Treffen ehemaliger Nordhäuser Feuerwehrleute

Alte Kameraden nahmen Abschied

Donnerstag
26.10.2023, 19:30 Uhr
Autor:
osch
veröffentlicht unter:
In der leerstehenden alten Feuerwache in der Hohekreuzstraße herrschte heute noch einmal rege Betriebsamkeit. Die zwei Dutzend Mitglieder starke Gruppe ehemaliger Nordhäuser Berufsfeuerwehrleute kam zu einem ihrer regelmäßigen Treffen zusammen...

Und doch war dieses Mal alles anders, denn es war für die pensionierten Floriansjünger die letzte Gelegenheit die Gänge und Räume abzuschreiten, die ihnen viele Jahre als Arbeitsstätte dienten.

Ehemalige Feuerwehrleute nehmen Abschied von ihrer Wache (Foto: oas) Ehemalige Feuerwehrleute nehmen Abschied von ihrer Wache (Foto: oas)

Seit nunmehr zehn Jahren treffen sich die Männer und eine Frau regelmäßig, um gemeinsame Ausflüge zu unternehmen und der alten Zeiten in ihrer Feuerwache und bei Einsätzen zu gedenken. Ob Traditionsbrennerei oder Schaubergwerk, die 25 Feuerwehrleute kommen aller drei Monate zusammen und erhalten gewachsene Freundschaften und gemeinsame Erinnerungen am Leben. Fotos in schlichtem schwarz-weiß werden herumgereicht, Aktenordner mit Zeitungsausschnitten und Urkunden für besondere feuerwehrtechnische oder sportliche Leistungen durchstöbert.

Von 1969 bis ins Jahr 2011 war beispielsweise Bernd Recknagel in der Nordhäuser Feuerwehr und kann profunde Auskunft geben. „In der DDR-Zeit kam man zur Feuerwehr nachdem man einen ordentlichen Beruf gelernt hatte. Entweder wurden die Kameraden angeworben oder sie rekrutierten sich aus den Freiwilligen Feuerwehren. Nicht selten verbrachten sie dann ihr gesamtes Berufsleben bei der Feuerwehr“, erzählt Recknagel. „Natürlich haben wir früher auch alle Brände gelöscht bekommen, aber zwischen der Ausstattung von damals und heute liegen Welten“. Die großen technischen Errungenschaften hätte allerdings auch ihren Preis, weiß er, denn heutzutage sind die Kommunen für ihr Wehren verantwortlich und müssen dafür erheblichen Mittel aufbringen.

„Für uns spielte damals auch der Sport eine große Rolle“, erinnert er sich und verweist darauf, dass Nordhäuser Kameraden sogar in der Nationalmannschaft der Feuerwehrleute standen, die sich mit Vertretern anderen Nationen in Löschangriffen und anderen brandbekämpfenden Maßnahmen maßen. Es gab eine eigene Fußballmannschaft, die unter „Dynamo“ am Spielbetrieb in der Kreisliga teilnahm. Ein Volleyballteam stellten die städtischen Angestellten zur Katatsropheneindämmung ebenfalls. Einer der damals besonders erfolgreich war ist Otfried Pabst, der dreimal den Titel eines DDR-Meisters im Feuerwehr-Dreikampf erringen und mit vielen weiteren hervorragenden Platzierungen glänzen konnte. Stolz zeigt er uns seine Urkunden und schwärmt: „Es war eine schöne Zeit!“

Otfried Pabst ist dreimaliger DDR-Meister im Feuerwehr-Dreikampf (Foto: oas) Otfried Pabst ist dreimaliger DDR-Meister im Feuerwehr-Dreikampf (Foto: oas)

Diesem Ausruf widerspricht keiner der Anwesenden, ganz im Gegenteil wird zustimmend genickt im Aufenthaltsraum des ersten Obergeschosses, wo eine lange Tafel eingedeckt ist und es längst nach Gürkchen und Mettbrötchen duftet, die fleißige Hände inzwischen hereingetragen haben. Auch zum „Löschen“ stehen mehrere Kästen bereit, auf Schläuche wird heute jedoch verzichtet. Bis in den Abend werden sie nun sitzen und sich austauschen, die alten Geschichten erzählen.

Aber sie wollen auch ihre Erfahrungen weitergeben und die Tradition der Florianjünger am Leben erhalten. Ob später noch gesungen wird oder gar die „alten Kameraden“ erklingen, das entzieht sich unserer Kenntnis. Ein etwas wehmütiger Abschied von der Wache in der Hohekreuzstraße dürfte es aber werden, denn ab 31. Dezember ist hier endgültig Schluß mit der Feuerwehr. Und weil die Feuerwehrmänner gebildete Leute sind und sich je nach den technischen Gegebenheiten der Zeit auch drahtlos verständigen mussten, ist natürlich auch der Zeitraum für ihr heutiges Treffen nicht dem Zufall überlassen worden. Am Sonntag (29. Oktober) vor einhundert Jahren ging der erste deutsche Radiosender mit regelmäßigen Sendungen von Königs Wusterhausen aus in Betrieb.
Olaf Schulze