Umweltausschuss auf Exkursion

Tagung im Wald

Dienstag
31.10.2023, 09:05 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Der Umweltausschuss des Kreistags Nordhausen informierte sich anlässlich seiner diesjährigen Oktobersitzung bei einer abendlichen Exkursion mit der ThüringenForst AöR über die Strategie der Wiederbewaldung auf den Kalamitätsflächen im Forstamt Bleicherode-Südharz...

Forstreferendar Karl Friedrich Reich erläuterte die Schadentwicklung seit dem Sturm Fredericke im Januar 2018, der erheblichen Windwurf und -bruch im Landkreis zur Folge hatte. Seit 2018 haben neben Witterungsfaktoren wie Temperatur und Niederschlag auch Borkenkäferkalamitäten auf den Wald extrem zugenommen.

Der Umweltausschuss des Kreises auf Exkursion im Südharz (Foto: ThüringenForst) Der Umweltausschuss des Kreises auf Exkursion im Südharz (Foto: ThüringenForst)


Aktuell sind knapp 20 % der Waldfläche im Landkreis Nordhausen von der Kalamität betroffen. Aufgrund des rasanten Voranschreitens des Klimawandels hat der Wald als komplexes Ökosystem nicht die Fähigkeit schnell genug durch rein natürliche Prozesse die Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion sicher zu stellen. Eine aktive Wiederbewaldung mit klimaresilienten Baumarten ist daher vielerorts unerlässlich.

Die Exkursion vermittelte einen Überblick über aktuell laufende Aufforstungsmethoden. Hierbei wurde vor allem die ökologische Bedeutung von Totholz als unterstützende Hilfe für die neue Waldgeneration deutlich. Abgestorbene Fichtenbestände, sogenannte Dürrständer, werden aktiv in die Wiederbewaldung integriert. Nach einer Vorratsreduzierung erfolgt eine Unterpflanzung mit vorrangig Weißtanne an den Stockachseln, die von der Beschattung in den Dürrständern profitiert.

Forstamtsleiter Gerd Thomsen erläuterte: „Das Belassen von Dürrständern und Hochstubben ist ein Kompromiss zwischen ökologischen Vorteilen und ökonomischen Zugeständnissen. Da wir multifunktionale Forstwirtschaft betreiben, nehmen wir finanzielle Einbußen bewusst in Kauf, um durch das Belassen von Totholz unter anderem die Biodiversität zu fördern. Weitere Mischungsbaumarten mit denen Kalamitätsflächen wiederbewaldet werden sind Eiche, Douglasie, Lärche, Ahorn und zahlreiche andere Laubbaumarten. Auch die Naturverjüngung, vor allem Birke, Aspe und Eberesche, aber auch Lärche, Fichte und Buche wird grundlegend berücksichtigt und spielt in der Wiederbewaldung eine signifikante Rolle. Der kommende Zerfall der Dürrständer führt zu positiven Begleiterscheinungen und unterstützt das Wachstum der Verjüngung. Hierzu zählen vor allem Schattenspender, Temperatursenke, Wasserspeicher oder die Abgabe von Nährstoffen. In der kommenden Zeit werden die Dürrständer zusammenfallen und einen natürlichen Verhau und somit Verbissschutz gegenüber verbeißendem Schalenwild liefern.

Vielerorts kann aber auch eine tendenzielle Gefahr von Dürrständern ausgehen. Daher erfolgt beispielsweise an allen Straßen sowie Wirtschafts-, Maschinen- und Wanderwegen eine Entnahme eines 30 m breiten Streifen mittels Hochstubben. Anders als bei der klassischen Entnahme werden die Bäume nicht am Wurzelanlauf gefällt, sondern in einer Höhe von ein bis zwei Metern. Stefan Großer, Revierleiter im Revier Wiegersdorf erläuterte die Vorteile, dieses gewöhnungsbedürftigen Waldbildes zu denen kleinstandörtlich bessere Bedingungen für die kommende Waldgeneration zählen und die Wiederauffindbarkeit der jungen Bäume zur Pflege bei starker Vergrasung.