Vorbild für Mut und Zivilcourage

"Nordhausen Zusammen" erhält Justus Jonas Preis

Dienstag
05.12.2023, 05:00 Uhr
Autor
red
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Der Wahlkampf um die Nordhäuser Rathausspitze hielt einige Überraschungen parat, nicht zuletzt das Engagement eines hastig geschmiedeten Bürgerbündnisses, das sich überparteilich gegen die AfD in die Waagschale warf. Der Einsatz für Vielfalt und Weltoffenheit wurde gestern Abend durch die evangelische Kirche geehrt...

Der Justus Jonas Preis der evangelischen Kirche im Südharz ging gestern Abend an das Bündnis "Nordhausen Zusammen" (Foto: agl) Der Justus Jonas Preis der evangelischen Kirche im Südharz ging gestern Abend an das Bündnis "Nordhausen Zusammen" (Foto: agl)

Dass es der amtierende Oberbürgermeister überhaupt in den zweiten Wahlgang schaffte, war vor wenigen Wochen eine gehörige Überraschung, dass die AfD im ersten Anlauf unerhört stark abschnitt zeitgleich für viele ein Schock. Zwei Wochen bis zur Stichwahl und es sah so aus, als würde Nordhausen demnächst vom ersten AfD-Oberbürgermeister geführt.

Zwei Wochen, in denen das Bündnis "Nordhausen. Zusammen." hastig alle Register zog, vom offenen Brief und einem Appell gegen die Spaltung der Gesellschaft mit inzwischen rund 4.500 Unterzeichnern, über prominente Unterstützung auf den sozialen Medien, über Protestaktionen bis zu einem gut besuchten Bürgerfest einen Tag vor der zweiten Wahl. Die letzte Überraschung kam knappe 24 Stunden später, Kai Buchmann gewinnt die Stichwahl, die AfD verliert den sicher geglaubten Prestigeposten.

Ein Teil des Erfolges gebührt auch dem Bündnis, man hat für Aufsehen und Aufklärung gesorgt. Das Engagement des überparteilichen Bündnis für Vielfalt, Weltoffenheit und Solidarität in Nordhausen und darüber hinaus hat die fünfköpfige Jury des Justus-Jonas Preises dazu bewogen, die Auszeichnung des evangelischen Kirchenkreises in diesem Jahr an "Nordhausen Zusammen" zu vergeben. Die Ehre gebührt dabei nicht einem Einzigen, viele Menschen hätten hier Haltung für eine gelingende Demokratie in einer pluralen und diversen Gesellschaft ohne Angst und Ausgrenzung gezeigt. Mit ihrer Zivilcourage seien die Nordhäuserinnen und Nordhäuser zum guten Vorbild geworden.

Dem Lob schloss sich am Abend auch Landtagspräsidentin Birgit Pommer an. Weltoffenheit, Menschlichkeit und das soziale Miteinander in der Gesellschaft sei der Dreiklang der Werte, der das Wesen einer funktionierenden Demokratie ausmache. Das Bündnis habe gezeigt, dass man sich extremen Ansichten nicht annähern müsse, ihnen mit Menschlichkeit entgegen treten könne, nicht allein auf Basis der Politik, sondern in der gesamten Breite der demokratischen Gesellschaft.

So schnell wie das Bündnis entstanden ist, ist es nicht verschwunden. Die Gruppe aus rund 40 Aktiven und vielen Unterstützern will weitermachen, schließlich sind die nächsten Urnengänge im neuen Jahr nicht fern und Überraschungen wie die im OB-Wahlkampf keine Selbstverständlichkeit. Bereits am kommenden Sonntag will man das "Zusammen sein" wörtlich nehmen und lädt zur kurzen Weihnachtsmeile in die Altstadt.