47. Harzer Hunderter

Zum dritten Mal im Regen

Dienstag
31.10.2023, 13:27 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Im langjährigen Mittel konnten sich die langen Kanten im Harz für das sie begleitende Wetterglück rühmen. Aber die Regeln der Wahrscheinlichkeit holen auch den Südharz-Hunderter ein: Bei der dritten Veranstaltung in Folge am vergangenen Wochenende gab es viel Nass von oben und unten...

Wahrscheinlich hatten auch deswegen mehrere Anmelder kurzfristig abgesagt. Zu Viert starteten wir am Sonnabend um 11:30 am Nordhäuser Bahnhof, passierten den wieder stark verschlammten, aber uns dafür mit toller Laubfärbung entschädigenden Alten Stolberg und erreichten gegen 15:15 die Gaststätte Thyrafuchs. Hier beendete ein Wanderfreund, der extra aus dem Vogtland angereist war, planmäßig seine Wanderung.

Nach etwa einstündiger Stärkung passierten wir Breitungen und Agnesdorf und erreichten nach 30 km das malerische Questenberg, wo wir uns in der keltischen Gaststätte Zur Queste u.a. tollen Kirschkuchen munden ließen.

Wer jetzt Eindruck gewinnt, dass der Südharz-Hunderter vor allem aus Essen und Trinken besteht, dem sei gesagt, dass zwischen den Einkehren oft zahlreiche Kilometer zu durchwandern sind. So lagen vor der nächsten schmackhaften Kalorienquelle im Harzer Erlebnishof Grillenberg weitere 18 Kilometer bzw. drei Stunden relativ schnelles Gehen. Motiviert wurden wir dazu unter anderem durch die zu erwartende Möhren-Ingwer-Suppe: Der Chefkoch in Grillenberg hatte eine solche wie schon mehrmals zuvor extra für uns zubereitet.

Zwischen Uftrungen und Breitungen eröffnet sich dem Wanderer ein schöner Blick auf den bunten Herbstwald im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz. (Foto: Bodo Schwarzberg) Zwischen Uftrungen und Breitungen eröffnet sich dem Wanderer ein schöner Blick auf den bunten Herbstwald im Biosphärenreservat Karstlandschaft Südharz. (Foto: Bodo Schwarzberg)


Etwa ab Mitternacht tauchten wir in eine rund acht Stunden andauernde Regenphase ein, auf die wir uns jedoch mit passender Kleidung, gefetteten Schuhen und Regenschirmen gut vorbereitet sahen.

Der Regen machte die noch belaubten und teils durch das jahrelange Niederschlagsdefizit geschwächten Bäume schwerer als sonst, und einmal hörten wir einen großen Ast krachend in die Dunkelheit stürzen.

Nach dem Umwanderung unzähliger, bis zu zehn Meter langer Pfützen zu Füßen der Mansfelder Kupferschieferhalden erreichten wir gegen vier Uhr (MEZ) die Lutherstadt Eisleben, machten ein Foto auf dem Marktplatz mit seinen herausragenden historischen Gebäuden und genossen anschließend Kaffee und selbstgebackenen Kuchen bei einem unserer Wanderfreunde, der, und dessen Ehefrau, uns zum wiederholten Male in ihrer urgemütlichen Wohnküche empfingen.

Hier sind wir nicht in eine fremde Wohnstube eingedrungen: In Morungen gibt es eine exklusive Bushaltestelle mit reich gefüllten Bücherschränken zur kostenlosen Bedienung. Wanderfreund Christian aus Jena lässt es sich nicht nehmen, im Schein seiner Taschenlampe ein wenig zu stöbern und schließlich ein Buchexemplar in seinen Rucksack zu stecken.  (Foto: Bodo Schwarzberg) Hier sind wir nicht in eine fremde Wohnstube eingedrungen: In Morungen gibt es eine exklusive Bushaltestelle mit reich gefüllten Bücherschränken zur kostenlosen Bedienung. Wanderfreund Christian aus Jena lässt es sich nicht nehmen, im Schein seiner Taschenlampe ein wenig zu stöbern und schließlich ein Buchexemplar in seinen Rucksack zu stecken. (Foto: Bodo Schwarzberg)


Noch zwei Stunden lagen beim Abmarsch um 5 Uhr vor der eigentlichen Frühstückspause im Strandhotel Aseleben am Süßen See, die wir nach 80 Kilometern ansteuerten. Unser Eisleber Wanderfreund begleitete uns zwischen seiner Heimatstadt und der Saalestadt auf den letzten 37 Kilometern. - Und liebe Leser, ob ihr es glaubt oder nicht: Als wir um 7:15 vor dem einzigartigen Bufet im Strandhotel Aseleben standen, verspürten wir erneut großen Apettit, den wir in den folgenden eineinhalb Stunden stillten.

Ab 8:30 klarte es plötzlich auf und entlang der Weinberge des Höhnstedter Weinanbaugebietes, lugte ab und an sogar die Sonne hervor. Ein schnelles Bier in der Bowlinggaststätte von Langenbogen forcierte noch einmal unseren Antrieb, mit dem wir ca. 45 Minuten nach der geplanten Zeit gegen 13:30 und 100 Kilometern den S-Bahnhof Halle-Nietleben erreichten.

Das nächtliche Hergisdorf erreichten wir um 2:14 am Sonntag. Der nächste Ort in fünf Kilometern Entfernung ist Eisleben. (Foto: Bodo Schwarzberg) Das nächtliche Hergisdorf erreichten wir um 2:14 am Sonntag. Der nächste Ort in fünf Kilometern Entfernung ist Eisleben. (Foto: Bodo Schwarzberg)


Zwei unserer Wanderfreunde beendeten hier ihre Tour, während unser Eisleber Wanderfreund und ich noch weitere fünf Kilometer durch Halle-Neustadt und über den halleschen Marktplatz bis zum Hauptbahnhof unter die Füße nahmen. Immer wieder ist es für mich interessant, zu sehen, wie sich meine einstige, langjährige Wahlheimat so nach und nach verändert.

Der 48. (2.12,) und der 49. Südharz-Hunderter (Februar 2024) finden erneut auf der Route NDH-HAL statt, der 50. (Anfang April) auf den Karstwanderweg von Bad Sachsa nach Sangerhausen.
(bodo_schwarzberg@yahoo.de)

Bodo Schwarzberg