Entscheidung des Kreistags könnte Rettung bringen

Schulsozialarbeit vor dem Aus?

Montag
06.11.2023, 12:59 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Seit dem Schuljahr 2021 gibt es Schulsozialarbeit am Herder-Gymnasium. Die Finanzierung dieser wesentlichen Arbeit am größten Gymnasium Thüringens läuft jetzt aus, der Kreistag müsste einspringen, um das Ruder noch zu drehen...

Im Jahr 2021 wurde dem dringenden Wunsch der Schule entsprochen, Schulsozialarbeit einzurichten. Dank der Zusammenarbeit mit der gemeinnützigen "Frohen Zukunft Nordhausen", einem erfahrenen Partner, konnte dies erfolgreich umgesetzt werden.
Heute sind 857 Schüler und Schülerinnen, knapp 67 Pädagogen, etwa 1700 Eltern bzw. Sorgeberechtigte und zahlreiche Netzwerkpartner regelmäßig auf die Unterstützung der beiden Schulsozialarbeiterinnen angewiesen. Gegenwärtig werden zwei Mitarbeiterinnen in Teilzeitstellen durch den Landkreis finanziert.

Ende September 2023 erhielt der Träger die Information, dass die Finanzierung der Arbeit am Herder-Gymnasium am 31.12.2023 ausläuft. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der Schulsozialarbeit im Landkreis steht die Arbeit am Herder-Gymnasium und für die beiden Mitarbeiterinnen der Frohen Zukunft nun auf der Kippe. Die Frohe Zukunft zählt zu den Trägern, die 2013 die Schulsozialarbeit im Landkreis mitbegründet haben. Das aktuelle Jubiläum markiert mit dem Ende der Finanzierung durch den Landkreis auch das Aus für diese Arbeit.

v.l.: Anika Lier (Schulsozialarbeiterin), Diana Witzenhausen (Schulsozialarbeiterin) Gert Bufe (Geschäftsführer) alle Frohe Zukunft Nordhausen (Foto: Frohe Zukunft) v.l.: Anika Lier (Schulsozialarbeiterin), Diana Witzenhausen (Schulsozialarbeiterin) Gert Bufe (Geschäftsführer) alle Frohe Zukunft Nordhausen (Foto: Frohe Zukunft)


Die Vertrauensbeziehung bildet eine wichtige Säule der Arbeit. Auch da bereits jetzt die Zahl der Mitarbeiterinnen nicht den tatsächlichen Unterstützungsbedarf der Schülerinnen und Schüler vollständig decken kann. Mit dem Ausfall der Finanzierung entfällt zum 31.12.2023 auch das Angebot für Krisenintervention, Präventionsarbeit und die tägliche Ansprechbarkeit in Konfliktsituationen.
„Schulsozialarbeit basiert auf Zuverlässigkeit und Beziehungsarbeit. Das kann man nicht einfach für 6 Monate unterbrechen und dann wieder befristet einschalten“, betont Anika Lier, Schulsozialarbeiterin am Herder-Gymnasium.

Wie konnte es so weit kommen?
Das zuständige Ministerium plant im kommenden Jahr eine erhebliche Aufstockung der Mittel für die Schulsozialarbeit. Der Landeshaushalt wird jedoch erst im Dezember abgestimmt, und erst 2024 kann man verwaltungstechnisch planen. In der Zwischenzeit könnte und müsste der Landkreis diese wichtige Arbeit sichern. 15 Thüringer Landkreise unterstützen seit Jahren ihre Schulsozialarbeit. Wenn das in Nordhausen nicht kurzfristig gelingt, wird die Arbeit an der größten Schule des Landkreises eingestellt. In erster Linie sind hunderte Kinder und Jugendliche betroffen, die regelmäßig von den vielfältigen Angeboten der SSA profitieren.

Gert Bufe, Geschäftsführer der "Frohen Zukunft", blickt mit gemischten Gefühlen auf das 10-jährige Jubiläum der Schulsozialarbeit im Landkreis Nordhausen. „Grund zum Feiern gibt es erst, wenn alle Schulen, die diese wünschen, mit Schulsozialarbeit versorgt sind. Ziel muss eine sichere Finanzierung ohne regelmäßige kurzfristige Verunsicherungen sein. Das Bekenntnis des Landkreises muss auch die ergänzende Finanzierung einschließen“, bekräftigt Gert Bufe.