POLITIKER FORDERN HARTE KONSEQUENZEN

Ein Tiger aber faucht nicht nur

Freitag
10.11.2023, 20:11 Uhr
Autor:
psg
veröffentlicht unter:
Gestern wurde der Pogromnacht vor 85 Jahren gedacht – eine Nacht des Schreckens, die Leid und millionenfache Vernichtung jüdischen Lebens einleitete. Auch in Nordhausen gedachte man ihrer (nnz berichtete), fiel doch auch die jüdische Synagoge in der Rolandstadt dem wütenden Nazi-Mob zum Opfer...

Das Innere der Synagoge am Pferdemarkt (Foto: privat) Das Innere der Synagoge am Pferdemarkt (Foto: privat)
Nur noch ein Gedenkstein an der Ecke Hagen/Wolfstraße erinnert heute an ihre einstige Existenz. Der Stein mahnt mit einer Inschrift „Vergesst es nie!“ an die Barbarei dieser Zeit. Oberbürgermeister Buchmann betonte in seiner Ansprache: „Jüdisches Leben hat in Nordhausen Gegenwart und Zukunft!“ Im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts zählte die jüdische Gemeinde in Nordhausen nahezu 500 Mitglieder, nach Gera und Erfurt eine der größten in Thüringen.

Wäre heute in unserer Stadt für sie eine gesicherte Zukunft, ein friedliches Miteinander mit Menschen anderer Kulturen gegeben? Oder hätten wir Bilder vor Augen, wie wir sie dieser Tage aus Berlin und aus anderen Städten erlebten? : Mit Judensterne markierte Häuser jüdischer Familien, denen Hass und Feindschaft entgegenschlägt. Brandsätze auf Synagogen, Kinder, die sich vor Angst nicht in die Schule trauen.

Schlimmer noch: Da wurde demonstriert auf deutschen Straßen und die Auslöschung des jüdischen Staates gefordert. Auf Transparenten und auch lauthals die Errichtung eines Kalifats in Deutschland propagiert. Was könnten das für Leute sein? Ron Prosor, Botschafter Israels in Deutschland, sieht es so:

Die Leute, die das tun, hätte Deutschland mit offenen Armen empfangen. Jetzt missbrauchten sie die Gastfreundschaft. Es könne doch nicht sein, dass Juden und Israelis in diesem Land wieder Angst haben müssten. Zudem kämen Imame mit einer Israel feindlich gesinnten Ideologie, mit der sie auch Deutschland ändern möchten

Beifall erhielt der Botschafter von der Politik. Ob Bundeskanzler, Bundespräsident, Außen- oder Innenministerin, Ministerpräsidenten der Länder, ob CDU, SPD oder von Grün regiert, alle fordern Konsequenzen und Zivilcourage gegen jede Form des Antisemitismus: Wer ein Kalifat errichten will, sei hier falsch. Die das möchten, müsse man abschieben. Auch alle anderen, die sich nicht einfügten, unsere Gesetze missachteten.

Die markigen Worte hört man wohl, allein es fehlt der Glaube. In seiner Handlungsfähigkeit dürfte der Staat mit der eigenen Gesetzgebung gefesselt sein. Deutschland müsste da schon das Gesetz ändern und Meinungsfreiheit enger fassen, ist Prosor der Ansicht. Hamas wie Hisbollah würde es bei dem Vorhaben, einen Staat in ihrem Sinne zu errichten, an Brutalität nicht fehlen. Beide Organisationen seien nicht nur gegen Israel, sie nehmen die westliche Lebensweise als widerwärtig wahr, von Frauenrechten ganz zu schweigen.

Israel, dessen Staat und damit Leben sie auslöschen wollen, hat das Recht, um seine Existenz zu kämpfen. Doch die Hamas weiß, wie man in der Welt Hass gegen Israel entfacht. Sie, ist zu hören und zu lesen, habe ihre Kommandozentralen in Tunneln versteckt, wo sie auch Munition und Abschussrampen lagerte. Zumeist würde sich das unter Krankenhäusern, Schulen und Moscheen befinden. Fallen hier Bomben und Raketen, bleiben Opfer nicht aus, was den Aufschrei gegen die Israelis beflügelt.

Jüdisches Leben habe in Nordhausen Gegenwart und Zukunft, meinte der Oberbürgermeister gestern. Die Nazis löschten es aus. Aber wir haben in der Stadt über 1600 Bürger anderer Nationen, unter ihnen auch viele Muslime. Tendenz: steigend.

Noch sind die Probleme überschaubar. Wären sie es noch, wäre die gleiche Anzahl jüdischer Bürger hier?

Ich bin mir sicher: Die Stadt würde alles in ihren Kräften Stehende unternehmen, um ihnen ein sicheres Leben zu bieten. Da bin ich beim OB. Geschichte, wie wir sie einmal hatten, wird sich nicht wiederholen. Umstände und Akteure sind nicht die von gestern. Aber Gefahren muss man begegnen.

Abschieben, wer ein Kalifat möchte! Harte Strafen, wer Hass und Feindschaft predigt! Politiker geben sich plötzlich als Tiger. Die Politik verspricht Härte gegen jede Form des Antisemitismus und Judenhass. Ein Tiger aber faucht nicht nur, er packt zu, hart und unerbittlich. Ich hoffe, aus den Politik-Tigern von heuet werden keine Bettvorleger von morgen.
Kurt Frank