nnz nachgehakt

Alle raus aus der Rautenstraße 1

Freitag
03.11.2023, 12:58 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
In der letzten Woche hat die Gerüchteküche mal wieder gebrodelt, angeblich wolle die SWG den Wohnblock in der Rautenstraße 1 ohne große Umschweife sofort leerziehen. Ganz so ist es nicht, aber an dem Gebäude aus den 50er Jahren muss etwas passieren. Die nnz hat nachgehakt...

Der Laubengang auf der Rückseite der Rautenstraße 1 muss dringend saniert werden (Foto: Susanne Schedwill/ SWG Nordhausen) Der Laubengang auf der Rückseite der Rautenstraße 1 muss dringend saniert werden (Foto: Susanne Schedwill/ SWG Nordhausen)


Was genau ist das Problem?
Das Wohnhaus in der Rautenstraße 1 ist ein 64 Jahre altes Gebäude, 1958 von Stadtplaner und Architekt Friedrich Stabe entworfen. Die 30 kleinen Wohnungen sind ausschließlich über Laubengänge zu erreichen.

Und genau diese Laubengänge sind nun der Knackpunk, teilt die städtische Wohnungsbaugesellschaft SWG mit. "Zahlreiche Betonabsplitterungen und Rostschäden wurden an der Stahlbetonkonstruktion festgestellt. Das Nordhäuser Bauprüfinstitut NBI führte in unserem Auftrag im Frühjahr dieses Jahres zwei Betonuntersuchungen durch: Die Ergebnisse der Gutachten zeigten, dass der Zustand der Decken und Stützriegel des Laubengangs erheblich schlechter ist als zunächst angenommen."

Ursächlich sei der schlechte Beton, der in den Aufbaujahren verwendet wurde. Infolgedessen habe man den Umfang der Sanierung neu bewerten müssen. Ursprünglich sei geplant gewesen, diese Schäden bei bewohntem Zustand mittels Betonsanierung zu beheben. Eine Sanierung sei aber aufgrund des schlechten Zustandes der Stützriegel und des Betons nicht mehr möglich.

„In Zusammenarbeit mit unserem Planungsbüro wurden unterschiedliche Möglichkeiten geprüft und entschieden, dass der Laubengang in einem ersten Schritt abgebaut und anschließend wiederaufgebaut werden muss“, erklärte SWG-Projektleiter Maik Müller.

Muss der ganze Block leergezogen werden?
Da die 30 Wohnungen ausschließlich über den Laubengang erreichbar sind, bestehe nun keine andere Möglichkeit, als das gesamte Haus für die Sanierungsarbeiten vollständig zu räumen.

"Wir haben alle Möglichkeiten geprüft, eine Sanierung des Laubengangs während der Vermietung durchzuführen. Leider haben wir feststellen müssen, dass es keine praktikable und vor allem sichere Lösung gibt, um die Wohnungen während des Laubengang-Rückbaus zu erreichen", so SWG-Geschäftsführerin Inge Klaan.



Die Mieter erhielten bereits im Sommer die Kündigungen bis zum 30. Juni 2024. Man unterstütze die Mieter bei der Suche nach einer neuen Wohnung. Bis jetzt sei etwa die Hälfte der Wohnungen leergezogen – den meisten Mietern habe man eine neue Wohnung vermitteln können, einige seien aber auch ganz aus Nordhausen weggezogen. Die fünf gewerblichen Mieter im Erdgeschoss sind von den Kündigungen nicht betroffen und können ihre Geschäfte auch während der Bauarbeiten weiterhin öffnen.

Alle Mieter, die sich bisher noch nicht bei der SWG gemeldet haben, werden noch einmal angeschrieben, um bei der Wohnungssuche zu helfen, versichert der Vermieter. "Alle Mieter der Rautenstraße 1 werden von uns vorrangig mit neuen Wohnungen versorgt. Wir haben außerdem all unsere Mieter über die geplanten Arbeiten in unserer Mieterzeitung informiert, die Ende September erschienen ist.", heißt es weiter aus dem Unternehmen.

Wird der Block saniert oder muss mit einem Abriss gerechnet werden?
Der Wohnblock wird nicht abgerissen, wird aber umfangreich saniert, da das Haus einmal leergezogen ist. Es sind größere Eingriffe im Haus geplant, unter anderem soll es barrierearm umgebaut werden. Neben der Errichtung neuer Laubengänge ist der Einbau eines Aufzugs geplant, der in Kombination mit den Laubengängen einen barrierearmen Zugang zu allen Wohnungen ermöglicht, mit Ausnahme der beiden Dachgeschosswohnungen. Zudem sollen die Grundrisse modernisiert und teilweise von 1-Raum- auf 2-Raum-Wohnungen vergrößert werden, um die Nachfrage nach größerem Wohnraum besser bedienen zu können. Außerdem werden auch die Balkone erneuert.

"Wir werden das Haus auch energetisch sanieren. Dabei sollen nicht nur alle Versorgungsstränge und die Haustechnik erneuert, sondern das Haus soll auch an das Fernwärmenetz angeschlossen werden.", teilt die SWG weiter mit. Neben der Kellerdecke werde auch die Fassade energetisch saniert. Auch das Grafitto an der straßenseitigen Fassade soll im Zuge der Arbeiten wiederhergestellt werden.

Der Planungsprozess soll in diesem Jahr abgeschlossen und der Bauantrag noch in 2023 gestellt werden. Der Baubeginn ist für 2024 geplant.