Baumschnitt mit Hubschrauber

Holzfäller in luftiger Höhe

Dienstag
17.10.2023, 17:30 Uhr
Autor:
red
veröffentlicht unter:
Am Himmel über dem Wald im Südharz geht es in dieser Woche geschäftig zu. Der ThüringenForst hat sich für den Baumschnitt im schwierigen Gelände hinter Netzkater professionelle Hilfe aus der Luft geholt…

Spezialhubschrauber über dem Südharz (Foto: agl) Spezialhubschrauber über dem Südharz (Foto: agl)


Erst dröhnt die Säge, dann die Rotoren - im Brandesbachtal bei Ilfeld kreist in den nächsten Tagen ein Spezialhubschrauber über dem Wald und holt abgestorbene Laub- und Nadelbäume aus dem Dickicht. Das Gelände ist schwierig, der Hubschrauber die beste und kostengünstigste Option, erläutert Hennri Partsch am Vormittag auf dem Parkplatz bei Netzkater. Partsch ist beim ThüringenForst für die Verkehrssicherung zuständig und sieht den Heli nicht zum ersten Mal über dem Wald kreisen, alltäglich ist der Anblick aber auch für ihn nicht.

„Ein normaler Einschlag wäre schwierig. Wir müssten auf rund 450 Meter von Hand einen Fangzaun setzen, Spezialkräne heranführen und die Bundesstraße für mehrere Tage sperren. Da ist der Hubschrauber die bessere Lösung.“, erläutert Partsch. Ein gutes Jahr hat man gebraucht um die Aktion vorzubereiten, die nötigen Genehmigungen einzuholen und die Bäume auszuwählen, die ausgeflogen werden sollen. Keine leichte Sache, zumal hier am Harzrand drei Bundesländer tangiert werden, die jeweils ihre eigenen Regeln und Vorschriften haben.

Hennri Partsch leitet beim ThüringenForst die Verkehrssicherung (Foto: agl) Hennri Partsch leitet beim ThüringenForst die Verkehrssicherung (Foto: agl) Insgesamt 135 Bäume habe man schließlich ausgewählt, erläutert der Leiter des Bleicheröder Forstamtes, Gerd Thomsen. Nach dem Sommer dürften noch ein paar mehr dazu gekommen sein, die auch mitgenommen werden müssen, wobei das Jahr für die Wälder im Südharz dank ausreichender Feuchtigkeit etwas besser war als die extreme Trockenheit der letzten Jahre. Deren Folgen sind dennoch sichtbar und wo abgestorbene Bäume zur ernsthaften Gefahr für den Menschen werden können, müssen sie weggeholt werden. Das gilt auch für eine „Stilllegungsfläche“ wie hier am Brandesbachtal, wobei ein Teil des gefällten Holzes aber liegen bleiben kann und muss. Ausgeflogen werden nur rund 50 Prozent des notwendigen Einschlags, erklärt Thomsen.

Das Profil des K-Max ist enorm schmal gehalten (Foto: agl) Das Profil des K-Max ist enorm schmal gehalten (Foto: agl) Die nötige Technik besitzt man im Thüringer Forstamt nicht, wohl aber in der Schweiz. Die „Rotex Helikopter AG“ ist mit einem Spezialhubschrauber angerückt, einem „K-Max“. Der Heli ist auffallend schmal, kaum breiter als der Sitz des Piloten, der nach links und rechts beste Sicht braucht. Ein Heckrotor fehlt, stattdessen manövriert der Hubschrauber über zwei versetzt laufende Hauptrotoren, was Hohe Leistung bei niedrigem Gewicht ermöglicht, erklärt Renato Giezendanner, der am Boden zwischen dem Heli und den drei Bodencrews vermittelt. Mit 15 Personen ist man vor Ort - Pilot, Techniker, drei Kollegen am Ablagefeld und drei Zwei-Mann-Teams im Wald plus Koordinator. Die Arbeit geht erstaunlich schnell vonstatten, die Holzfäller im Baum, dirigieren den Piloten via Funk zum richtigen Gehölz, klinken das Kabel des Hubschraubers ein, setzen die Säge an und kurze Zeit später schwebt ein Stück Baum über dem Wald. Geklettert wird mit Langseiltechnik, die Profis müssen nicht ständig rauf und runter sondern können am Seil zwischen den Bäumen pendeln.

Am Boden hatte Renato Giezendanner viele Fragen zu beantworten (Foto: agl) Am Boden hatte Renato Giezendanner viele Fragen zu beantworten (Foto: agl)


Für die Schweizer ist das alles Routine, man ist seit 26 Jahren in ganz Europa unterwegs, erst letzte Woche war man in Schottland, erzählt Giezendanner, die Arbeit mit dem Hubschrauber sei trotzdem immer noch aufregend. Den Thüringer Förstern geht es nicht anders, auch wenn er einen solchen Einsatz nicht zum ersten Mal sieht, sei der Anblick jedes mal wieder nervenaufreibend, erzählt Partsch. Noch bis Freitag soll der Hubschrauber über dem Südharz schweben, pünktlich zum Feierabend will man dann alles geschafft haben und danach können die Kollegen am Boden wieder ihrer ganz normalen Arbeit nachgehen.
Angelo Glashagel


Holzfäller-Hubschrauber über dem Harz