Streik bei Klemme

Der alte Mantel passt nicht mehr

Dienstag
07.11.2023, 12:47 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Beim Nordhäuser Klemme-Werk des Backwarenherstellers Aryzta wird heute gestreikt. Seit der Gründung des Werks hängen die Beschäftigen im gleichen Mantelvertrag fest, der passt nun nicht mehr, es muss ein neuer her, fordert die Gewerkschaft NGG…

Streik bei Klemme in Nordhausen (Foto: agl) Streik bei Klemme in Nordhausen (Foto: agl)


Die Hände fest in den Taschen steht Julia Maciejewicz mit ihren Kollegen seit heute früh um fünf Uhr vor dem Klemme-Werk in Nordhausen. „Ich kann hier frieren oder zu Hause frieren. Wenn ich die Heizung aufdrehen will, brauche ich mehr Geld und dafür braucht es einen neuen Manteltarifvertrag.“ Seit 2005, als das Werk gegründet wurde, stecke man im gleichen Vertrag, lange habe man das hingenommen aber jetzt müsse sich etwas ändern, sagt Maciejewicz, „es ist fünf vor Zwölf, wenn nicht schon später“.

„Der alte Mantel passt nicht mehr, es muss ein neuer Mantel her“, skandieren die Streikenden vor dem Werk heute, es geht um die Bezahlung aber auch um Anerkennung. „Gegessen wird immer, wir waren immer hier, durch alle Krisen hindurch. Aber gewürdigt wurde es nicht. Wir müssen der Führungsebene zeigen, dass sie ohne uns auch ihre Prämien nicht hätten“, sagt Maciejewicz.

Auf dem Forderungskatalog steht aber konkretes: mehr Urlaubstage, bessere Entlohnung und Sonderzahlungen wie Spät- und Nachtzulagen. Besonders schmerzlich sei, dass man immer noch anders behandelt werde, als die Kollegen im Westen, kritisiert Sven Niekler, Sekretär der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGG. „Im Stammwerk im bayerischen Geroldshofen werden relativ schmerzfrei Zugeständnisse gemacht, die hier auch 33 Jahre nach der Wende immer noch in Frage gestellt werden. Dabei geht die Schere zwischen Ost und West eher weiter auseinander, obwohl die Kosten die gleichen sind. Es ist an der Zeit das die Lohnmauer endlich fällt. Die Änderungen im Mantelvertrag wären ein Anfang, sukzessive muss sich aber auch etwas am Entgelttarif etwas ändern.“

Die Drohkulisse der Arbeitgeberseite mit Kündigung zu reagieren ziehe nicht mehr, heißt es vor dem Werk. Die Personallage sei angespannt, auch weil es kaum noch jemanden zu vermitteln sei, warum man bei den aktuellen Bedingungen hier arbeiten sollte. Tut sich nichts, werde man weiter Druck aufbauen, versichern die Gewerkschafter, man sei bereit die Streiks auch über 24 Stunden aufrecht zu erhalten.