukunftsaussichten befragt.

Die Unternehmen am Wirtschaftsstandort Landkreis Nordhausen zeigen sich mit dem Bereich Verkehr und Infrastruktur zufrieden, insbesondere loben sie die gute Anbindung an Landes- und Fernstraßen sowie die Parkmöglichkeiten für Mitarbeiter und Kunden. Hingegen zeigen sich hohe Verbesserungspotenziale beim Baustellenmanagement des öffentlichen Straßenbaus. Auch die Zufriedenheit mit der Breitband-Internetversorgung bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Die Standortkosten werden gemischt betrachtet: während die Unternehmen mit den Büro- und Gewerbemieten und Personalkosten mehrheitlich zufrieden sind, zeigen sich große Probleme bei den Preisen für Strom und Gas sowie der Höhe der Gewerbesteuer.

Die Standortattraktivität wurde mit Blick auf die Versorgungssicherheit, die Angebote zur Kinderbetreuung und die Einkaufsmöglichkeiten positiv bewertet. Großer Verbesserungsbedarf wird hingegen bei der kommunalen Wirtschaftsförderung und dem Standortmarketing gesehen. Mit der Öffentlichen Sicherheit zeigen sich die Unternehmen zwar zufrieden, diese bleibt jedoch hinter der Erwartung zurück.

Das wirtschaftspolitische Klima im Landkreis wird differenziert betrachtet: mit der räumlichen Nähe zur Kommunalverwaltung und dem Serviceangebot der örtlichen Arbeitsagentur und des Finanzamtes zeigen sich die Unternehmen zufrieden. Negativ hingegen fiel die Bewertung bei der Dauer, Qualität und Transparenz von Genehmigungsverfahren, dem Serviceangebot der Kommunalverwaltung und insbesondere beim Digitalisierungsgrad der Verwaltung aus und blieb hinter den Erwartungen zurück.

Das Themenfeld Bildung und Fachkräfte weist ein wenig zufriedenstellendes Bild auf. Einzig zufrieden sind die Unternehmen mit dem Angebot an allgemeinbildenden Schulen, wobei hier die Erwartungen deutlich höher liegen. Die Bewertungen der schulischen Kenntnisse der Schulabgänger sowie der Verfügbarkeit an Facharbeitern und der Unterstützung bei der Gewinnung von Arbeitskräften weisen auf deutliche Verbesserungsbedarfe hin.

Abschließend wurden die Marktnähe und Netzwerke in der Region als positiv eingeschätzt. Die räumliche Nähe zu Beschaffungsmärkten und Zulieferern sowie Absatzmärkten sind hier ausschlaggebend. Bei den Netzwerken innerhalb der Wirtschaft und der Verfügbarkeit unternehmensnaher Dienstleistungen liegen trotz Zufriedenheit noch Verbesserungspotenziale vor.

Trotz der Unsicherheiten durch den Strukturwandel und die Transformation, den multiplen Krisen und Krisenfolgen sowie der schwächelnden Konjunktur gaben 60,3% der Unternehmen aus dem Landkreis Nordhausen zu den Zukunftsaussichten für die kommenden 3 Jahre an, mindestens den Status quo ihres Unternehmens aufrecht erhalten zu wollen. 7,7 Prozent planen einen personellen Ausbau und 6,4 Prozent eine räumliche Expansion am Standort. Die Notwendigkeit einer Verkleinerung oder Standortschließung sehen hingegen 10,3 Prozent, eine Investitionsverlagerung ins Ausland immerhin 9 Prozent.

„In der gegenwärtig höchst angespannten wirtschaftlichen Lage haben wir unsere Unternehmen umfassend dazu befragt, wie sie die Standortbedingungen gegenwärtig einschätzen und was sie dringend benötigen. Trotz multipler Krisen und einer schwächelnden Konjunktur bewerten die Unternehmen den Wirtschaftsstandort Landkreis Nordhausen mit einem befriedigenden Ergebnis (Note 3,2). Die Unternehmen benennen klare Handlungsnotwendigkeiten an die Politik und Verwaltung. Wachstumshemmer sind am Standort Landkreis Nordhausen die hohen Strom- und Gaspreise und der Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften. Verbesserungspotenziale werden auch beim Baustellenmanagement im öffentlichen Straßenbau und bei der kommunalen Wirtschaftsförderung gesehen. An diesen Stellschrauben muss die Politik und Verwaltung dringend mit mehr Engagement arbeiten, um den Wirtschaftsstandort langfristig attraktiv zu halten und Wachstumsaussichten auszuschöpfen“, fasst Dr. Cornelia Haase-Lerch, Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt, die Ergebnisse der Standortanalyse zusammen.

Die vollständigen Auswertungen der Standortanalyse können Sie der Online-Publikation auf der IHK-Website entnehmen: www.ihk.de/erfurt/standort23
Auf den Seiten 58 bis 63 gelangen Sie direkt zu den Ergebnissen für den Landkreis Nordhausen.

Hintergrundinformationen zur Standortanalyse:
Rund 10.000 hiesige Betriebe wurden im Rahmen einer Unternehmensbefragung im Juni und Juli 2023 von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt online um eine Standorteinschätzung gebeten. Neben allgemeinen Fragen zum Unternehmen und seinem Standort enthielt der Online-Fragebogen sechs Kategorien mit insgesamt 56 harten und weichen Standortfaktoren, die es nach ihrer Bedeutung und ihrer Zufriedenheit einzuschätzen galt. Bei der IHK Erfurt gingen im Erhebungszeitraum 1.471 Rückmeldungen ein, was einer Rücklaufquote von 14,9 Prozent entspricht.

Werden die Beurteilungen der einzelnen Standortfaktoren hinsichtlich Bedeutung und Zufriedenheit kombiniert, lassen sich Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken des Wirtschaftsstandorts Nord-, Mittel- und Westthüringen ableiten: Standortfaktoren, denen Unternehmen eine hohe Bedeutung beimessen und die gleichzeitig hohe Zufriedenheitswerte aufweisen, stellen Stärken einer Region dar. Schwächen liegen hingegen bei den Faktoren vor, die aus Unternehmenssicht eine hohe Bedeutung besitzen, in der Region aber nicht zufriedenstellend erfüllt sind. Hier besteht Handlungsbedarf. Als Chancen werden jene Faktoren eingestuft, die aus Unternehmenssicht eine geringere Bedeutung besitzen, in der Region aber überdurchschnittlich gut erfüllt sind („Standortbonus“). Als Risiken werden dagegen Faktoren eingeschätzt, denen die Unternehmen im Vergleich aller betrachteten Indikatoren eine geringere Bedeutung beimessen und die gleichzeitig weniger zufriedenstellend erfüllt sind.