Tür zu! – Tür auf! - Ein neues Jahr!

Die letzten Tage lebten wir gewissermaßen zwischen den Zeiten. Mit dem Ewigkeitssonntag ging das alte Kirchenjahr zu Ende. Das neue Jahr beginnt am Sonntag mit dem 1. Advent...

Tod und Leben sind selten so nah beieinander. Stirbt jemand, so könnte man es mit einer Tür vergleichen, die ins Schloß fällt. Wir stehen davor und können nicht hinein. Ein ganz anderer hat den Schlüssel für diese Tür.
Doch mit dem Advent öffnet sich eine andere Tür. Ich meine nicht nur die Türchen am Adventskalender, die uns verdeutlichen, wie nahe der Heilig Abend ist. Ich meine die Himmelstür, die sich öffnet, damit Gott zu uns kommen kann.

Wir erinnern uns vielleicht an die Spannung und die hoffnungsvolle Erwartung, wenn wir als Kinder die Kleiderschranktüren heimlich geöffnet haben, um zu sehen, ob schon Geschenke da sind. Wir stellen unsere blank geputzten Schuhe vor die Tür und wissen, dass der Nikolaus etwas hineinlegen wird. Türen begegnen uns ständig überall und manchmal nimmt man sie nicht mehr wahr – was auch schmerzhafte Folgen haben kann.

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ - Diese Aufforderung wird uns in den nächsten Wochen an verschiedenen Stellen begegnen. Dabei ist es keine Werbung am Kaufhaus, sondern es ist ein altes Adventslied. Dort heißt es: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit.“
Die Herrlichkeit Gottes – wo ist sie geblieben? Wir erwarten ein Kind, das in Windeln gewickelt wird. Aber damit erwarten wir auch Gott!

Der Advent bringt für viele die Gedanken an das Kommen Gottes zurück. Die Tür öffnet sich und aus diesem fernen Gott wird ein 'heruntergekommener Gott' – im doppeldeutigen Sinne! Grelle, flackernde Lichter und dröhnende Weihnachtsmusik an allen möglichen und unmöglichen Orten vermiesen uns manchmal die Stimmung.

Aber Advent bedeutet auch: Der herunterkommende Gott kündigt sich an, gibt uns die Zeit, uns alle Jahre wieder auf ihn vorzubereiten. Die Tür zu einen neuen Anfang wird im Advent geöffnet.

Advent ist ein Aufbruch in ein neues, ganz anderes, Jahr. Es ist kein Schuljahr, kein Dienstjahr, auch kein Rechnungsjahr. Es ist ein neues Jahr mit Gott, das am 1. Advent beginnt. Er kommt zu uns, tritt in unser Leben, um mit uns den Alltag zu bewältigen und darin seine Herrlichkeit zu beweisen. Öffnen wir also auch unsere Türen für ihn. Nutzen wir sein Angebot und die Zeit – für uns. Versuchen wir, dieses neue Jahr - trotz aller Hektik - mit Ruhe und Besinnlichkeit zu beginnen.
Schauen wir in das bewegte Licht der Kerze am Adventskranz. Hören wir auf die Texte der Advents- und Weihnachtslieder. Freuen wir uns auf die Ankunft diese besonderen Kindes.
Steffi Wiegleb, Superintendentin Kirchenkreis Bad Frankenhausen-Sondershausen