Traditionsbrennerei startet Whisky - Linie

Roggenechtes Lebenswasser aus Nordhausen

Freitag
03.11.2023, 17:30 Uhr
Autor:
red
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Nordhausen ist als Kornstadt bekannt, dass die Destillateure hier aber auch lange Jahre Whisky gebrannt haben wissen oft nur Kenner. Nach über 30 Jahren Pause soll diese Tradition nun wieder aufleben, der erste feine Tropfen wurde heute in der Traditionsbrennerei eingeschenkt…

In der Traditionsbrennerei wurde heute ein neuer feiner Tropfen vorgestellt: der erste Nordhäuser Roggenwhisky seit über 30 Jahren (Foto: agl) In der Traditionsbrennerei wurde heute ein neuer feiner Tropfen vorgestellt: der erste Nordhäuser Roggenwhisky seit über 30 Jahren (Foto: agl)


Schon Ende der 50er Jahre geht bei Nordbrand der erste Whisky vom Band, sechs Editionen „distilled and bottled in Nordhausen“ sollte es bis 1991 geben, mit einem Preis von 22,50 Mark war die Flasche „Smokey Springs“ schon damals eher etwas Feines für besondere Anlässe.

An die Tradition will man nun anknüpfen und da man Whisky nicht mal eben abfüllen kann, hat man gleich etwas länger gewartet. 10 Jahre hat der erste neue Nordhäuser Whisky in drei Fässern geruht, nun will man 1.200 Flaschen unter das Volk bringen. „Whisky wurde bei Nordbrand als Destillat auch in der Zwischenzeit gebrannt, aber nicht für die eigenen Produkte. Mit dem neuen "Rye Whisky" führen wir unsere Meisterlinie fort, wir wollen zeigen, dass wir auch das in Premium Qualität können“, so Thomas Müller, der Leiter der Nordhäuser Traditionsbrennerei.

René Müller ist frischgebackener "Meisterdestillateur" (Foto: agl) René Müller ist frischgebackener "Meisterdestillateur" (Foto: agl) Herr über die Fässer ist aber ein anderer, Renè Müller (nicht verwandt), überwacht bei Nordbrand rund 1.000 Fässer mit unterschiedlichsten aber stets hochprozentigen Inhalten. Seit einer guten Woche darf der Destillateur auch den Titel „Meister“ führen und kennt sich bestens aus, selbstverständlich auch mit Whisky. Die Neuauflage hat man im frischen Eichenfass gelagert, Grundzutat ist der gute Nordhäuser Roggen und mit 46 Volumenprozent ist der Tropfen nicht über die Maßen kräftig. Man habe mit diesem Destillat die Mitte gesucht um sowohl die Whisky-Kenner anzusprechen, die gerne in „Fassstärke“ trinken, als auch denjenigen etwas zu bieten, die ihren Whisky gerne mit Wasser „aufschließen“ ohne den edlen Tropfen gleichsam zu verwässern, erläutert Fassmanager Müller.

v.l.: die Herren der Fässer und feinen Tropfen: Thomas und René Müller  (Foto: agl) v.l.: die Herren der Fässer und feinen Tropfen: Thomas und René Müller (Foto: agl)


Edel ist auch der Preis von 69 Euro pro Flasche, wobei man sich in Sachen Whisky aber noch im Mittelfeld bewege, versichert Museumsleiter Thomas Müller. Der Bedarf nach Qualität sei ohne Frage vorhanden, der Erfolg der Sonderlinien der Nordhäuser Brennherren bei Korn und Gin spricht da eine deutliche Sprache und für den Whisky dürfte ähnliches zu erwarten sein. Nachfragen im Hofladen habe es in der Vergangenheit immer wieder gegeben.

Mit der ersten Charge soll denn auch nicht gleich wieder Schluss sein, für die kommenden Jahre plane man weitere Whisky-Kreationen, dann aber mit anderem „Finish“. Hinter dem Begriff verbirgt sich die Praxis, die Spirituose nicht nur in jungfräulichen Fässern zu lagern, sondern im Laufe der Reifung in andere Fässer umzufüllen, die bereits eine Vornutzung erfahren habe - etwa als Reifebehältnis für Portwein oder Chardonnay. Das Endprodukt nimmt die im Holz gespeicherten Aromen auf wodurch unterschiedlichste aromatische Feinheiten erreicht werden können. Eine Rolle spielt dabei auch die Art des Holzes und der Lagerort, erläutert René Müller. Dabei schreckt man auch vor ausgefallenen Experimenten nicht zurück - zwei Fässer Korn hat man vor einigen Monaten zum Beispiel in Sondershausen unter Tage gelagert, sehr zur Freude der Kumpel. Das erste, kleinere Fässchen der Unterlage wird in der kommenden Woche geleert, das Produkt habe sich unter den besonderen Bedingungen gut entwickelt, kann Müller mitteilen.

Derart extravagant will man mit dem Whisky noch nicht verfahren, Produktion und Lagerung finden ganz traditionell in Nordhausen und über Tage statt. Die limitierte Auflage ist ab sofort im Hofladen der Traditionsbrennerei, im Fachgeschäft oder online erhältlich.

Eine gute Gelegenheit vor Ort einmal hereinzuschauen wird bald die traditionelle Adventsausstellung bieten. Die eröffnet in ihrer nunmehr 17. Ausgabe am 07. Dezember und wird für einen guten Monat zu sehen sein. Das Motto ist dieses Jahr „Gold“ in allen nur erdenklichen Facetten. Für die Gestaltung suche man noch alte Bilderrahmen mit Goldüberzug, teilt Thomas Müller heute mit, das Museum würde sich sehr über die Unterstützung aus der Bürgerschaft in Form von Schenkungen freuen. Leihgaben sind leider nicht möglich. Bei wem also noch ein alter Bilderrahmen Staub fängt, der kann sich bei der Traditionsbrennerei unter info@traditionsbrennerei.de melden.
Angelo Glashagel