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"Kirchen sollten mehr Flüchtlinge aufnehmen"

Montag
30.10.2023, 15:38 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Allerorten wird dieser Tage das Thema Migration heiß diskutiert, nachdem selbst der Bundeskanzler verbal aktiv wurde und mehr Abschiebungen und bessere Kontrollen der „Ankommenden“ verlangte. Verblüffend sind einmal mehr die Töne aus der Evangelischen Kirche Deutschlands …

Die Aussage der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus, Deutschland solle als reiches Land mehr Flüchtlinge aufnehmen, wurde umgehend durch den Bundesvorsitzenden von Bündnis Deutschland, Steffen Große, kritisiert. Die Pfarrerin und Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland hatte die Festlegung einer bestimmten Obergrenze als populistische Nebelkerze bezeichnet und laut FAZ und SPIEGEL behauptet, die Aufnahmekapazitäten für Geflüchtete seien noch lange nicht erreicht.

Große sagte dazu: „Frau Kurschus nimmt die Überlastungsanzeigen der Kommunen offenbar nicht wirklich ernst. Die Kirchen sollten sich an alte Tugenden erinnern und sofort alle Gotteshäuser für Flüchtlinge öffnen und diese beherbergen. Deutschland hat so reiche Kirchen, das schaffen sie.“

Er verweist bei der Pauschalaussage, Deutschland sei ein reiches Land, auf die Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Böckler-Stiftung (WSI) von Ende 2022. Danach leben immer mehr Menschen in Deutschland in Armut, immer mehr beträfe der Spardruck auch die Mittelschicht. Bei Haushalten bis 3.500 Euro Nettoeinkommen will rund jeder Dritte beim Lebensmitteleinkauf kürzer treten. „Je weniger Geld die Menschen hätten, desto mehr zweifeln sie an der Demokratie als beste Staatsform, so die Studie,“ warnte Steffen Große.

Ergänzend führt er die Armutsgefährdung deutscher Studenten an. 37,9 Prozent der Studenten gelten als armutsgefährdet. Dieser Wert habe sich gegenüber 2020 mehr als verdoppelt. Studenten, die allein oder mit Kommilitonen zusammenleben, gelten zu 76,1 Prozent als armutsgefährdet (Statistisches Bundesamt). Immer mehr Familien können sich kein Wohneigentum leisten, Unternehmen wandern aus Kostengründen aus Deutschland aus.

Der Ratspräsidentin ruft der Bündnis-Deutschland-Politiker deshalb zu: „Frau Kurschus, kommen Sie endlich im realen Deutschland 2023 an!"
Oberste Priorität für das Handeln der politischen Verantwortungsträger habe das Wohl des deutschen Volkes und nicht von Migranten, so Große. Darüber hinaus führe der ungehinderte Zustrom zur politischen und gesellschaftlichen Destabilisierung Deutschlands und Europas, wie die Palästinenser-Demonstrationen als ein Beispiel sehr anschaulich zeigen.