Bundesverband der Gipsindustrie:

Wohnungsbauziele nur mit Aufstockung zu erreichen

Sonntag
12.11.2023, 17:14 Uhr
Autor:
red
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Eine der zentralen Herausforderungen in Deutschland ist die hohe Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum. Es wird von einem dringlichen Bedarf von über 1,5 Millionen zusätzlichen Wohnungen gesprochen...

Zugleich hat die Bundesregierung das wohnungspolitische Ziel ausgegeben, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen. Bisher wurde das Ziel aber weit verfehlt. Dabei gibt es aus Sicht des Bundesverbands der Gipsindustrie reichlich Potenzial allein durch Umbauten und Aufstockungen von vorhandenen Gebäuden. Nach einer 2019 veröffentlichten Deutschlandstudie von Univ. Prof. Dr.-Ing. Karsten Tichelmann, TU Darmstadt, bemisst sich dieses Potenzial auf 2,3 bis 2,7 Millionen neuen Wohnungen.

Schon 2016 stellte Tichelmann in einer ersten Deutschlandstudie fest, dass es ein Umbau- und Aufstockungspotenzial bei vorhandenen Wohngebäuden von etwa 1 Mio. Wohneinheiten gibt. 2019 wurde die Studie dann auf Nichtwohngebäude in Innenstädten in ungesättigten Wohnungsmärkten erweitert. Aus diesen zusätzlichen Berechnungen ergibt sich ein weiteres Potenzial von 1,3 bis 1,7 Millionen Wohnungen. Seitdem hat sich die Situation nicht grundlegend geändert, im Bereich des Büromarkts wahrscheinlich sogar noch vergrößert.

Holger Ortleb, Geschäftsführer des Bundesverbands der Gipsindustrie dazu: „Das Potenzial von über zwei Millionen Wohnungen ist heute bereits vorhanden und sollte – wo es passt und sinnvoll ist – nur gehoben werden.“ Ortleb fordert hierzu, das Wohnungsprogramm mit konkreten Um- und Ausbauzielen zu unterlegen. „Gips trägt dabei als Rohstoff für den Leichtbau erheblich zur Lösung bei.“, so Ortleb weiter.
Tichelmann stellte durch die Studie mit einer konservativen Annahme von Mengen, Flächen und Verdichtungsschlüsseln folgende Potenziale für bezahlbaren Wohnraum sowie die dazu gehörige soziale Infrastruktur fest:
  • 1,1 Mio. bis 1,5 Mio. Wohneinheiten auf Wohngebäuden der 1950er- bis 1990er-Jahre (aktualisierter Stand der Deutschlandstudie 2016
  • 20.000 Wohneinheiten oder soziale Infrastruktur auf Parkhäusern der Innenstädte.
  • 560.000 Wohneinheiten durch Aufstockung von Büro- und Verwaltungsgebäuden.
  • 350.000 Wohneinheiten durch Umnutzung des Überhangs (Leerstand) von Büro- und Verwaltungsgebäuden.
  • 400.000 Wohneinheiten auf den Flächen von eingeschossigem Einzelhandel, Discountern und Märkten, bei Erhalt der Verkaufsflächen.

Die Studie kommt weiter zu der Erkenntnis, dass eine Reihe von bauordnungs- und bauplanungsrechtlichen Vorgaben neu zu definieren sind, um die aufgezeigten Vorteile von Aufstockungen nutzen zu können. Sie