Spurensuche in der Geschichte

Die "Ilfelder Stelle" in Göttingen

Donnerstag
19.10.2023, 16:16 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Einst gab es ein heute fast vergessenes Privileg Ilfelds an der Universität Göttingen, welches 1735 eingerichtet wurde, vor 288 Jahren. Das hatte mit Freitischen zu tun. Genauer ist das hier zu erfahren, auch, was aus diesem Privileg geworden ist und Tim Schäfer hat die Antwort...

Ilfeld hatte eine Alma Mater Ilfeldensis, die Klosterschule, die Ilfeld (heute Gemeinde Harztor) berühmt gemacht hat. Hier wirkte u.a. Michael Neander. Daran erinnert das Denkmal vor dem heutigen Klinikbau mit Fachpraxis, die de-jure die Neanderklinik Harzwald GmbH ist. 1732 kam es zu Gründungsaktivitäten, um in Göttingen eine Universität zu etablieren.

Diese ist heute als Georg-August-Universität bekannt und strahlt deutsche Exzellenz aus. Damals war der Monarch Georg II., König von Großbritannien und Irland & deutscher Kurfürst sowie nominell ein Herzog von Hannover (Braunschweig und Lüneburg) ein Förderer der Gründung der Universität.

Inhalte der Klosterschule Ilfeld sind sozusagen in der Universität aufgegangen. Wie kam es aber dazu, dass eine besondere Ilfelder Stelle an der Göttinger Universität gestiftet wurde? Professor Knoke überlieferte, dass es der Wunsch von König Georg II. war, dass Freitische gestiftet werden, was seinerzeit gut gelang. Unter Freitischen (mensa gratuita= unentgeltlicher Tisch) dürfen wir heute eine frühe Form eines Stipendiums verstehen. So nannte man im universitären Umfeld die seinerzeitige unentgeltliche Studentenverpflegung.

Der Administrator des Ilfelder Klosters Justus Christoph v. Reiche zu London stiftete 1734 einen Kapitalbetrag von 1000 Thalern für Freitische. Dadurch gewährte das Ministerium in Hannover 1735 ein Präsentationsrecht auf eine durch die Göttinger Uni zu unterhaltende Freistelle. Dieses Recht nutzte der Stifter bis zu seinem Tode 1740. Auch sein Sohn und Nachfolger Gerhard Andreas v. Reiche setzte dies fort. Er entschloss sich aber, dieses Recht eines Administrators des Klosters aufzugeben und an die Regierung in Hannover zu übertragen. Dieser Beschluss wurde 1747 ausgeführt.

Damit ging auch das Verleihungsrecht der Ilfelder Stelle von 1735 auf das Ministerium über. Seit 1850 wurde diese Ilfelder Stelle aufgrund von Einsparungsmaßnahmen nicht mehr besetzt, 1863 wurde sie aus den Bestandslisten gestrichen. Das gestiftete Kapital soll aber weiterhin für Zwecke der Freitische verwandt worden sein und kam somit Vertretern vieler Studentengenerationen zugute.
Die Stiftung der ersten Freitische im Zusammenhange mit der Gründung der Universität - Deutsche Digitale Bibliothek (deutsche-digitale-bibliothek.de) Archiv: Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt, 5-12-1520 Regierung Frankenhausen, Archivalien-Signatur: 1074, Link: http://www.archive-in-thueringen.de/de/findbuch/view/bestand/19345/systematik/111867/archivgut/2929241
Tim Schäfer